Die Gamnma Option
Verrückten zu tun, von denen jeder entschlossen ist, die Welt des anderen zu vernichten.«
»Und es wird ihnen gelingen, wenn es uns nicht gelingt, sie aufzuhalten.«
»Aufzuhalten oder zu töten?«
»Das ist ein und dasselbe.«
Blaine schüttelte spöttisch den Kopf. »Das ist wirklich nicht Ihr Spiel, oder? Warum rücken Sie nicht einfach mit der Wahrheit heraus und sagen, was Sie meinen: Sie wollen Hassani töten, während ich Rasin töten soll.«
Eviras Blick war eiskalt. »Wenn es nötig sein sollte.«
»Wieso konnten Sie soviel über Hassani herausbekommen? Sie arbeiten in Israel und nicht im Iran.«
Sie sah ihn einfach nur an und wollte gerade etwas sagen, als Blaine plötzlich die Antwort auf seine eigene Frage einfiel.
»Außer … Außer, Sie haben durch die Agenten, die Sie bei Rasin einschleusen konnten, von Hassanis Plänen erfahren. Natürlich!«
»Jetzt sehen Sie endlich, was ich meine.«
»Ich sehe einen israelischen Fanatiker mit einer Waffe, die er benutzen will, weil ein militanter Iraner eine Bedrohung darzustellen scheint. Nach Rasins Auffassung verteidigt er sich nur selbst, führt einen Präventivschlag aus.«
»Aber es paßt so oder so«, erklärte Evira. »Hassani war nicht zuletzt imstande, die verschiedenen militanten Fraktionen der arabischen Welt endlich zu vereinen, weil Rasin mit seiner zunehmenden Popularität ein gewisses Symbol darstellt. Seine Gefolgschaft hat stark zugenommen, und er arbeitet nicht mehr im Verborgenen. Er gewinnt immer mehr Macht in Israel. Können Sie sich vorstellen, welche Zugeständnisse er fordern wird und welchen Preis Israel zahlen muß, sobald er und seine Partei genug Sitze im Parlament haben, daß Rasin als Königsmacher fungieren könnte? Hassani und die anderen Verrückten wollen nicht abwarten, bis sie das am eigenen Leib erfahren. Sie sind der Meinung, daß Israel vernichtet werden muß, bevor die Flutwelle zu stark geworden ist, als daß man sie noch aufhalten könnte …«
»Was dementsprechend Rasin wiederum den idealen Grund liefert, seine Superwaffe einzusetzen. Mein Gott, man könnte fast glauben, Hassani und die anderen würden direkt in seine Hände spielen.«
»Auf jeden Fall hat er die Waffe und den Grund, sie zu entfesseln.« Ihr Blick wurde bittend. »Verstehen Sie nun, daß ich niemandem mehr vertrauen konnte? Hassanis Leute haben meine Organisation unterwandert, und auch Rasins Leute haben es auf mich abgesehen. Sie waren meine einzige Hoffnung. Und jetzt sagen Sie mir, daß Sie an meiner Stelle nicht dasselbe getan hätten!«
»Nein. Es gibt eine Vereinbarung, die sich in Ihrem Teil der Welt noch nicht herumgesprochen zu haben scheint. Wir lassen unsere Familien aus dem Spiel. Wir vergreifen uns niemals an Familienangehörigen.«
»Unser Leben steht immer an der Schwelle der Vernichtung. Das gilt auch für Israel. Ich hasse die Militanten nicht weniger als Sie. Ich werde Hassani töten. Ich will, daß er aufgehalten wird, genauso, wie ich will, daß Rasin aufgehalten wird. Nur so können wir abwenden, was beide für uns vorgesehen haben.«
»Aber wenn Sie deren Methoden benutzen, sind Sie auch nicht besser als sie.« Blaine hielt inne und betrachtete sie mit kaltem Blick. »Sagen Sie mir, was geschehen wird, wenn ich von diesem Tisch aufstehe und gehe.«
Evira zögerte nur kurz. »Ihr Sohn wird sterben.«
7
Colonel Ben-Neser stand nervös in dem Laden mit offener Fassade gegenüber von dem Andenkengeschäft. Von Porzellanfiguren verdeckt, warf er einen Blick über die Straße. Seine verbliebene Hand ballte sich zur Faust und öffnete sich wieder. Evira war kaum dreißig Meter von ihm entfernt. Ein schneller Spurt über die Straße, und er konnte sie persönlich ausschalten. Zum Teufel mit den Komplikationen! Warum brachte er es nicht hinter sich?
Aber der Amerikaner, mit dem Evira sich traf, war und blieb eine unerwartete Komplikation. Es war schon schlimm genug, daß der Colonel eine von keiner vorgesetzten Stelle gebilligte Operation eingeleitet hatte. Doch falls ein Amerikaner, ob nun unschuldig oder nicht, dabei draufgehen sollte, würden die politischen Folgen Ben-Nesers Karriere kosten.
Das hieß, was davon noch geblieben war. Er war ein geborener Soldat und Bürokrat. Er stammte aus einer traditionsreichen Kriegerfamilie und hatte sich 1967 im Sechs-Tage-Krieg als Infanterist dieses Erbes als würdig erwiesen. Sechs Jahre später hatte der Yom-Kippur-Krieg ihn als heldenhaften Offizier gesehen, aber
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