Die Gamnma Option
begrüßte Isaac mit einer Umarmung. Isaac sprach auf Arabisch mit ihm, und der Mann lachte und deutete dann auf die größte der Wellblechhütten, in der er wohnte. Sein Blick fiel auf McCracken und Wareagle, und Isaac sprach einige erklärende Worte. Der alte Mann nickte billigend und sagte leise etwas zu Isaac.
»Er sagt, Sie und der Riese gehörten zu jener Sorte von Männern, die jederzeit in seinem Dorf willkommen wären«, übersetzte der alte Haganah- Kämpfer .
»Richten Sie ihm meinen Dank aus.«
Auf dem Weg zu dem Haus, in dem Eisenstadt auf sie wartete, kam Blaine an einer Reihe von Frauen vorbei, die in großen Schüsseln Wäsche wuschen. Kinder, die sich hinter Erwachsenen versteckt hielten, warfen ihnen verstohlene Blicke zu. Die einzigen modernen Geräte, die er entdeckte, waren zwei Traktoren, die Isaac der Siedlung vor einigen Monaten geschenkt hatte; vielleicht hatte er geahnt, daß er sehr bald auf die Hilfe dieser Menschen angewiesen sein würde.
»Hier wird niemand nach uns suchen«, erklärte er, als sie die Wellblechhütte erreicht hatten.
»Na klar«, erwiderte Blaine. »Ich könnte mir keinen schöneren Ort vorstellen, wo ich den Rest meines Lebens verbringen wollte.«
Sie schoben die Decke zur Seite, die den Eingang zur Hütte des Anführers verhängte. Dahinter saß in einem von vier klapprigen Sesseln, die um einen kleinen Tisch angeordnet waren, Bachmanns Assistent Dr. Martin Eisenstadt. Seine Gesichtszüge waren eingefallen und unsicher. Er sah jünger aus als die siebzig Jahre, die er alt sein mußte, und hätte auch besser ausgesehen, wäre er nicht leichenblaß gewesen. Drei von Isaacs Freunden saßen in den anderen Sesseln; einer saß Eisenstadt direkt gegenüber und musterte gedankenverloren ein Damebrett zwischen ihnen. Die Spielsteine befanden sich jedoch noch in der Ausgangsposition.
»Er hatte keine Lust auf ein Spielchen«, sagte der hagere alte Mann, stand auf und bedeutete den anderen, es ihm gleichzutun.
»Ich habe mit Hans Bachmann gesprochen, Dr. Eisenstadt«, begann Blaine, nahm auf dem nun leeren Sessel vor dem Wissenschaftler Platz und fühlte die bloßliegenden Federn. »Ich bin über die Gamma-Option informiert. Ich weiß, daß die Amerikaner die Indianapolis versenkt haben, um sie geheimzuhalten, und auch, daß Sie die Waffe statt dessen Yosef Rasin gegeben haben.«
Eisenstadts ängstlicher Blick legte sich auf ihn. Die Schultern des Mannes zitterten. »Dazu war ich verpflichtet. Ich mußte für all die Fehler meiner Vergangenheit sühnen.«
»Sie sind nach dem Krieg nach Israel gegangen.«
»Um Erlösung zu finden, Frieden. Ich wurde israelitischer Staatsbürger, ein angesehenes Mitglied der Gemeinschaft. Doch das reichte bei weitem nicht. Die Schuld … immer diese Schuld!«
»Und das führte Sie zu Rasin.«
»Ich dachte, Gott hätte mich mit einer zweiten Chance gesegnet. Mein Volk sah sich der eventuellen Auslöschung durch einen zahlenmäßig überlegenen Feind gegenüber. Rasin sah die Zukunft genau wie ich. Irgendwann mußte Israel von der Lawine der arabischen Mächte überrollt werden, in einem Jahr oder auch in einem Jahrzehnt. Das spielte keine Rolle, es war unausweichlich. Ich ging zu ihm. Ich habe Rasin aufgesucht!«
In Eisenstadts Augen glühte jetzt ein Feuer, die Besessenheit seiner Schuld, die ihn wieder antrieb. »Bot sich mir nicht die Möglichkeit, Israel auf ewig dem Zugriff seiner Feinde zu entziehen? Wenn wir die Gamma-Option einsetzten, würden wir nie mehr einen Angriff zu befürchten haben, einen Krieg auf unserem Land. Wir wären nicht mehr von den Vereinigten Staaten abhängig.« Er musterte McCracken eindringlich. »Ich wußte, wo die Indianapolis untergegangen war. Ich wußte, daß sich die Gamma-Kanister noch in ihr befanden. Und mit Gamma hätte der jüdische Staat endlich die Sicherheit, die ihm bislang verwehrt worden war, selbst wenn …«
»Wenn was, Herr Doktor?«
Eisenstadt saß zitternd da.
»Fahren Sie fort, Herr Doktor. Was ist vor fünfundvierzig Jahren mit Gamma schiefgegangen? Warum haben die Amerikaner von ihrem Plan Abstand genommen, die Waffe in Japan einzusetzen? Warum haben sie die Indy versenkt?«
»Er könnte sich geirrt haben.«
»Wer?«
»Bachmann.«
»Worin geirrt haben?«
»Es war eine isolierte Mutation. Wir hatten keine Zeit, die Daten mehrfach zu überprüfen.«
»Worin geirrt haben? Von welchen Daten sprechen Sie?«
Eisenstadts Blick verlor einen Teil seiner Selbstsicherheit. »In
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