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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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schuldbewußten Schatten der Vergangenheit verirrt hatte.
    »Wo wohl?« erwiderte Eisenstadt mit einer erschreckenden Sachlichkeit. »In Masada.«

FÜNFTER TEIL
    UNABHÄNGIGKEITSTAG
26
    Masada: Sonntag, 13. Mai; zwölf Uhr
    Das Bergplateau von Masada erhebt sich bedrohlich über die umgebende Einöde. Genau auf der Grenze zwischen der Judäischen Wüste und dem Tal des Toten Meeres gelegen, sind es über 420 Meter vom Meeresspiegel bis zu einem felsübersäten Gipfel. Das Plateau erstreckt sich über fünf Morgen, und auf dem Gipfel stehen rekonstruierte Gebäude, die teilweise über zweitausend Jahre alt sind. Die Vergangenheit lebt und atmet mit dem Wüstensand.
    Israels Vergangenheit.
    Mehr als jedes andere Symbol stellt Masada die Misere des jüdischen Volkes im Verlauf der Geschichte dar. Ursprünglich von König Herodes als heiliger Schutzort und Festung errichtet, hatte das Bollwerk ein halbes Jahrhundert nach dessen Tod Geschichte gemacht. Jüdische Zeloten, die gegen Rom revoltiert hatten, flohen nach Masada und hielten die Festung drei Jahre lang, das letzte Jahr gegen ständige Angriffe der gesamten zehnten römischen Legion. Obwohl sich die Zeloten eins zu zehn in einer Unterzahl befanden, hielten sie aus, bis die Römer an einer der Bergseiten eine Rampe errichteten und die Festungsmauern zu durchbrechen drohten. Nicht bereit, sich geistig oder körperlich versklaven zu lassen, verweigerten die Zeloten den Römern den Sieg, indem sie Selbstmord begingen. Die Römer fanden neunhundertundsiebzig Leichen hinter den Festungsmauern, die zu durchdringen sie drei Jahre brauchten.
    Heute ist Masada eine Attraktion für Einheimische und Touristen. Und die israelitische Armee pflegt die Tradition, indem sie die Ausbildung ihrer Soldaten mit einem Sturm den Schlangenpfad hinauf beendet, der sich vom Fuß des Berges bis zum Gipfelplateau windet.
    Die überwältigende Mehrzahl der Besucher entscheidet sich jedoch für eine schnellere und nicht so anstrengende Art, zum Gipfel zu gelangen, indem sie die Drahtseilbahn benutzt, die an der Ostseite des Berges hinaufführt. Die beiden Kabinen sind den ganzen Tag über im Einsatz, die Besucher hinauf- und wieder hinabzuschaffen.
    Die fünfundzwanzig Männer, die sich an diesem Samstag in der Talstation in die Kabine zwängten, waren erst ein paar Minuten zuvor in einem Reisebus eingetroffen. Sie trugen weite, bequeme Kleidung, die wie geschaffen für die Hitze war, und viele hatten Kamerataschen umgehängt. Während der fünfminütigen Fahrt hinauf sprachen sie kein einziges Wort. Der mit einer Khaki-Montur bekleidete Führer der Gruppe verließ die Kabine an der Bergstation als erster und trat zu einem Soldaten, die sich lässig gegen ein Stahlgeländer lehnte.
    »Sie werden dieses Gelände augenblicklich evakuieren«, befahl Yosef Rasin ihm.
    Der Soldat nahm Haltung an. »Wie bitte?«
    »Sie haben mich richtig verstanden. Drei Ihrer Kollegen befinden sich oben auf dem Berg. Mittlerweile dürften sie von meinen Männern schon dieselbe Anweisung bekommen haben.«
    »Von Ihren Männern?«
    Mit diesen Worten schaute der Soldat zu den zwei Dutzend Männern hinüber, die gerade mit der Drahtseilbahn nach oben gekommen waren. Diejenigen, die er sehen konnte, hatten ihre Hände in die Taschen ihrer Kleidung oder ihre Kamerabehälter gesteckt. Die Warnung war offensichtlich; ein Griff genügte, um ihre Waffen zu ziehen. Dann sah er zu der langen, gewundenen Schlange der Besucher hinüber, die darauf warteten, die Kabinenbahn nach unten nehmen zu können.
    »Werden wir als Geiseln festgehalten?« fragte er.
    »Nein, Sie Narr. Ich will, daß alle diesen Berg verlassen! Sie und die anderen Soldaten werden die Evakuierung durchführen, doch meine Männer stehen unmittelbar hinter Ihnen. Wir wollen keine große Sache daraus machen. Glauben Sie mir, es liegt nicht in unserer Absicht, israelisches Blut zu vergießen.«
    »Ich … verstehe nicht …«
    »Wir sind keine Terroristen, wir sind Patrioten. Am Fuß des Berges warten mehr von uns darauf, hinaufgebracht zu werden. Sie werden bei jeder Fahrt Ausrüstungsgegenstände mit nach oben nehmen. Ist das klar?«
    »Ja.«
    »Sie werden nicht versuchen, uns daran zu hindern. Wir sind keine Feinde. Im Augenblick mag es nicht den Anschein haben, doch wir stehen auf derselben Seite.«
    Der Soldat betrachtete Yosef Rasin genauer. »Ich kenne Sie. Ich weiß genau, ich kenne Sie …«
    »Wenn Sie den Berg verlassen haben«, fuhr der Fanatiker

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