Die Gamnma Option
dem das Schiff versenkt wurde. Die Behauptung, die Japaner seien es gewesen, diente nur zur Tarnung. Das erklärt auch, weshalb der Indianapolis kein Begleitschiff zugeteilt, das Notsignal ignoriert und alles Menschenmögliche getan wurde, damit keine Überlebenden gerettet wurden.«
»Ach du Scheiße …«
»Und nun ist Yosef Rasin im Besitz der Superwaffe. Wir haben die Indianapolis versenkt, um ihre Existenz geheimzuhalten, und es muß einen Grund geben, daß wir sie nicht benutzt haben, als wir die Gelegenheit dazu hatten. Ich frage mich, was geschehen wird, wenn Rasin diesen Grund nicht kennt. Ist das jetzt klar genug, Hank?«
»Klar wie Kloßbrühe. Und jetzt leg auf, damit ich ein paar Anrufe machen kann.«
»Bleib vom Fenster weg«, sagte der Mann und faßte den Jungen an der Schulter.
»Warum?« fragte Matthew und wand sich unter dem Griff des Mannes.
Der Mann zuckte zurück, als habe er sich die Hand verbrannt. Nachdem sie Matthew bei Fett abgeholt hatten, hatten er und die beiden anderen Männer, die den Jungen bewachen sollten, erwartet, daß er Furcht, Gehorsam und Unterwerfung zeigte. Statt dessen hatten sie es mit Halsstarrigkeit und Aufsässigkeit zu tun bekommen.
»Es ist sicherer«, sagte der Mann. »Das ist alles.«
»Wieso?«
»Es gibt ein paar Leute, die dir etwas tun wollen.«
»Um die zu sehen, muß ich nicht ans Fenster gehen«, erwiderte der Junge und hielt den Blick stur aus dem Fenster gerichtet.
»Wir sind nicht deine Feinde.«
»Das hat der Mann, von dem Sie mich geholt haben, auch gesagt.«
»Er hat gelogen.«
»Und Sie lügen nicht?«
Der Mann griff an ihm vorbei und zog die Jalousie herab.
»Warum lassen Sie mich nicht einfach gehen?« fragte der Junge sachlich.
»Es ist zu deinem eigenen Besten.«
»Das hat der andere Mann auch gesagt.«
»Diesmal ist es die Wahrheit.«
Matthew legte den Kopf zurück und sah wieder zum Fenster. »Er wird mich finden.«
Der Mann lächelte, froh darüber, daß seine beruhigenden Worte etwas bewirkt hatten. »Das wird er nicht. Ich verspreche es dir. Du brauchst keine Angst haben.«
»Nicht der Araber«, sagte der Junge geringschätzig. »Blaine McCracken. Wenn er herausfindet, was Sie getan haben, wird er mich suchen. Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, wenn er mich findet.«
Der Mann sah ihn verblüfft an. Er hatte keine große Erfahrung im Umgang mit Kindern, und wenn dieses Benehmen typisch sein sollte, hatte er nicht den geringsten Wunsch, noch einmal mit ihnen zu tun zu bekommen. Wütend beobachtete er, wie sich der Junge arrogant zum Fenster drehte und mit einer schnellen Handbewegung die Jalousie wieder aufrollen ließ.
»Er wird kommen«, versicherte Matthew. »Und es wird nicht mehr lange dauern.«
»Du hast betrogen! Kaum nehme ich die Augen vom Spielbrett, und du ziehst ein zweites Mal!«
»Putz!« schnappte Abraham und fuhr mit der Hand vor Joshuas Gesicht hin und her.
»Du hast drei meiner Steine geschlagen, aber das konntest du gar nicht, weil dein Stein auf einem ganz anderen Feld stand.«
»Du hast vergessen, daß ich mit dem letzten Zug dorthin gesprungen bin. Du hast es vergessen, und jetzt willst du mir die Schuld geben, weil du langsam matschig in der Birne wirst.«
»Putz!« schnaubte diesmal Joshua.
Im Schatten hinter dem Haus in Hertzelia, nicht weit von der Stelle entfernt, wo die beiden alten Männer Dame spielten, fingen Isaac und Isser einen Teil des Streits auf.
»Benehmen sie sich immer so?« wollte der Leiter des Mossads wissen.
»Verlangst du, daß sie sich – daß wir uns nach all den Jahren noch ändern? Wir sind Soldaten, Isser, und nichts frustriert Soldaten mehr als das Alter.« Er blickte verstohlen zu dem Tisch hinüber. »Sie streiten sich hauptsächlich, um sich daran zu erinnern, wie es war. Glaube mir, ich bin nicht besser, und eines Tages wird es dir auch nicht anders ergehen.«
»Wird es dieses ›eines Tages‹ für mich und meine Kinder geben, Isaac?«
»Es hat seit fünfundvierzig Jahren eins gegeben, und daran wird sich nichts ändern. Vergiß nicht, wir waren von Anfang an dabei. Wir haben alles gesehen.«
»Das stimmt nicht. Hassani hast du nicht gesehen.«
»Ich habe andere wie ihn gesehen. Genug andere.«
»Also machst du dir keine Sorgen.«
»Sorgen? Natürlich mache ich mir Sorgen. Ich habe mir auch 1948 und 1967 und 1973 Sorgen gemacht. Und nach dem, was du mir heute berichtet hast, mache ich mir ebenfalls Sorgen. Aber du wirst nach einer Weile einsehen,
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