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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Bilder durch ihre Gedanken. Große Schiffe durcheilten einen gelben Himmel und überflogen eine Stadt aus hochaufragenden Gebäuden. Sie hatte neben einem kleinen Jungen in einem großen, lavendelfarbenen Raum gestanden, dessen Wände mit prächtigen Bildern geschmückt waren. Die Stimme des Jungen hatte sich mit der ihrer Mutter zu einem sonderbaren, unheilvollen Klang vermischt.
    »Aktariel … laß mich in Ruhe«, flüsterte Rachel.
    Sybil kniff die Augen so fest zusammen, daß die Lider schmerzten. Dann kam ihr ein erschreckender Gedanke.
    Hatte ihre Mutter ebenfalls merkwürdige Träume? Hatte vielleicht der böse Aktariel etwas mit ihr, dem kleinen Jungen und dem lavendelfarbenen Raum mit den hübschen Bildern zu tun? Eigentlich hatte sie immer geglaubt, Gott würde den Menschen die merkwürdigen Träume schicken. Versuchte Epagael ihr etwas zu sagen? Wieder nannte ihre Mutter Aktariels Namen.
    Sybil kroch tiefer unter die Decken, bis ihre Füße den stählernen Bettrahmen berührten. Sie zog einen Zipfel des Lakens über ihr Gesicht, preßte es gegen den Mund und weinte leise hinein.
     
    Mikael erwachte und blinzelte träge zur Decke empor, die im gedämpften silbernen Lichtschein wie frostüberzogenes Glas unter Wasser wirkte. Er hatte von einem gelben Himmel geträumt, und von den sonderbaren Felsen, die man die Hörner des Kalbs nannte. In dem Traum war Metatron zu ihm gekommen, und sie hatten darüber gesprochen, wie man den Krieg gewinnen konnte, der auf den Ebenen unter ihnen tobte. Es war ein merkwürdiges Gespräch gewesen, denn die ganze Zeit über hatte Mikael Kopfschmerzen gehabt, so als ob Metatrons Stimme etwas mit seinem Gehirn anstellte. Mikael fuhr sich mit den Fingern durch das schwarze Haar.
    Wie lange hatte die Spritze ihn schlafen lassen? Er erinnerte sich, daß sein Großvater zu ihm gekommen und ihm gesagt hatte, er müsse länger schlafen, als Captain Tahn geplant hatte – das sei wichtig, denn sonst müßten viele Menschen sterben. Und so hatte er viele Stunden lang zusammen mit dem Großvater in seinem Zimmer auf Kayan gespielt, und dabei den Geschichten über Jekutiel und das Mea und die Schiffe gelauscht, die aus dem Wirbelsturm kamen, um die bösen Menschen zu vernichten. Später war er durch den regennassen Wald gekrochen, hatte den Geruch der Erde und der Bäume in sich aufgenommen und aus herabgefallenen Ästen kleine Festungen gebaut. Es hatte ihn glücklich gemacht, wieder daheim zu sein …
    … doch jetzt war er zurück auf der Hoyer.
    Er rollte sich fröstelnd zur Seite.
    Ein Mann in grauer Uniform saß schlafend am Tisch. Mikael riß die Augen auf und sah sich in der Kabine um. Das Bett stand an einem anderen Platz, und die Tür zum Badezimmer befand sich in der falschen Wand. Wann hatte man ihn in ein anderes Zimmer gebracht?
    Gähnend schwang Mikael die Beine aus dem Bett und betrachtete den schlafenden Wachtposten. Er hatte ein breitflächiges Gesicht, das zu einem großen Teil von einem schwarzen Bart bedeckt wurde.
    »Entschuldigung?« flüsterte Mikael. »Sir?«
    Der Mann zuckte leicht zusammen und veränderte seine Haltung auf dem Stuhl.
    »Mister?« rief Mikael etwas lauter. »Ich bin jetzt wach. Sind wir schon auf Palaia Station?«
    Der Posten öffnete die Augen und brummte verschlafen: »Das will ich nicht hoffen.«
    »Aber ich muß nach Palaia Station, um mit Magistrat Slothen zu sprechen. Captain Tahn hat versprochen, mich hinzubringen.« Ein leises Gefühl der Angst beschlich Mikael. Irgend etwas stimmte hier nicht.
    Der Mann erhob sich. »Ich bin Nikos Kilom, mein Junge, und so was ähnliches wie ein Arzt – so gut eben, wie man das nach einer kurzen Schulung sein kann. Wie fühlst du dich denn? Noch ein bißchen benommen, was?«
    »Ja, Sir. Ein bißchen. Mein Kopf tut weh.«
    »Kein Wunder. Sie haben dir soviel von dem Schlafmittel verpaßt, daß du zwei volle Tage durchgepennt hast.«
    Mikael blinzelte nervös und krallte die Finger in die Bettdecke. So, wie Mr. Kilom das ausdrückte, hörte es sich an, als wäre es nicht gut gewesen. »Der Captain wollte, daß ich schlafe. Ich hatte oft Alpträume.«
    »Nun, seit du eingeschlafen bist, ist eine Menge passiert, Mikael Calas. Wirklich, eine ganze Menge.«
    Der Doktor streckte sich, öffnete dann einen Metallkoffer, der auf dem Tisch lag, und nahm mehrere Instrumente heraus, die Mikael nicht ganz geheuer erschienen.
    »Was sind das für Geräte?« fragte er.
    »Hm? Oh, ich muß dein Herz und die Lungen und

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