Die Gamnma Option
drängten, die um so dichter standen, je näher sie der ehemaligen Amerikanischen Botschaft kamen. »Hat er sonst noch etwas gesagt, etwas über Yosef Rasin?«
Yakov zuckte die Achseln. »Ich weiß nur, daß er Ihre Rettung arrangiert hat.«
»Kommt er hierher? Oder ist er sogar schon hier?«
»Ich weiß nur, was ich Ihnen gesagt habe.«
Evira merkte, daß sie Kourosh verloren hatte, und wäre beinahe in Panik geraten. Sie entdeckte den Jungen bei einer Gruppe von Kindern seines Alters, die Stöcke und Knüppel als Waffen schwangen. Er feuerte sie an und wollte sich ihnen gerade anschließen, als Evira kam und ihn zurückzog. Sie war erstaunt darüber, wie schnell das Wasser und die kärgliche Mahlzeit sowohl sie wie auch Kourosh wieder auf die Beine gebracht hatten. Natürlich war zum Teil dafür auch die fieberhafte, erregte Stimmung verantwortlich, in die sie eingetaucht waren.
»Es ist wunderbar!« Der Junge strahlte. »Ist es nicht wunderbar?«
Sie wollte ihm sagen, daß Krieg vieles war, jedoch niemals wunderbar. Zweifellos würden heute viele Unschuldige sterben. Das vordringliche Ziel des israelischen Plans war es, Hassani zu stürzen; um dieses Ziel zu erreichen, war man bereit, einen Verlust an iranischen Menschenleben zu akzeptieren. Das Volk, die Massen, die Kourosh anfeuerte, waren lediglich Spielfiguren, die man einem höheren Zweck opfern würde.
Diese Gedanken ließen Evira frösteln. Tat sie nicht das gleiche, wenn sie die israelischen Araber drängte, sich zu organisieren und ihrer Stimme in der Regierung ein größeres Gewicht zu verschaffen? Sicher, sie ging gewaltlos vor, doch trotzdem hatten Menschen Schaden erlitten, die auf ein höheres Ziel hinarbeiteten, das sie nicht einmal ganz verstanden. Sie benutzte sie, genau wie die Israelis die Iraner benutzten, um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen.
Sie bahnten sich weiterhin den Weg durch die immer mehr anwachsende Menge, zu der sich von Sekunde zu Sekunde neue Menschenmassen gesellten. Der Plan sah für diese Menschen vor, daß sie die wesentlich besser bewaffneten Revolutionswächter so lange wie möglich zurückhielten und verhinderten daß sie die strategisch angelegten Barrikaden durchbrachen. Es war ein reines Zahlenspiel, und der Erfolg der gesamten Operation hing davon ab, daß diese Massen die Revolutionsgardisten aufhielten, bis die Apaches eintrafen. Die hochmodernen Kampfhubschrauber würden dann wichtige Stellungen der Revolutionswächter angreifen, um den Massen hoffentlich einen Weg zu ihrem letztendlichen Ziel zu bahnen: dem Königlichen Palast in Niavarin. Er mußte gestürmt, geschliffen, zerstört werden.
Ein Mann mit gerötetem Gesicht erblickte Yakov und lief zu ihm. Evira erkannte auch seine Gesichtszüge als die eines Israelis.
»Die Revolutionswächter haben die Kontrolle über das Botschaftsviertel zurückgewonnen«, erstattete er grimmig Bericht.
»Schon? Wieso?«
»Sie reagierten schneller und besser, als wir es erwartet hatten.«
»Vielleicht wußten sie Bescheid, waren gewarnt worden.«
»Sie gingen rücksichtslos vor, schossen ohne Warnung in die Menge. Es war schrecklich. Die Menschen sind in alle Richtungen geflohen, über die Gefallenen hinweggetrampelt. Sie müßten jeden Augenblick hier sein.«
»Die Nachricht wird sich verbreiten«, sagte der iranische Studentenführer Rashid. »Nun werden auch andere fliehen, wenn sie ihr Leben bedroht sehen.«
»Na schön«, sagte Yakov. »Hassani hat also die erste Runde gewonnen. Welche Nachrichten gibt es vom Schah Reza-Boulevard?«
»Wir haben an der Zufahrt zum Platz eine zwölf Meter hohe Barrikade errichtet. Die Menschenmenge stimmt Kampfgesänge an und ist bereit, Gebäude anzuzünden, sobald sich die Revolutionsgardisten zeigen.«
»Dann werden wir uns dorthin begeben. Ein anderer Anfang für die Revolution, als wir es geplant hatten, aber vielleicht sogar eine Verbesserung.«
Sie änderten nun die Richtung und kämpften sich durch die aufgepeitschte Menge zum Schah-Reza-Boulevard. Evira ergriff Kourosh am Arm und hielt ihn fest an sich gedrückt; die Augen des Jungen strahlten angesichts des Anblicks, der sich ihm bot.
»Kommen Sie.« Yakov deutete auf eine Seitenstraße. »Auf diese Art kommen wir schneller zum Boulevard. Er liegt nur ein paar Häuserblocks von der Talegahani-Straße entfernt.«
Und von den Revolutionswächtern, dachte Evira.
Nach McCrackens Ansicht war der Apache zweifellos der beste Kampfhubschrauber, der jemals gebaut worden
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