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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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ausgedehnt.«
    Sie begaben sich zum nächstgelegenen Aufzug und fuhren abwärts. Als sie ausstiegen, befanden sie sich auf einem menschenleeren Flur – wenn man einmal von der Gruppe schwerbewaffneter Wächter absah, die in die bunten, selbstgewebten Stoffe ihrer Heimatwelt gekleidet waren. Der vertraute Anblick wirkte beruhigend, und Yosef wurde es ein wenig leichter ums Herz.
    Ari warf einen Blick auf die Kabinennummern und zog die Augenbrauen hoch. »Sind all diese bewaffneten Muskelmänner nur wegen Mikael hier?«
    »Natürlich«, flüsterte Yosef. »Schließlich ist er der neue Führer der gamantischen Zivilisation. Und er befindet sich auf einem Regierungsschiff. Da braucht er schon jeden Schutz, den er kriegen kann.«
    Janowitz wandte sich an einen großen, dunkelhaarigen Mann, der neben der Tür zu Kabine 1911 stand: »Slome, sagen Sie Kilom, daß wir da sind.«
    Das Gesicht des Wachtpostens entspannte sich, als er Ari und Yosef mit einem kameradschaftlichen Blick bedachte. »Der Junge wird sicher mächtig froh sein, ein paar bekannte Gesichter zu sehen. Nur einen Moment noch, bitte.«
    Er drückte auf die Türsprechanlage. »Dr. Kilom? Calas und Funk sind da.«
    Ari verschränkte die Arme vor der knochigen Brust und stellte sich mit leicht gespreizten Beinen hin. Yosef schaute nervös zu seinem Freund hinüber. Ari nickte ihm aufmunternd zu, doch Yosefs Unruhe wurde dadurch nicht gemindert.
    Seine Gedanken kreisten immer wieder um die Menschen, die ihre Welt, ihre Familien und ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten. Auch sein eigener Großneffe hatte dieses Schicksal erlitten – nur daß er immerhin noch Yosef hatte.
    Endlich glitt die Tür der Kabine 1911 zur Seite, und Kilom trat auf den Flur hinaus. Sein schwarzer Bart stand in einem absonderlichen Winkel ab, so als hätte er darauf geschlafen. »Kommen Sie bitte herein«, meinte er lächelnd. »Mikael wartet schon.«
    Yosef eilte in den schwach erleuchteten Raum. Ein kleiner Junge mit schwarzgelocktem Haar und großen braunen Augen hockte vor ihm auf dem Boden. Zu seinen Füßen lag ein Dame-Brett.
    Yosef machte einen Schritt vorwärts, während ihm vor Rührung die Tränen in die Augen traten.
    Mikael lächelte scheu. »Hallo, Onkel Yosef.«
    Yosef stürmte auf den Jungen zu, packte das überraschte Kind, riß es in seine Arme und küßte es auf die Wangen. »Ich hätte nicht gedacht, daß du dich an mich erinnerst, Mikael. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du erst vier.«
    »Ich erinnere mich sehr gut an dich. Großvater hat mich doch immer auf seinem Schoß schlafen lassen, wenn er sich bis tief in die Nacht mit dir unterhalten hat. Weißt du noch?«
    »Ja.«
    »Ich hab dich lieb, Onkel Yosef. Du hast mir gefehlt. Mutter und ich wußten nicht, wo du gesteckt hast.«
    Diese wenigen, schlichten Worte erfüllten Yosef mit mehr Freude als alles andere, was er je erlebt hatte. Sanft streichelte er seinem Großneffen über die dunklen Locken. »Ich liebe dich auch, Mikael.«
     
    Dannon hielt den Atem an und lauschte auf die eiligen Schritte, die sich von hinten näherten. Er stand verborgen hinter einer unregelmäßigen Reihe von Kisten, die hoch aufgestapelt auf Deck zwölf standen. Eine der Kisten war herabgestürzt und hatte ihren Inhalt, Ersatzteile für irgendeine Maschine, über den Fußboden verstreut. Jeremiels Sicherheitsteams hatten Dannons Spielraum mehr und mehr eingeschränkt. Alle Decks oberhalb von zwölf und unterhalb von acht waren mittlerweile gesichert und versiegelt. Bald würde es keinen Ausweg mehr für ihn geben.
    »Und ich sage dir, ich habe ihn gesehen«, rief ein großer, grobknochiger Mann mit kahlem Schädel. In seiner schmutzigen schwarzen Robe, deren unterer Saum ausgefranst um seine Knöchel flatterte, wirkte er wie Gevatter Tod persönlich.
    »Ach, gib nicht so an, Harmon«, erwiderte sein dünner, bebrillter Begleiter. »Dir ist nur die Million, die Baruch ausgesetzt hat, zu Kopfe gestiegen. Hier, schau dir nochmal das Foto an. Bist du sicher, daß du wirklich diesen Mann gesehen hast?«
    Harmon betrachtete das Holo stirnrunzelnd. »Hm, nein. Der Bursche, den ich gesehen habe, hatte keinen Bart. Aber er hatte schwarzes Haar, und die Größe stimmt auch.«
    Neil atmete lautlos ein. Offenbar verwendeten sie das Foto, das man von ihm gemacht hatte, als er an Bord der Hoyer gekommen war. Während seiner Zeit im Untergrund hatte er stets einen Bart getragen, doch jetzt konnte er Gott danken, daß er mittlerweile

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