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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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mit jemandem, Sir«, sagte Ari.
    Ben-Neser fühlte einen Phantomschmerz in seinem verlorenen Arm, wie immer, wenn er nervös war. Wenn etwas schiefging, mußte er mit katastrophalen Folgen rechnen. Er mußte die Sache ohne Zwischenfall über die Bühne bringen.
    »Haben Sie ihn erkannt?« fragte er Ari.
    »Groß. Mit einem Vollbart. Sieht nach einem Amerikaner aus.«
    Ein Amerikaner? wunderte sich Ben-Neser. Solch eine Komplikation kam ihm so gelegen wie ein Kropf.
    »Greifen wir ein?« fragte Ari.
    »Nein«, sagte Ben-Neser von seiner Beobachtungsposition neben dem Fenster der Wohnung aus und kämpfte gegen den Drang an, einen Arm zu reiben, den er nicht mehr hatte. »Wo sind Sie?«
    »In dem Sanitärhandel, schräg gegenüber von Eviras Laden.«
    »Halten Sie Ihre Position. Ich komme zu Ihnen.«
    McCracken starrte weiterhin über den Tisch die Frau an, von der mindestens vierzig Jahre abgefallen zu sein schienen. Sie erwiderte seinen fassungslosen Blick, während sie die letzten Reste des Theater-Make-ups von ihrer Gesichtshaut zog.
    »Tut mir leid, aber das war unumgänglich«, sagte sie.
    »Was meinen Sie damit, Ihre Verkleidung oder die Entführung meines Sohnes?«
    »Beides, vermute ich. Dem Jungen geht es gut. Besser als gut. Er ist in Sicherheit.«
    »In Sicherheit vor wem?«
    »Meine Feinde sind nun auch Ihre Feinde.«
    »Araber?«
    »Wie auch Israelis. Wir dürfen nicht mehr in solchen Begriffen denken. Sie werden feststellen, daß wir außergewöhnlich wenige Verbündete haben. Vielleicht stehen wir beide sogar allein da.«
    »Wie wäre es dann damit, Matthew als Zeichen Ihres guten Willens zur Reading School zurückzubringen?«
    Sie musterte ihn fast traurig. »Das kann ich nicht. Und Sie wissen das auch.«
    »Schauen Sie, Lady, die alte Schachtel, mit der ich vor ein paar Minuten gesprochen habe, und Fett scheinen eine ziemlich gute Sache zu vertreten. Wenn Ihre Behauptungen über Rasin und seine Waffe der Wahrheit entsprechen, stehe ich sowieso schon auf Ihrer Seite.«
    »Wie Sie auf Seiten der Franzosen, der Engländer und sogar der Amerikaner gestanden haben?« fauchte sie ihn an. »Ich kenne Sie besser, als Sie glauben. Die Seite, auf der Sie anfangs stehen, ist nicht unbedingt die, auf der Sie am Ende stehen. Es kommt immer darauf an, was Ihnen Ihr Gewissen sagt. Glauben Sie nicht, ich wüßte diesen Charakterzug nicht zu schätzen«, fuhr sie etwas sanfter fort; in ihrer Stimme schien Bewunderung zu liegen. »Genau das hat mich davon überzeugt, daß Sie der einzige sind, mit dem ich nun, nachdem meine eigene Organisation unterwandert wurde, zusammenarbeiten kann.«
    »Dann wissen Sie auch, daß Sie sich auf mein Wort verlassen können. Lassen Sie den Jungen frei. Ich werde mit Ihnen zusammenarbeiten.«
    »Das kann ich nicht. Ich habe Versprechungen und Zugeständnisse gemacht. Können Sie das nicht einsehen?«
    »Jedesmal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich nur, was zwei Mörder mit John Neville gemacht haben.«
    »Ich billige die Handlungen solcher Schlächter nicht.«
    »Aber Sie benutzen sie, oder? Hören Sie doch mit dem Schmus auf, Lady. Wenn Ihnen meine Arbeitsweise so gut gefällt, müssen Sie doch bereits festgestellt haben, daß ich in einer viel höheren Liga spiele als Sie.«
    Sie wirkte verletzt. Das geringe Licht, das auf ihr Gesicht fiel, verriet Blaine, daß sie höchstens dreißig Jahre alt war, wahrscheinlich aber noch jünger. Ihre Gesichtszüge waren eher europäisch als arabisch. Ihre Haut war weich und glatt, und sie hatte hohe Wangenknochen, die ein eckiges Kinn und große, runde Augen betonten. Ihre Hautfarbe wirkte eher gebräunt als von Natur aus dunkel.
    »Kommen wir zur Sache, Evira«, fuhr Blaine fort. »Kommen wir zu Rasin. Wie haben Sie von der Existenz dieser Superwaffe erfahren?«
    »Ich hatte eine Zeitlang Agenten in seiner Gruppe eingeschleust.«
    »Araber?«
    »Siebzehn Prozent der israelitischen Bürger sind Araber, doch zuerst einmal sind sie Israelis. Das ist auch ihre Nation. Und gleichermaßen, wie ihre Zahl wuchs, wurden sie als Teil der Nation akzeptiert.« Sie hielt inne. »Zumindest von dem größten Teil der Bürger. Rasin hat sowohl ihren wachsenden Einfluß wie auch die Möglichkeit erkannt, daß auf der West Bank ein palästinensischer Staat entstehen könnte, und beides genutzt, um seinen Haß zu verbreiten. Sein Feldzug hat zur Bildung einer gefährlichen, militanten Fraktion geführt. Sie hat ihm eine gewisse Macht verliehen, die ihn nun

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