Die Gamnma Option
Indianer?«
Wareagles Blick war ausdruckslos. »Wie seltsam, daß wir einen so großen Teil unseres Lebens versuchen, uns mit dem Höllenfeuer abzufinden, das unsere Seelen geschmiedet hat. Und dennoch lockt es uns unablässig, wieder zu ihm zurückzukehren.«
»Du hast mir einmal gesagt, das Höllenfeuer sei kein Ort, sondern eine Denkweise.«
»Es ist noch mehr als das, Blainey. Unsere Manitous werden vom Höllenfeuer gereinigt. Es gibt uns neue Kraft, gibt unserem Leben Sinn. Wenn wir uns zu lange von ihm entfernen, werden wir genau zu dem, von dem wir befürchtet haben, daß es uns dazu macht.«
»Also eine Fixierung, eine Sucht.«
»Eher der Drang zum Atmen. Wir können nicht damit aufhören, selbst wenn wir es versuchten.«
»Das ist der falsche Augenblick, um damit aufzuhören«, sagte Blaine zähneknirschend. »Jemand wird für Hiroshis Tod bezahlen, und ich muß meinen Sohn zurückholen.«
»Uns Hals über Kopf in eine Revolution zu stürzen, trägt nicht gerade dazu bei, eins davon zu erreichen. Unser Ziel ist der Palast, doch selbst die Geister können uns nicht durch das Chaos und die Menschenmengen hineinführen. Diesmal brauchen wir etwas mehr, Blainey.«
»Genau aus diesem Grund wartet ein kleines Geschenk auf uns, wenn wir auf dem Flugzeugträger Kennedy landen, um die Apaches abzuholen.«
Die kleine Gruppe stieg beim ersten Tageslicht und den ersten Anzeichen des Chaos aus dem Tunnel. Schon strömten zahlreiche Menschen auf die Straßen, ziellos, ohne eigentlich zu wissen, was genau sie wollten, als hätte sie irgendeine Nachricht erreicht, und sie warteten nun auf weitere Anweisungen. Evira hatte solche Szenarios schon miterlebt. Doch heute morgen war die Spannung fast körperlich in der Luft zu spüren. Die Israelis hatten ihre Aufgabe hervorragend erledigt.
»Es geschieht«, sagte ein iranischer Studentenführer namens Rashid, der an der Ausstiegsluke auf sie gewartet hatte. »Es geschieht wirklich.«
»Und das ist nur Niavarin«, erinnerte Yakov ihn. Dann fügte er, an Evira gewandt, hinzu: »Die Unruhen konzentrieren sich anfangs auf Teheran und werden sich von dort ausbreiten.«
»Eine gute Strategie, falls Hassanis Revolutionswächter sie nicht schon im Keim ersticken.«
»Wir sind nicht völlig auf uns selbst angewiesen«, erwiderte er. »Fünfzehn Apache-Kampfhubschrauber werden die stärksten feindlichen Stellungen angreifen, und zwar genau in drei Stunden, wenn die Unruhen wohl einen ersten Höhepunkt erreicht haben werden.«
»Und bis dahin?«
»Wir werden die Straßen verbarrikadieren, um die Soldaten aufzuhalten, und Häuser in Brand setzen, um die Menschen auf die Straßen zu treiben. Diejenigen, die seit über einem Jahrzehnt in Furcht und Unterdrückung gelebt haben, werden die Gelegenheit zum Aufstand ergreifen und sich Gehör verschaffen. Ich lebe jetzt seit über einem Jahr in dieser Stadt. Glauben Sie mir, ich weiß es.«
»Und wohin wenden wir uns jetzt?«
»Zum Ausgangspunkt unserer Revolution: der Talegahani-Straße, auch bekannt als Takht-e Jamshid.«
»Zur Amerikanischen Botschaft …«
»Sehr passend, meinen Sie nicht auch?«
Während der dreißigminütigen Fahrt durch die Stadt konnten Kourosh und Evira ein karges Mahl aus Brot, Käse und Wasser herunterschlingen. Der Fahrer des Wagens wählte geschickt Seitenstraßen, um den Menschenmengen auszuweichen, die sich mit trotzigen Schreien auf die Hauptstraßen ergossen. Die Revolutionsgardisten verhielten sich zurückhaltend und ängstlich und wußten offensichtlich nicht, wie sie reagieren sollten. Sie spürten, daß sich etwas zusammenbraute, und hatten zweifellos um Verstärkung gebeten, doch bei den verbarrikadierten und – dem in den Himmel steigenden Rauch nach zu urteilen – zum Teil schon brennenden Straßenzügen würden die zusätzlichen Truppen nicht so leicht durchkommen.
»Weiter geht es nicht«, erklärte Yakov, als sie eine Kreuzung erreichten, die in alle Richtungen verbarrikadiert war. Die Straßensperren bestanden aus Holz, Möbeln, Ziegelsteinen, alten Autos, Lastwagen und Mülltonnen, die man ineinander verkeilt hatte. Aufgeregte Menschen standen hinter den Barrikaden, schreiend und mit ihren Gewehren drohend.
»Sowjetische Kalaschnikoffs, amerikanische M-16 und israelische Galils«, stellte Evira fest. »Beeindruckend.«
»Wir haben ihnen alles zur Verfügung gestellt, was wir irgendwie besorgen konnten.«
»Was ist mit McCracken?« fragte Evira, als sie sich durch die Massen
Weitere Kostenlose Bücher