Die Gamnma Option
kamen und man sie betrogen hatte.
»Wir müssen irgend etwas tun!« beharrte Evira.
»Ja«, bestätigte Yakov und hob ein Walkie-talkie an die Lippen, das ihn mit den Mitgliedern seines Teams verband, die sich unter den iranischen Massen auf dem Schah-Reza-Boulevard verteilt hatten. »Hier ist Yakov. Setzt die Häuser in Brand.«
Die Apaches sahen wie riesige Maikäfer aus schwarzem Stahl aus, die gemächlich im Sonnenschein dahintrieben. Vor über neunzig Minuten war der Persische Golf dem iranischen Festland gewichen, doch das beruhigte McCracken nicht. Er sah nervös auf seine Uhr.
»Wir haben nicht genug Zeit aufgeholt«, sagte er zu Johnny Wareagle. »Ich nehme an, daß wir mindestens eine Stunde zu spät kommen, Indianer, wenn nicht sogar anderthalb.«
»Die Schlacht wird bei unserer Ankunft noch im Gange sein, Blainey.«
»Du klingst dir da ziemlich sicher.«
»Ist sie nicht stets noch im Gange?«
Das Feuer fraß sich schnell den Schah-Reza-Boulevard entlang. Chaos erwuchs aus Chaos, als die fanatischen Mengen brennende Gegenstände ergriffen und in die Schaufenster von Geschäften warfen. Eine Rauchwolke erhob sich über der Innenstadt von Teheran, als wolle sie sie vom Rest der Stadt und der ganzen Welt abschirmen. Wie erwartet, gaben die Flammen dem Zorn der Masse neue Nahrung. Während vorher viele Menschen ziellos hin- und herliefen, die Fäuste in die Luft stießen und Gesänge anstimmten, hielt nun fast jede Hand irgendeine Waffe. Yakov und seine Leute hatten hinter den Barrikaden etwa zweitausend Feuerwaffen verteilt, doch man konnte unmöglich sagen, wie viele Männer, die eine dieser Waffen ergattert hatten, sich hier zusammenfanden. Berichte aus anderen Stadtteilen meldeten heftige Feuergefechte mit Hassanis Revolutionswächter, wobei die letzteren jedesmal den Sieg davontrugen. Ihre Verluste waren hoch, doch die Soldaten schienen sich nicht daran zu stören und kämpften mit einer Leidenschaft und Inbrunst, die Yakov und die Studenten niemals für möglich gehalten hätten. Als die Operation Feuersturm ausgearbeitet worden waren, hatten einige Strategen sogar behauptet, die Soldaten würden sich auf die Seite der Massen schlagen. Doch nun war nichts von der Wahrheit weiter entfernt.
Evira sah, daß Yakov den Himmel ohne Hoffnung nach den Apaches absuchte, von denen er nun annehmen mußte, daß sie nicht mehr kommen würden.
»Sie werden bald hier sein«, beharrte sie.
»Sie verstehen das nicht. Sie haben sich nicht gemeldet, und wir können sie auf der vereinbarten Frequenz nicht erreichen. Das bedeutet, daß die Pläne umgestoßen wurden.«
»Doch nur, weil der Anführer der Mission die Funkstille nicht brechen und damit die Iraner warnen will.«
»Das war nicht vorgesehen.«
»Vielleicht lag ein triftiger Grund vor, den Plan zu ändern«, sagte sie und klammerte sich an die Hoffnung, daß McCracken mit den Apaches kommen würde, obwohl sie zu dieser Annahme nicht den geringsten Grund hatte. »Sie werden kommen«, beharrte sie. »Wir müssen nur durchhalten.«
»Wir werden es versuchen«, erwiderte Yakov.
Im nächsten Augenblick hatte er die Studentenführer zu sich gewinkt. Seine Befehle waren einfach: Sie sollten mit ihren Leuten die Straßensperren besetzen und versuchen, sie zu halten. Die Gesichter der jungen Iraner röteten sich vor Aufregung und Zorn. Ihre Zeit war gekommen, und sie liefen los, um ihre Leute zusammenzurufen. Die Nachricht breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Überall erklangen Freudenschreie.
Wie naiv, dachte Evira. Wie töricht …
Holzkisten wurden aufgestemmt und zusätzliche Waffen und Munition verteilt. Evira hielt sich zurück. Sie hatte solche Szenen schon oft gesehen. In anderen Ländern, bei anderen Gelegenheiten. Das Ergebnis war immer dasselbe geblieben: die Niederlage.
Die nun bewaffneten Iraner liefen an ihr vorbei auf ihre Positionen auf der großen Barrikade. In der ganzen Aufregung hatte sie Kourosh wieder aus den Augen verloren und fürchtete schon, er sei auf die Straße geraten, von den Massen mitgerissen worden und für immer verschwunden. Ihr Herz hämmerte heftig, als sie ihn mit einem Mann streiten sah, der Gewehre verteilte und sich weigerte, ihm eins zu geben. Evira lief hinüber und zerrte ihn davon.
»Ich will kämpfen!« protestierte er. »Ich will die Arschlöcher erschießen!«
»Willst du sterben?« fragte sie hitzig. »Du hast gesehen, wie es ist! Willst du also sterben?«
»Vorher töte ich sie!«
»Nicht alle. Du
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