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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Spiegel hinüber. Nachdem er einen Blick hineingeworfen hatte, spuckte er in die Hände und strich sich dann über die in alle Richtungen abstehenden Haare.
    Yosef marschierte unterdessen nervös auf und ab. Die Vermutung, Mikael wäre auf Kayan umgekommen, hatte ihm damals schwer zu schaffen gemacht. Oh, er selbst konnte nicht klagen, er hatte ein langes, gutes Leben gehabt, doch es gab noch so viele Dinge, die er tun wollte. So hatte er immer davon geträumt, Mikael die Alten Geschichten zu erzählen – jene Geschichten, die das Volk trotz der gewaltigen Entfernungen zwischen den Planeten zusammenhielten. Und dann die Dinge, die ein Junge über seine Familie wissen sollte. Zum Beispiel, daß seine Großmutter zwar so häßlich wie ein Weabit gewesen war, aber so süß auf der Geige spielen konnte, daß das Herz eines jeden Mannes dahinschmolz. Und er wollte Mikael erzählen, wie sein Großvater, Zadok, die gamantische Revolte angeführt und einen Sieg errungen hatte, obwohl die Chancen eine Million zu eins standen.
    »Noch etwas«, unterbrach Ari abrupt seinen Gedankengang. »Du solltest mit Mikael über eine neuerliche gamantische Revolte sprechen. Falls wir das hier überleben, ich meine, wenn die Magistraten uns nicht in Kürze vom Himmel holen …«
    »Was ist eigentlich los mit dir?« rief Yosef. »Ich stehe hier und bin glücklich, weil der Junge heil und gesund ist, und du redest von noch mehr Krieg! Statt an so etwas zu denken, solltest du dich mehr um dein Seelenheil kümmern. Oder macht es dir nicht zu schaffen, daß du vielleicht schon bald dem Tod ins Auge blicken wirst?«
    »Mir? Bah! Ich habe in meinem Leben mit manchem guten Mann gekämpft und mit mancher guten Frau geschlafen. Genug jedenfalls, um die Talente von fünf Männern zu erschöpfen.«
    Yosef zog eine Augenbraue hoch. »Nur hast du gar keine Talente. Menschen in die Erschöpfung zu treiben ist das einzige, was du kannst.«
    »So? Wie oft hat Agnes sich denn krank gemeldet, nachdem du mit ihr aus warst?«
    »Du hast sie vorher schon geschafft.«
    Ari klopfte sich stolz auf die knochige Brust. »Ja, ich weiß.«
    »Blödsinn! Sie hatte einfach die Nase voll, genau wie alle anderen, die mit dir zu tun hatten.«
    Ari kicherte, und als er bemerkte, wie sich Yosefs Stirnrunzeln vertiefte, warf er den Kopf in den Nacken und lachte lauthals los.
    »Hör auf damit, du alter Narr«, rief Yosef. »Worüber lachst du eigentlich?«
    »Ich hoffe, Gott schickt dich nicht in die Grube. Du würdest mir fehlen.«
    Yosef machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich werde dort mit all meinen Freunden landen – dich eingeschlossen.«
    Der Türmelder summte. »Mr. Calas? Hier ist Chris Janowitz. Ich soll Sie zu Ihrem Neffen begleiten.«
    »Oh. Ari, bist du soweit?«
    »Klar, ich bin fertig. Von mir aus können wir gehen. Ich weiß allerdings nicht, weshalb wir Begleitschutz brauchen. Wer interessiert sich schon für uns?«
    Sie gingen zur Tür und öffneten. Sechs Wachen in purpurnen und grauen Uniformen drängten sich auf dem Flur. Chris Janowitz deutete eine leichte Verbeugung an.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Mr. Calas. Folgen Sie mir bitte. Wir werden versuchen, die schlimmsten Korridore zu umgehen.«
    »Nehmen die Probleme zu?«
    Janowitz nickte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich fürchte, Deck achtzehn ähnelt immer mehr einem Schlachtfeld. Die meisten Menschen, die jetzt noch heraufkommen, sind in einem schlimmen Zustand. Sie mußten länger als die anderen in Feuer und Verwüstung ausharren.«
    »Aber warum befinden sie sich dann auf den Fluren und nicht in …«
    »Das Lazarett und sämtliche medizinischen Notfallräume sind völlig überfüllt, Mr. Calas. Die Verletzten müssen draußen auf ihre Behandlung warten.«
    Sie setzten sich in Bewegung. Je drei Wachen bildeten Vorhut und Nachhut. Yosef warf Ari einen besorgten Blick zu und sah, wie sein alter Freund nachdenklich die Lippen schürzte.
    »Wird auf dem Planeten noch gekämpft?«
    »Mittlerweile so gut wie gar nicht mehr«, erwiderte Janowitz, »aber es hat eine Weile gedauert, bevor die Menschen in den abgelegenen Wüstengebieten bemerkten, daß der Bürgerkrieg vorbei war. Und dann war es schon zu spät, um noch vor den Folgen des Feuersturms zu fliehen. Ein Großteil der Opfer ist regelrecht gebraten worden. Glücklicherweise haben wir inzwischen fast alle Überlebenden aufgesammelt. Und keine Sekunde zu früh – das Feuer hat sich auf den gesamten Äquatorialbereich

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