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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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wirst niemals alle erwischen!« sagte sie und hielt ihn immer noch zurück.
    »Ich bin kein Feigling! Ich will kämpfen!«
    »Dazu wird es nicht kommen«, sagte sie und versuchte, zuversichtlich zu klingen, den Blick zum Himmel gerichtet, als könne sie damit die Apaches herbeizaubern. »Bestimmt nicht.«
    Doch sie wußte, daß ihre Stimme alles andere als zuversichtlich klang.
    Yakov nahm grimmig die Berichte seiner Einsatzleiter aus ganz Teheran entgegen.
    »Sie benutzen schwere Waffen!«
    »Die Barrikaden fallen!«
    »Die Leute laufen davon!«
    »Die Revolutionswächter nähern sich mit einem großen Aufgebot dem Schah-Reza-Boulevard!«
    Die letzte Meldung war überflüssig. Als Yakov auf die Barrikade kletterte, konnte er sehen, wie die ersten der dunkelgekleideten Revolutionswächter auf die raucherfüllte Straße vor ihm stürmten. Diese ersten Angriffswellen wurden von den Massen noch mit Fäusten und Knüppeln zurückgeworfen. Die Schreie der erzürnten Menge wurden noch wütender. Die Menschen hatten Blut geleckt und wollten mehr.
    Doch das Blut, das nun vergossen wurde, war ihr eigenes. Die ersten Salven der zweiten Welle der Revolutionsgardisten erreichten Yakovs Ohren als leises Pochen. Auf der Straße wichen die Männer und Frauen in einer großen Woge zurück; zahlreiche waren verwundet und brachen zusammen. Der Rauch nahm einen Großteil der Sicht, doch Yakov hatte genug gesehen. Die wütenden Massen würden noch so lange durchhalten, wie sie Munition hatten, dann würde ihre Entschlossenheit sie verlassen, und sie würden die Hoffnungslosigkeit ihres Kampfes einsehen.
    Weitere Revolutionswächter waren von Seitenstraßen auf den Boulevard gestürmt. Yakov mußte nicht zu seinem Funkgerät greifen, um zu wissen, daß diese Barrikade hier schon jetzt oder doch zumindest sehr bald die letzte sein würde, die in der Stadt noch stand. Er konnte sie mit über zweihundert Mann verteidigen, doch die endlosen Wellen von Hassanis Truppen würden sie einkesseln, belagern und letztendlich in die Hölle schicken.
    Als er von der Barrikade stieg, wartete Evira auf ihn. »Sie und der Junge sollten von hier verschwinden«, sagte er.
    »Wohin?« erwiderte sie heftig. »Glauben Sie, es wäre irgendwo in der Stadt noch sicher?«
    »Sie sind doch ganz einfallsreich, und der Junge kennt die Stadt.«
    Sie sahen beide zu Kourosh, der die Hoffnung auf ein Gewehr aufgegeben hatte und nun Munition an seine glücklicheren Landsleute verteilte, die eins bekommen hatten.
    »Was für eine Welt haben wir für unsere Kinder geschaffen, Israeli?« fragte sie Yakov.
    »Sie wurde von unseren Vätern geschaffen«, erwiderte er. »Und wir können sie nicht mehr ändern. Die Verrückten kommen und gehen, aber die Sache und die Rhetorik bleiben immer gleich.«
    »Lügen. Sie lügen sich selbst etwas vor, uns allen, und am Ende bezahlt immer das Volk dafür.«
    Drei Explosionen erklangen in schneller Reihenfolge und schienen die Barrikade zu erschüttern. Yakov sprang benommen zu einem Ausguck und schaute durch einen Riß in der Straßensperre. Der Anblick machte ihn krank. Die Revolutionsgardisten feuerten Raketen und Granaten in die Menschenmasse ihrer Landsleute vor der Barrikade. Schreie erklangen, und das grelle Klagen von Frauen und Kindern erhob sich über die anderen, während sich die ganze Stadt vor Schmerz wand. Yakov zitterte hilflos, als eine neue Welle von Hassanis Soldaten mit Maschinengewehren auf die Verwundeten und Sterbenden schoß, um sie zum Schweigen zu bringen. Nun beherrschte das Grau-Schwarz der Uniformen der Revolutionswächter die Straßen und verschmolz mit dem Rauch. Als die Soldaten zu ihrem Angriff auf die Straßensperre ansetzten, trampelten sie achtlos über die dahingemetzelten Toten auf dem Asphalt hinweg.
    Yakov sprang hinab und legte die Hände um den Mund. »Feuer frei!« rief er, und der Befehl wurde hinter der gesamten Barrikade verbreitet, woran auch Kourosh beteiligt war, der die Linie der Schützen entlanglief und ihn mit seinem jungenhaften Enthusiasmus wiederholte.
    »Feuer frei!«
    Die fünfzehn Apaches jagten auf Teheran zu wie Heuschrecken, die übe ein Weizenfeld herfielen. Sie hatten das iranische Territorium viel zu tief überflogen, um vom Radar entdeckt zu werden, und wie erwartet hatten ihnen die Unruhen in der Hauptstadt die Hintertür geöffnet. Selbst das Auftanken in der Luft war unentdeckt geblieben und hatte, was noch wichtiger war, nur zu einer minimalen Verzögerung

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