Die Gamnma Option
Kriegsbeginn ins Land gekommen und hatten das getan, was sie auch schon in Vietnam getan hatten. Das Terrain war anders, aber das war auch schon alles. Es ging immer noch um die Infiltration der feindlichen Linien. Kommunikationskanäle wurden unterbrochen, so daß die arabischen Soldaten an der Front gegensätzliche, ja sogar schlicht absurde Befehle erhielten.
Nach der Landung in Tel Aviv brachte Blaine die Zollformalitäten problemlos hinter sich, verstaute seinen Koffer für den Augenblick in einem Schließfach im Flughafen und drängte sich durch die anderen Reisenden zum Taxistand vor Ben Gurion. Er hing auf dem Rücksitz seinen Gedanken nach, während der Fahrer das Taxi in den Verkehr Richtung Tel Aviv einfädelte.
Der Mossad, der Israelische Geheimdienst, hält den Flughafen Ben Gurion unter ständiger Bewachung. Oftmals als nervöse Reisende, als Flugzeugpassagiere, die in vermeintlicher Konsternation wegen einer Verspätung neben ihren Koffern sitzen, oder sogar als Reinigungspersonal verkleidet, achten seine Agenten Tag und Nacht auf die Einreise verdächtiger Personen. Obwohl sich potentiellen Feinden zahlreiche Möglichkeiten bieten, ins Land einzuschleichen, überrascht es immer wieder, wie viele es direkt über Ben Gurion versuchen.
Der Mossad-Agent, der den unauffällig gekleideten bärtigen Mann entdeckte, der von der Zollkontrolle zur Gepäckausgabe ging, tat hinter einem Geldwechselschalter Dienst. Sobald der Bärtige außer Sicht war, begab er sich zu einem Telefon direkt hinter seinem Schalter und rief seinen Kontrolloffizier an.
»Erwarten wir Besuch von den Amerikanern?« erkundigte er sich nach dem Austauschen der Standardkodes. »CIA?«
»Eher ein Unabhängiger. Möglicherweise auf Einladung.«
»Ich überprüfe es. Ist Ihnen jemand aufgefallen?«
»Ja. Gerade ist ein alter Freund von uns gelandet …«
McCracken ließ sich von dem Fahrer nach Jaffa bringen und am ottomanischen Uhrenturm am Haganah-Platz absetzen. Vor den sich hoch auftürmenden modernen Wolkenkratzern von Jaffa als kleine, uneinnehmbare Festung der Vergangenheit erhalten geblieben, hauptsächlich wegen des Flohmarktes unter freiem Himmel, auf dem Händler ihre Waren in Ständen auf dem Bürgersteig, Verkaufswagen oder Geschäften mit offenen Fassaden anboten. Die Händler und Ladenbesitzer priesen sie lautstark, um auf ihre Angebote aufmerksam zu machen. Die Qualität der Waren war im allgemeinen gering, doch nichtsdestotrotz lieferten sich die Händler hitzige Auseinandersetzungen um Kunden oder die besten Verkaufsplätze.
Vom Uhrenturm ging Blaine die Yefet Street entlang und bog dann auf dem Oley Tsiyon nach links zur Mitte des Marktes ab. Kaum einen Block später sah sich seine Nase dem durchdringenden Geruch nicht ganz frisch gefangener Fische ausgesetzt, die auf dem Markt auf der anderen Straßenseite am Haken oder auf Eis feilgeboten wurden. Orientalische Teppiche, die auf den Motorhauben oder Dächern von Autos präsentiert wurden, verrieten ihm, daß er den Eingang zum Flohmarkt, der unmittelbar dahinter lag, erreicht hatte. Da immer mehr Händler versuchten, sich hier ihren Lebensunterhalt zu verdienen, war der Markt immer größer geworden und vereinnahmte nun jeden verfügbaren Zentimeter auf den Bürgersteigen und vor den Schaufenstern. Potentielle Kunden waren gezwungen, auf die Straßen auszuweichen und sich dort mit dem restlichen Verkehr herumzuschlagen.
Blaine ließ sich Zeit und näherte sich dem Laden, zu dem Fett ihn geschickt hatte, nur langsam, um mit der Umgebung vertraut zu werden. Neben den Teppichen, die sich überall stapelten, schienen hier gebrauchte Kleidung und billiger, bunter Modeschmuck besonders gut zu gehen. McCracken zeigte sich jedoch besonders von den kleinen Läden beeindruckt, in denen alte Elektrogeräte verkauft wurden. Die unglaublich hohen Zölle, mit denen die israelische Regierung solche Waren belegt hatte, ließen Gebrauchsgegenstände wie Kühlschränke oder Fernseher zu modernen Luxusgütern werden. Aufgrund des hohen Bedarfs wurden alte Geräte immer wieder aufgemöbelt und ausgebessert, obwohl manche davon schon so viele Jahre auf dem Buckel zu haben schienen, daß sie ganz einfach nicht mehr funktionieren konnten.
Bei den Häuserfronten war es nicht anders. Jaffa war eine in ihrer historischen Vergangenheit verwurzelte Stadt, und die uralten Gebäude waren kaum einmal modernisiert oder ausgebessert worden. Zerrissene und schmutzige Markisen flatterten in der
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