Die Gamnma Option
Quartieren der Familien der Offiziere und dem Steinbruch zusammen. Es dauerte mehrere Sekunden, bis sie das Feuer erwiderten, und bis dahin hatte er das erste seiner Magazine geleert. Wareagle warf sich zu Boden, um den Ansturm der Feinde abzuwarten.
»Nein!« rief Lace den acht Männern zu, die das Sperrfeuer überlebt hatten. »Kümmert euch nicht um ihn! Folgt mir!«
Sie sah sich hektisch nach Tilly um und fand sie schließlich mit einem verkniffenen Lächeln hinter einem Getreidebehälter auf dem Boden. Sie stürmte hinüber und strich der kleineren Frau dankbar übers Haar; dann hob sie ihr Schwert, um den Rest der ihr verbliebenen Soldaten in den Kampf um die Lagerhäuser zu führen.
Sie wollte gern glauben, daß der Schütze auf dem Wachtturm McCracken sei. Dieser Mann hatte sie nicht nur niedergemäht, sondern ihnen auch den Zugang zur wichtigsten strategischen Stelle von Masada verweigert, von dem aus man die Eindringlinge problemlos hätte niedermachen können. Das wäre schließlich sein Stil gewesen. Doch ihr Gefühl sagte ihr etwas anderes. Das da oben war ein anderer, wenngleich genauso gefährlicher Mann. McCracken jedoch hatte sie noch nicht gefunden.
Hiroshi war bereit, als die neue Welle von Rasins Soldaten die Lagerhäuser erreichte. Wareagles Schüsse vom Wachtturm aus hatten ihm nicht nur Zeit verschafft, sondern auch die Zahl der Feinde reduziert und seine Männer auf deren Anwesenheit aufmerksam gemacht.
Einer der Gegner sprang über die baufällige Mauer, hinter der sich der alte Krieger niedergekauert hatte. Kaum gab der Mann gezielte Salven auf die freie Fläche ab, über die sich seine Samurai näherten, sprang Hiroshi auf, wirbelte das Schwert in hohem Bogen und zog es dem Mann über die Beine; er brach augenblicklich zusammen. Ein weiterer mit einem Gewehr bewaffneter Söldner sprang über die Mauer, doch Hiroshi streckte einfach den Schwertarm aus, und der Mann pfählte sich auf der Klinge.
Kugeln aus einer Salve, die der Sterbende instinktiv noch abgefeuert hatte, trafen den alten Sensei an der Seite und rissen ihn herum. Heißer Schmerz explodierte in seinem Leib, und Hiroshi fühlte warmes Blut. Die Verletzung war nicht tödlich, doch der Blutverlust würde ihn schwächen und zu einer Belastung für seine Männer machen. Er hatte den Schwertgriff nicht losgelassen, und mit einiger Anstrengung zog er die Waffe aus der Brust des Toten und schritt den Gang zurück, wobei er sich an der Mauer abstützte.
»Hiroshi, was ist los?« kam McCrackens verzweifelte Frage.
»Alles unter Kontrolle, Fudo-san. Kein Grund zur Panik.«
Diese Worte sprach er in einem Chor von Schreien und Maschinengewehrfeuer. Rasins letztes Aufgebot griff Hiroshis Samurai mit dem Mut der Verzweiflung an. Der plötzliche Ansturm zusätzlicher Feinde hatte zahlreiche seiner Männer dazu bewogen, von den Schwertern wieder zu den Gewehren zu wechseln. Einige von ihnen mußten ihr Leben lassen, und das schmerzte ihn, doch immerhin starben sie den Tod von Kriegern, ein sehr ehrenvolles Dahinscheiden, das ihrem Lebensinhalt entsprach.
Hiroshi stöhnte ins Mikrofon.
»Du bist verletzt!« rief McCracken. »Mein Gott, wo bist du? Bleib, wo du bist!«
»Keine Bange, Fudo-san. Ich kann noch laufen. Mehr brauche ich im Augenblick nicht.«
»Ich bin schon unterwegs. Halte durch«, gab Blaine zurück. Er spürte, daß die Verletzungen des Sensei ernsthafter waren, als er eingestehen wollte.
»Ja«, sagte Hiroshi und hob gerade noch rechtzeitig den Blick, um zu sehen, wie eine Gestalt in schwarzem Leder auf ihn eindrang.
Er wirbelte herum und riß das Schwert hoch. Doch seine verletzte Seite verlangsamte seine Reaktion, und noch während er mit dem Katana nach der schwarzen Gestalt schlug, spürte er, wie die seltsam geformte Klinge, die er einfach nicht abblocken konnte, über seine Haut glitt. Er versuchte verzweifelt, sein Schwert in der Hand zu drehen, um den Hieb abzuwehren, doch erneut ließ ihn seine Seite im Stich, und er brach zusammen, noch bevor der Krummsäbel diagonal durch sein Schlüsselbein und in sein Herz glitt. Hiroshi sah einen gleißenden Lichtblitz und hörte, wie seine Ahnen ihn riefen.
Bevor Lace zurücktreten konnte, drang die gedämpfte Stimme Blaine McCrackens an ihr Ohr. Sie kam aus dem Ohrstöpsel, der zu Boden gefallen war, als Hiroshi zusammensackte.
»Ich bin schon auf der oberen Terrasse, Hiroshi. Bin jeden Augenblick bei dir.«
Lace lächelte und eilte in diese Richtung
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