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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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machte einen Notstart und landete inmitten eines Gefechts in Frankreich. Dort teilte man ihm das Kommando über eine Bodeneinheit zu, was ihm nach relativ kurzer Zeit eine Auszeichnung für »besondere Tapferkeit« eintrug. Ein Jahr später war er in Gefangenschaft geraten.
    Allerdings hatte wenige Minuten, nachdem Tahn die Rettungskapsel gestartet hatte, eine Spezialeinheit der Pegasianer die Annum geentert, den Captain getötet und das Schiff übernommen. Augenscheinlich war der Zustand der Energieerzeuger keineswegs so bedrohlich, wie Tahn angenommen hatte. Der Krieg hatte sich noch weitere zwei Jahre hingezogen, bis es den Magistraten schließlich gelang, die Invasoren zurückzuschlagen. Sobald die Überlebenden der Annum von ihren verschiedenen Einsatzorten zurückgekehrt waren, hatten die Magistraten einen Untersuchungsausschuß eingesetzt, um herauszufinden, wessen Fahrlässigkeit für den Verlust des Schiffes verantwortlich war. First Lieutenant Glatzer erklärte als Stellvertreter des Kommandanten, Tahns Beurteilung des Maschinenzustands sei unzutreffend gewesen, und durch seine Flucht habe er das Schiff ohne Zugriff auf die Waffensysteme zurückgelassen, was die Eroberung erst möglich gemacht habe. Cole verteidigte sich leidenschaftlich, schilderte den Ablauf der Ereignisse so detailliert wie möglich und behauptete, es müsse ein Computerfehler vorgelegen haben. Seine Crew unterstützte diese Darstellung bis auf den letzten Mann. Obwohl Slothen Tahn als »brillanten jungen Hitzkopf« bezeichnete, verzichtete er auf eine weitere Verfolgung dieser Angelegenheit, zumal Coles Einsatz in Frankreich seine Kompetenz und seinen Wert für die Flotte zur Genüge unter Beweis gestellt habe.
    Eine Woche später waren die übrigen Besatzungsmitglieder der Annum zum nächstgelegenen neuraphysiologischen Zentrum gebracht worden, wo man sie wochenlang mit Gehirnsonden malträtierte, um herauszufinden, was wirklich geschehen war und wer einen Fehler gemacht hatte. Brauchbare Ergebnisse wurden auf diese Weise nicht zutage gefördert, doch die gesamte Crew erlitt durch die Untersuchung irreparable Gehirnschäden. Die Regierung hatte sie daraufhin in Heimen untergebracht, wo sie bis zu ihrem Tod blieben.
    Carey stand reglos da und starrte blicklos auf das Holo der Teton-Berge auf der Alten Erde, das den größten Teil der Wand neben ihrer Tür einnahm. Die schneebedeckten Bergspitzen schimmerten korallenrot in den ersten Strahlen der Dämmerung. Über ihnen leuchtete ein Schlachtkreuzer wie ein Dreieck aus poliertem Silber. Das Bild strahlte eine besondere Kraft aus – so wie die Hoyer und ihr Captain.
    Kein anderes Schiff der magistratischen Flotte war nach der Annum von Feinden übernommen worden – keines außer der Hoyer. Und niemand vermochte abzuschätzen, wie Slothen darauf reagieren würde. Es war durchaus möglich, daß er Tahns Freispruch in der Annum- Affäre noch einmal überprüfte, ein Gedanke, der Cole zweifellos im Moment stark beschäftigte. Auf jeden Fall aber würde Slothen wissen wollen, was schiefgelaufen war, wen sie unterschätzt hatten und warum. Und was würde geschehen, wenn das Logbuch des Schiffs auf diese Fragen keine Antworten gab? Bei der Annum war genau das der Fall gewesen.
    »Zieh keine voreiligen Schlüsse!« befahl Carey sich selbst. »Diesmal liegen die Dinge völlig anders. Die Annum verfügte nicht über unser ausgefeiltes, selbstaufzeichnendes Computersystem. Unser Log wird den Magistraten alles mitteilen, was sie wissen wollen. Gehirnsonden werden nicht nötig sein.«
    Und wenn sie die Sonden trotzdem einsetzen – als Strafe?
    Carey schlang die Arme um den Leib, als sie ihre Wanderung wieder aufnahm. Sie wünschte, sie hätte Zugriff auf das Sicherheitsprogramm, um zu erfahren, welche Daten Slothen vorfinden würde, doch Baruch hatte den Zugang gesperrt. Gott sei Dank hatte er die Personalakten nicht als sensiblen Bereich eingestuft, sonst hätte sie nicht einmal etwas über die Annum herausfinden können.
    »Verdammt. Verdammt!«
    Es gab nur eine Möglichkeit, wie die Mannschaft und sie selbst den drohenden Gehirnsonden entkommen konnten – sie mußten das Schiff zurückerobern. Gelang ihnen das nicht, würden die Magistraten, sobald Baruch sie irgendwo abgesetzt hatte, eine Untersuchung anordnen und sie allesamt zum nächstgelegenen neurophysiologischen Zentrum schaffen.
    Gelang es ihnen hingegen, das Schiff wieder in ihre Gewalt zu bekommen, bevor die Magistraten überhaupt

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