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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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schwachen Brise. Hinter den Schlagläden lugten öfter zerbrochene als heile Fenster hervor. Es handelte sich hauptsächlich um Steingebäude, die der Rauch im Lauf der Jahre grau oder schwarz verfärbt hatte. Diese alten Gebäude strahlten einen Geruch von Staub und Hitze aus, der McCracken abstoßend fand.
    Ein Mann, der einen mitgenommenen Kühlschrank von der Ladefläche seines Lastwagens hob, zwang Blaine, vom Bürgersteig auf die Straße auszuweichen. Es herrschte dichten Verkehr, und die Autos kamen meist nur ein Stück weiter, bevor sie unter einem regelmäßigen Hupkonzert wieder anhalten mußten. McCracken ging an einem alten Mann vorbei, der seine Waren auf einer Decke auf der rechten Fahrspur ausgelegt hatte. Der alte Mann kaute an einer Pita und pries den Passanten mit vollem Mund die Vorzüge seiner Waren an.
    Auf den Straßen und Bürgersteigen drängten sich nun immer mehr Menschen, obwohl sich die meisten anscheinend nur umsahen und nichts kaufen wollten. McCracken wich einem arabischen Händler aus, der seine Waren von einem Karren aus verkaufte, und glitt zwischen zwei im Verkehr steckengebliebenen Autos hindurch. Ein junger Mann auf einem Fahrrad wäre fast mit ihm zusammengestoßen, und Blaine mußte ausweichen und prallte gegen einen Jungen, der ein paar gebrauchte Jeans über seine Shorts zog, um festzustellen, ob sie ihm paßten, während der Verkäufer auf Hebräisch auf ihn einredete.
    Der Trödelladen, zu dem Fett ihn geschickt hatte, lag an einer Ecke am südlichen Rand des Marktes. Blaine duckte sich unter einigen Lederhandtaschen hinweg, die über der Eingangstür baumelten, und trat ein, erleichtert, aus der Sonne zu kommen. Der Geruch von Leder ersetzte den von Alter und Verfall. Blaine fühlte sich augenblicklich besser.
    Eine junge Frau trat hilfsbereit auf ihn zu.
    »Ich glaube, Sie bewahren etwas für mich auf«, sagte er und zog den ägyptischen Geldschein hervor, den Fett ihm in Reading als Erkennungszeichen gegeben hatte.
    »Kommen Sie mit«, sagte die junge Frau.
    Sie ging zu einer Tür in der hinteren Wand des Ladens, öffnete sie und lächelte. Blaine akzeptierte die Einladung und trat ein. Hinter dem einzigen Schreibtisch in einem winzigen, vollgestopften Raum saß eine alte Frau, das graue Haar zu einem Knoten hochgesteckt, die hagere Gestalt von einem weiten, schwarzen Kleid verhüllt.
    »Schließen Sie die Tür!« befahl sie. Nachdem McCracken der Anweisung nachgekommen war, sagte sie: »Setzen! Sofort!«
    Es stand nur ein Stuhl zur Verfügung, und zwar direkt vor dem Schreibtisch, hinter den sie sich gequetscht hatte. Das gesamte Licht im Raum fiel durch ein einziges nicht verhangenes Fenster, doch es reichte Blaine, um die alte Schachtel zu mustern. Er bemerkte, daß sie ihn nur mit einem Auge betrachtete. Das andere war geschlossen und fast völlig von mehreren Schichten runzligen Fleisches bedeckt. Ihre Hände waren nicht sichtbar, und Blaine fragte sich, ob sie eine Waffe auf ihn richtete.
    »Sie wissen, warum Sie hier?« wollte die alte Hexe wissen, nachdem er sich gesetzt hatte.
    »Eigentlich nicht.«
    »Sie es wissen!« fauchte sie erbost. »Sie hatten Geldschein!«
    »Oh, sicher, ich weiß, was ich hier soll. Aber ich bin mir nicht klar darüber, weshalb ich nicht mit Evira selbst spreche.«
    »Evira es so haben wollen.«
    »Wissen Sie, wo man meinen Sohn festhält?«
    »Ich nicht sprechen über …«
    »Aber Evira weiß es, nicht wahr?«
    »Ich nur wissen, was sie mir sagt, was ich wissen soll. Ich es Ihnen erklären so gut wie möglich. Ich wissen, was Fett Ihnen gesagt haben.«
    »Dann wissen wir beide, daß er mir nichts gesagt hat.«
    »Er hat Ihnen gesagt, was er weiß. Evira ihm nicht vertraut. Evira lediglich Ihnen vertraut. Sie der einzige, der verhindern kann, daß Waffe eingesetzt wird.«
    »Was für eine Waffe?«
    »Was Sie wissen über Yosef Rasin?« fragte sie anstelle einer Antwort.
    »Ein Fanatiker der Meir-Kahane-Schule, nur hundertmal fanatischer. Haßt alle Araber und zettelt Unruhen in den besetzten Gebieten an. Er hat einmal öffentlich eine erzwungene Geburtenkontrolle für alle Araber in Israel verlangt. Ich glaube, er hat dabei das Wort Kastration benutzt. Dennoch hat seine fanatische Auffassung eine gewisse Gefolgschaft gefunden. Da die halbe Regierung bereit ist, einen Palästinenserstaat auf der West Bank zu dulden, gibt es in diesem Land zahlreiche Menschen, die sich auf seine Seite schlagen, da sie nicht wissen, wem sie sonst folgen

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