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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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die uralten Gänge des Lagerhauses, als wolle er die Steine nicht stören, die seine Anwesenheit vielleicht verraten könnten. Er hielt seinen wertvollen Katana hoch über dem Kopf. Er war seit Generationen in seiner Familie weitergegeben worden und stammte aus der Koto-Periode, die für die besten Schwerter bekannt war, die jemals in Japan geschmiedet worden waren. Fünfundsiebzig Zentimeter verheißener Tod, schnell, stumm und sicher.
    Eine von Rasins Wachen sprang ihn aus der Türöffnung eines Vorratsraums an. Hiroshi schlug mit der flachen Klinge seines Schwerts auf den Gewehrlauf des Postens, und die Kugeln verfehlten ihn. Im nächsten Augenblick durchtrennte er mit der Schneide die Kehle des Mannes, und er taumelte gegen eine Felsmauer und spuckte Blut. Hiroshi gab ihm den Gnadenstoß, und der Wachtposten brach zusammen. Der alte Sensei ging weiter.
    Sein Alter schien von ihm abzufallen. Seine Vorfahren hatten auf den Schlachtfeldern gekämpft, die sich von diesem gar nicht so sehr unterschieden, manchmal in eigener Sache, manchmal in den Diensten eines Herren. Seine Krieger entstammten Familien mit ähnlicher Tradition, und sie bewegten sich wie er durch das Labyrinth des Lagerhauses. Gelegentlich erklangen Schüsse, fast immer gefolgt von Schreien der Schützen, wenn seine Samurai sie mit ihren Schwertern töteten. Hiroshi ging weiter, leckte sich den Schweiß von der Lippe und witterte den rostigen Geruch des Blutes in der Luft. Der Kampf verjüngte ihn und gab ihm neue Kraft. Er hatte sich zu weit vom Leben seiner Vorfahren entfernt. Hierher gehörte er.
    Etwas ließ Hiroshi verharren. Seine Ohren nahmen ein leises Knirschen wahr, wie das der Hufe von Pferden, die ihre Reiter in die Schlacht trugen. Er lief zu einer niedrigen Stelle der Mauer und spähte in das dunstige Licht der Hubschrauberscheinwerfer hinaus.
    Soldaten! Fünfzehn, vielleicht sogar zwanzig stürmten in nördliche Richtung über den Innenhof auf die Lagerhäuser zu. Woher kamen sie? Damit hatte sich die Situation grundlegend geändert. Hiroshi stellte sich vor, wie seine Männer von dieser Verstärkung, die unerwartet in ihrem Rücken auftauchte, niedergemäht wurden. Genau diesen Schachzug des Gegners hatte er befürchtet.
    »Blaine«, sagte er ins Mikrofon. Den Rücken gegen die Wand gedrückt, durchbrach er die Funkstille, die sie vereinbart hatten. »Blaine, melde dich! Wo bist du?«
    »Hier unten auf der nördlichen Terrasse. Was ist los?«
    »Zwanzig Soldaten Rasins greifen aus dem Süden an. Wir haben sie übersehen.«
    »Jemand hat sie in Reserve gehalten, derselbe Jemand, der die Lichter gelöscht hat. Gottverdammter Mist …« McCracken drückte die Lippen näher an das Mikro, um sich nicht zu verraten. »Johnny, kannst du mich hören? Komm schon, Indianer, ich brauche dich.«
    »Ich bin hier, Blainey.«
    McCracken wollte gerade fragen, wo sich der Indianer befand, als er vom abrupt aufbellenden Dauerfeuer von Maschinengewehren unterbrochen wurde.
    Die Schüsse stammten allein von Johnny Wareagle. Er hielt in jeder Hand ein mit einem Doppelmagazin geladenes Maschinengewehr und feuerte ununterbrochen auf die neu aufgetauchten Soldaten. Die Mitteilung, daß sich weniger Soldaten als erwartet in der Festung befanden, hatte Johnny von Anfang an gestört. Er hatte gewußt, daß sie sich irgendwo versteckt halten mußten, und wollte die verstreut liegenden Gebäude im Süden beobachten, als er die Soldaten sah, angeführt von einer großen Frau ganz in schwarzer Kleidung.
    Sofort war Johnny dem Licht der Scheinwerfer ausgewichen und wieder in die Dunkelheit getaucht. Vor ihm erhob sich ein verwüsteter Wachturm, und er stürmte die Treppe hinauf zum höchsten Punkt von Masada. Drei Soldaten hatten das Leben verloren, als sie zu Beginn des Kampfes versucht hatten, ihn zu verteidigen, und Johnny nahm das Galil-Maschinengewehr eines der Toten an sich. Bis zum letzten Augenblick wartete er gebückt auf das Knirschen von Stiefeln auf dem Felsboden, das ihm verraten würde, wann die Soldaten in Schußweite waren.
    McCrackens Funkspruch war Sekunden zuvor gekommen, und Johnny blieb keine Zeit mehr für Erklärungen. Er erhob sich einfach unbemerkt in der Dunkelheit und feuerte auf die Verstärkung, die in die Kämpfe in den nördlichen Befestigungen Masadas eingreifen wollte.
    Er fühlte keinen Rückstoß der Maschinengewehre und hörte auch die Schreie der Männer nicht, die er tötete. Die meisten anstürmenden Feinde brachen zwischen den

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