Die Gamnma Option
Rauschen.
»Ich will sofort mit Commander Herzel sprechen!«
Noch mehr Rauschen.
»Verdammt!« Mit einem wütenden Schrei warf Shamsi das nutzlose Mikrofon zu Boden. Man hatte sie reingelegt!
Er hielt nach seinem Stellvertreter Ausschau und nahm ihn zur Seite. »Nehmen Sie einen Jeep und fahren Sie zum nächsten Telefon. Rufen Sie in der Zentrale an und geben Sie durch, was hier los ist. Haben Sie mich verstanden?«
Der Leutnant schaute verwirrt drein. »Aber, Sir, das Funkgerät! Sie haben doch gerade …«
»Man hat unsere Frequenz überlagert. Außer uns weiß niemand, was hier los ist!«
Die Soldaten, die Lace in Reserve gehalten hatte, hatten eine Reihe von batteriebetriebenen Lampen in der geräumigen Wasserzisterne zurückgelassen, und Rasin baute sie in einem Halbkreis um sich auf, um seine letzten Vorbereitungen zu treffen. Die Zisterne lag tief im Berginneren und war nur über eine steile Steintreppe zugänglich. Was das Abfeuern der Kanister betraf, bot sich ein Fenster hoch oben in der Südwand der Zisterne an, durch das Regenwasser eingesickert war.
Rasin sah sich noch einmal um. Mörser waren in der Armee seine Spezialität gewesen, und deshalb hatte er auch von Anfang an auf sie zurückgreifen wollen. Natürlich war es etwas anderes, die Kanister vom Dach des Badehauses abzufeuern, als nun die Schüsse durch eine fenstergroße Öffnung zu zielen. Doch er konnte nichts an den gegebenen Umständen ändern und sah sich gezwungen, einen Stein und seinen zusammengedrückten Rucksack unter den Fuß des Mörsers zu schieben, um den Schußwinkel zu bekommen, den er benötigte.
Rasin arbeitete zügig und beglückwünschte Lace zu ihrem hervorragenden Einfall, ein Drittel seiner Männer für eine Situation wie diese in Reserve zu halten. Er war nun überzeugt, daß sie mit McCracken recht behalten hatte. Niemand sonst hätte solch einen Plan ausarbeiten können, und nur Laces Weitsicht hatte seinen Plan vor dem Scheitern bewahrt. Doch vorbei war es noch lange nicht; er sah sich noch zahlreichen schwierigen Problemen gegenüber. Die Mörserschüsse würden McCracken zweifellos in die Zisterne locken. Selbst wenn es ihm gelang, alle zwölf Behälter mit dem Gegenmittel in die Luft zu schießen, hatte er noch nichts gewonnen, wenn er dem Amerikaner in die Hände fiel. Sein Plan erstreckte sich weit über diese Nacht, über diesen Ort hinaus. Ihm mußte unbedingt die Flucht gelingen.
Endlich zufrieden mit der Stellung des Mörsers, griff Rasin nach den Sprengkörpern, die Lace am Fuß der Steintreppe für ihn zurückgelassen hatte.
Die Scheinwerfer der Sikorskys ermöglichten es, den Kampf in den nördlichen Teilen von Masada fortzusetzen, wobei Hiroshis Krieger unaufhaltsam vordrangen. In längst vergangenen Jahrhunderten waren im labyrinthähnlichen Irrgarten der Lagerhäuser beträchtliche Mengen an Waffen, Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Dingen aufbewahrt worden. Es erschien McCracken nur angemessen, daß sich Rasins Leute dieses Gewirr von Gängen und Räumen ausgesucht hatten, um sich dort zu verschanzen.
Doch nun waren sie von Hiroshis Samurai praktisch umzingelt worden, und der Kampf Mann gegen Mann stand kurz bevor. Zwar erklangen noch immer Schüsse, doch Blaine erkannte an ihrem Rhythmus, daß sie mehr oder weniger ungezielt und verzweifelt abgegeben wurden. Immer wieder durchdrangen Schreie die Stille der Nacht, wenn einer von Rasins Schurken dem stillen, tödlichen Schlag eines Samuraischwerts zum Opfer fiel.
Blaine lief weiter. Rasin würde sich aus der Schlacht heraushalten und hektisch daran arbeiten, irgendwo seine Behälter mit dem Gegenmittel in die Luft zu feuern. Blaine hatte bereits das gesamte Badehaus und einen Großteil der Ruinen im Norden und Nordwesten des Plateaus durchsucht. Nachdem er Rasin nicht gefunden hatte, sah er nun vom nördlichen Ausguck der Befestigung auf den dreistöckigen Palast des Herodes hinab. Die oberste Etage befand sich auf dem Gipfel; die Terrasse der mittleren lag etwa zwanzig Meter tiefer, und die unterste noch einmal zwölf Meter darunter. Von allen Etagen, besonders von der untersten, hatte man eine ungehinderte, hervorragende Aussicht.
Der ideale Ort für Rasin, seinen faulen Zauber zu entfesseln.
Blaine stürmte zu der modernen, gewundenen Treppe, die sich den Berg zu den jeweiligen Terrassen hinabschlängelte. Die unterste war sein Ziel, und in diesem Augenblick war er sicher, daß sich Rasin dort aufhielt.
Hiroshi glitt durch
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