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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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diese Männer tötete, war ich daran beteiligt. Eines Tages wird sich mir die Gelegenheit bieten, es ihm heimzuzahlen. Mittlerweile habe ich mir geschworen, mich nie wieder mit jemandem zu treffen, der ohne Referenzen kommt.«
    »Aber mich hast du zu dir gelassen.«
    Hiroshi lächelte. »Ich habe gesehen, daß du es warst, bevor ich meinen Männern ihre Befehle gab. Ich wollte sehen, wie du auf mein kleines Spiel reagierst.«
    »Und warst du zufrieden? Jetzt spricht wieder der Lehrer zu seinem Schüler, Sensei.«
    Hiroshis Blick ließ sich nicht deuten. »Du hast etwas von einem großen Vulkan an dir, der nach Jahren der Untätigkeit kurz vor dem Ausbruch steht.«
    »Körperlich?«
    »Eher geistig, vielleicht sogar spirituell. Du hast dich zu lange von deiner Ausbildung entfernt. Du denkst, anstatt zu fühlen. Jeder Gedanke ist ein Risiko, denn es kostet Zeit, ihn abzuschließen.«
    »Aber das Risiko gehört zum Leben, und du bist eins eingegangen, als du einwilligtest, Rasin zu helfen. Du hast deine Ehre aufs Spiel gesetzt, Hiroshi. Du hast mit einem einzigen Zug all das Gute aufs Spiel gesetzt, das du tun wolltest.«
    »Was meinst du damit?«
    »Was ist, wenn ich dir sage, daß ich hier bin, weil Rasin eine Waffe hat, die imstande ist, die gesamte arabische Welt auszulöschen, während sie Israel verschont? Was, wenn ich dir sage, daß alles darauf hindeutet, daß dein Bergungsteam diese Waffe für ihn aus dem Meer geholt hat?«
    Hiroshi füllte mit regloser Miene seinen Becher auf. »Du hast dich also entschlossen, dieser Sache nachzugehen. Und wer ist der Ronin, für den McCracken dies tut?«
    »Ich habe mich nicht entschlossen, ich wurde gezwungen. Ich habe dir noch nicht alles gesagt. Da ist ein Junge, von dem ich vor kurzem erfuhr, daß er mein Sohn ist. Die Araber haben ihn.«
    »Mein Gott …«
    »Ich habe keine Wahl, Hiroshi, genausowenig, wie du eine hattest, als dieses Tier anfing, dein Dorf zu terrorisieren. Die gemäßigten Araber wollen, daß ich Rasin daran hindere, seine Waffe einzusetzen, während sie versuchen, einen verrückten Iraner daran zu hindern, die militanten Kräfte gegen Israel zu vereinigen.«
    »Sehr kompliziert.«
    »Nicht unbedingt, wenn wir herausfinden können, was das Bergungsteam aus dem Meer geholt hat, bevor Rasin es beseitigen ließ.«
    Hiroshi nippte an seinem Sake, während McCracken den erkalteten Inhalt seines Bechers kreisen ließ.
    »Ich kenne die Koordinaten der Bergungsoperation. Das ist alles.«
    »Dann verrate sie mir, Sensei, und ich mache mich auf den Weg und trete wieder aus deinem Leben.«
    Hiroshi schüttelte den Kopf. »Nein. Es muß mehr geben, was ich tun könnte. Bitte laß mich dir helfen. Du hast von deinem Sohn gesprochen. Mit steht eine Armee von Kriegern zur Verfügung, die ich …«
    »Nein, Sensei. Das ist etwas, das ich allein tun muß. Glaube mir, es geht nicht anders.«
    Hiroshi musterte ihn streng. »Es gibt ein Zen-Sprichwort, Fudo-San. Der Mann, der versucht, das Gewicht der Welt auf seine Schultern zu nehmen, wird von seiner Last zerquetscht, bevor er sie anheben kann.«
    »Diesmal ist es nicht die gesamte Welt, Sensei. Es ist nur mein kleiner Teil davon.«

11
    Eviras Gedanken kokettierten mit dem Bewußtsein, schwebten irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit. Sie fühlte das Stechen einer kalten Flüssigkeit an ihren Lippen, fühlte, wie ihr Kopf angehoben wurde.
    »Sie müssen das trinken«, sagte eine Stimme. »Der Arzt hat es befohlen.«
    Ihre Augen waren geöffnet gewesen, doch erst jetzt konnte sie etwas sehen. An ihrer Seite, halb hinter ihr, um ihren Kopf von dem Kissen zu heben, kniete ein Junge. Ihr Blick war zu verschwommen, um sein Alter genau bestimmen zu können, doch sie schätzte, daß er elf oder zwölf Jahre alt sein mochte. Sein nußbraunes Haar hing verfilzt über seine Stirn und Ohren und fiel hinten bis zu den Schultern. Seine Augen von derselben Farbe leuchteten groß und breit und blickten so vertrauensvoll drein, wie es nur einem Kind möglich ist. Er trug lediglich Lumpen am Leib; ein Männerhemd, das ihm viel zu groß und am Rücken zusammengesteckt war; ein Paar Hosen, anscheinend aus Sackleinen, irgendwie in die Form von Beinkleidern geschnitten und zusammengenäht. Evira sah zahlreiche Schmutzflecke auf seinem Gesicht und richtete den Blick auf das Wasser, das er ihr reichte. Die Hand, die ihr die Tasse an die Lippen hielt, war schwarz vor Dreck, der dort, wo etwas Wasser übergeschwappt war, aufzuweichen

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