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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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trösten, denn die Gesten linderten auch ein wenig ihre eigene Verzweiflung.
    Wie lange war es her, daß Hassani sich mit ihnen befaßt, daß sie die Nachricht von McCrackens Tod vernommen hatte? Mindestens ein Tag, vielleicht auch zwei oder mehr. Evira wußte nicht, warum man sie am Leben ließ, außer, Hassani hatte vor, sie jämmerlich verdursten zu lassen. In all den Stunden hatte man ihnen weder zu essen noch zu trinken gegeben. Evira verspürte schon lange keinen Hunger mehr, nicht einmal Durst. Die Kraft hatte sie verlassen, und damit auch die Entschlossenheit. Hassani hatte gewonnen, Rasin ebenfalls. McCracken war tot, und sie war hier. Wie weltfremd war doch die Annahme gewesen, sie beide seien imstande, ganz allein die Pläne zweier Verrückter zum Scheitern zu bringen.
    Neben ihr wimmerte Kourosh leise auf. Sein langes Haar war auf der Stirn von Schweiß verklebt; in der Zelle war es fürchterlich warm. Dieser Junge war zu ihrer Bürde geworden. Ihn beim Sterben zu beobachten, würde ihre Strafe dafür sein, Blaine McCracken in die Sache hineingezogen zu haben. Die Wege der Götter waren seltsam, aber immer methodisch und zielgerichtet. Sie wußte, daß der Junge nach einem weiteren Tag ohne Nahrung oder Wasser schwere Krämpfe und fürchterliche Schmerzen bekommen würde. Es war ein schrecklicher Tod … langsam zu fühlen, wie das Leben schwand. Sie hatte schon längst den Entschluß gefaßt, den Jungen von seinen Qualen zu erlösen und zu töten, bevor sie zu schwach dazu geworden war. Das würde die letzte Tat ihres plötzlich so vergänglich gewordenen Lebens sein, und die schwerste überhaupt.
    Evira spürte, wie sie wieder müde wurde, und hoffte diesmal auf einen langen Schlaf voller schöner Träume. Sie schlang den Arm um den Jungen und drückte ihn fest an sich. Die Augen fielen ihr zu.
    Ein Geräusch irgendwo riß sie hoch. Wie lange hatte sie geschlafen, wenn überhaupt? Ein Traum, es mußte ein Traum gewesen sein, der sie irgendwo zwischen dem Wachsein und dem Schlaf überkommen hatte.
    Nein, das Geräusch erklang erneut, ein lautes Knirschen, Metall, an dem gefeilt wurde. Sie lauschte darauf; in der fast völligen Dunkelheit in ihrer Zelle waren ihre Augen nutzlos.
    Plötzlich das laute Echo von Metall, das zur Seite geschoben wurde. Ein breiter Lichtstrahl huschte ziellos an der gegenüberliegenden Wand entlang. Jemand betrat den Raum durch einen Geheimgang oder Tunnel. Sie entsann sich, daß Kourosh ihr davon erzählt hatte. Doch wer waren diese Leute? Warum waren sie gekommen?
    Aus dem einen Lichtstrahl wurden vier. Dann gesellten sich flüsternde Stimmen hinzu; jemand gab Befehle, andere stellten Fragen.
    Man suchte nach ihr!
    Hier drüben, wollte Evira sagen, doch ihr Mund war zu trocken, um die Worte über die Lippen zu bringen. Sie zwang etwas Speichel hoch und versuchte sich zu räuspern.
    »Hier drüben«, brachte sie heiser zustande. »Hier drüben.«
    Augenblicklich richteten sich zwei Taschenlampen auf ihre Zelle.
    »Yakov, wir haben sie gefunden!« flüsterte eine Stimme aufgeregt.
    »Lebt sie noch?«
    Das Licht fand sie, blendete sie, und sie zuckte zurück und legte die Hand vor die Augen. »Ja. Gerade eben noch.«
    Das Licht einer dritten Taschenlampe gesellte sich zu dem der beiden ersten. Evira versuchte, an den Strahlen zu den Männern vorbeizusehen, die die Lampen hielten.
    »Können Sie mich hören?« fragte die Stimme des Mannes namens Yakov.
    »Ja.«
    »Ich werde das Schloß Ihrer Zellentür aufsprengen. Gehen Sie so weit wie möglich in die Ecke zurück.«
    Sie tat wie geheißen und zerrte Kourosh mit sich. Der Junge rührte sich schwach im Halbschlaf.
    »Alles in Ordnung«, tröstete sie ihn. »Wir werden gerettet.«
    Sie drückte ihn näher an sich, als ein Zischen erklang, gefolgt von einem Blitz und dann einem leisen Knall. Einer der Männer trat gegen die Zellentür, und sie öffnete sich nach innen. Zwei Männer traten ein.
    »Wann haben Sie zum letzten Mal etwas zu essen oder zu trinken bekommen?« fragte Yakov sie.
    »Vor zwei Tagen, glaube ich. Vielleicht auch drei.«
    »Dann werden wir uns zuerst darum kümmern«, sagte er und half ihr auf die Füße, während der andere Mann Kourosh stützte. »Ich nehme an, der Junge gehört zu Ihnen?«
    »Ja. Wer sind Sie? Wieso sind Sie hier?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Aber ich habe eine Nachricht von Blaine McCracken für Sie. Er läßt Ihnen ausrichten, Sie wären besser eine alte Schachtel in Jaffa

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