Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
um bei ihnen mitzumachen. In seiner Phantasie wurden sie seine Freunde und Gefährten, die einzigen, die er hatte.
    Eines Abends bemerkte er, daß ein Revolutionswächter um die Plastikfabrik schlich. Als der Wächter wieder abgezogen war, zögerte Kourosh keine Sekunde. Er stürmte aus seinem Zimmer über die Straße und durch die Tür, die er so oft beobachtet hatte. Er fand die Studenten in einem großen Konferenzraum. Zuerst taten sie ihn als lästigen Störenfried ab, der sich etwas eingebildet hatte, doch schließlich konnte Kourosh sie überzeugen, daß eine Razzia kurz bevorstand. Alle Untergrundbewegungen lernen, schnell zu handeln und ihre Spuren zu verwischen, und als die Razzia kaum eine Stunde später tatsächlich stattfand, fanden die Soldaten keine Spur mehr von der Anwesenheit der Rebellen. Der Junge wurde von den Studenten aufgenommen; er verlangte nichts von ihnen, doch einige bemühten sich, ihn so sauber wie möglich zu halten, gaben ihm zu essen und lehrten ihn die englische Sprache, mit Hilfe der Comic-Hefte, wie er Evira erklärte.
    »Glaubst du wirklich, daß du mich in den Palast bringen kannst, wenn Hassani dort ist?« fragte sie ihn, als er geendet hatte.
    »Ich habe es dir doch gesagt, oder?«
    »Warum erzählst du mir dann nicht, wie du es anstellen willst? Fangen wir mit einer Karte an.«
    Die vier alten Männer saßen an einem schattigen Tisch auf dem Hinterhof eines geräumigen Landsitzes in Hertzelia, einer noblen Vorstadt eine halbe Stunde außerhalb von Tel Aviv. Zwei saßen einem dritten direkt gegenüber und waren in tiefer Konzentration über einem Damebrett versunken, auf dem noch annähernd so viele schwarze Steine wie rote übriggeblieben waren. Der bleichere der beiden, ein hagerer Mann mit einem Dreitagesbart, schlug mit seinem roten Spielstein einen schwarzen.
    »Eine Dame!« forderte er triumphierend.
    Sein etwas älteres Gegenüber, ein kleiner, untersetzter Mann, der kaum noch Haare auf dem Kopf hatte, verzog das Gesicht und setzte mit einer heftigen Bewegung einen geschlagenen roten Stein wieder auf das Spielbrett.
    »Verdammt, Abraham. Du spielst meschugge.«
    »Nur zu, verdamme mich, Isaac. Verdamme mich, soviel du willst. Diesmal gewinne ich.«
    »Ihr beide solltet euch schämen, euch am Sabbat zu streiten«, tadelte ein Mann mit einem Glasauge, das sich beharrlich weigerte, in dieselbe Richtung zu blicken wie sein echtes. »Da habe ich ein paar Gewinner aufgetrieben.« Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.
    »Hämorrhoiden, die hast du, Saul«, gab Isaac zurück.
    »Ja, weil ich zu lange an derselben Stelle hocken bleiben muß, um auf euch beide aufzupassen.«
    Die Reaktion des vierten Mannes auf all das bestand darin, ein Taschentuch hervorzuziehen und sich seine gewaltige Nase zu putzen.
    »Mußt du das unbedingt vor uns allen tun, Joshua?« wollte Abraham wissen.
    »Wieso denn nicht? Soll ich jedesmal in den Wald gehen, wenn ich mich schneuzen muß?«
    »Nein«, sagte Saul. »Du würdest nur alle Vögel aufscheuchen.«
    Nun war es Joshua, der das Gesicht verzog. Allerdings sprachen sich die Männer nicht mit den Namen an, die sie bei ihrer Geburt verliehen bekommen hatten. Sie waren in ihrem Leben unter so vielen Namen bekannt gewesen, daß es sie nicht mehr störte, besonders, da sie selbst sie gewählt hatten. Die vier Männer hatten die Namen von vier Königen und Kriegern angenommen. Namen, die gut zu dem Vorhaben paßten, das sie durchführen wollten.
    Isaac war wieder an der Reihe, und er beugte sich so tief über das Schachbrett, daß er die Figuren hätte ablecken können, bevor er seinen Zug machte. Für die vier alten Männer ähnelte das Leben selbst einem Damespiel. Das Schachspiel mit all seinen Komplikationen konnte man vergessen. Das Leben ließ sich am einfachsten ertragen, wenn man es auf seine einfachsten Elemente reduzierte. Diesen Glaubenssatz hatten sie vor über vierzig Jahren angenommen und seitdem immer danach gehandelt.
    »Noch immer keine Nachricht aus Teheran?« fragte Joshua.
    »Erwartest du vielleicht ein Wunder?« gab Saul zurück.
    »Ein Wunder brauchen wir nicht. Wir haben alles genau geplant. Diese Frau … wie hieß sie noch gleich?«
    »Evira.«
    »Sie hätte in Teheran sterben müssen. Man hat uns versichert, daß es kein Problem geben würde. Was ist schiefgegangen?«
    »Woher soll ich das wissen?« fragte Isaac, der immer ungeduldiger wurde, weil Abraham einfach nicht ziehen wollte. Er holte mit der Hand aus,

Weitere Kostenlose Bücher