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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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dort postierten Wachen ließen sie problemlos passieren, doch einer bestand darauf, sie zur Küche zu begleiten, wie die Vorschriften es verlangten.
    Er führte sie zum Dienstboteneingang, der direkt in die Küche führte. Wie sie sich erinnerte, lag der Speiseraum direkt zwischen diesem Gebäudetrakt und dem majestätischen, sich über zwei Stockwerke erstreckenden Ballsaal.
    Um jede Aufmerksamkeit zu vermeiden, reihte sie sich einfach in die lange Schlange der Dienstmädchen ein, die Tabletts mit Gläsern und Hors dœuvres aufnahmen. Sie verließen die Küche durch eine Tür, die am Speisesaal vorbei und durch ein Vestibül direkt in den Ballsaal führte. Im Augenblick hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie die nächste Phase ihres Plans aussehen würde, und sie zwang sich zur Ruhe, damit ihre Gedanken frei fließen konnten.
    Genau, wie McCracken es tun würde.
    Evira verschanzte sich hinter ihrem Tablett mit Hors dœuvres und betrat den Ballsaal. Unwillkürlich war sie beeindruckt. Nicht einmal Kouroshs übertriebene Zeichnungen taten ihm Genüge. Er war riesig, fast sechzig Meter breit, die zum größten Teil von einem handgeknüpften Kerman-Teppich bedeckt wurden. Die Tische, an denen die Gäste saßen, standen auf dem Teppich. Eine ganze Reihe Kristallkronleuchter unterschiedlicher Größe baumelten an der Decke, die man, falls das Wetter danach war, öffnen konnte, damit man den freien Himmel sah. Gewaltige Blumenbukette und zahllose Topfpflanzen trugen zur Schönheit des Raums bei. Des weiteren verfügte der Ballsaal an einer Seite über eine Galerie, so daß man einen wahrhaft großen Auftritt hatte, wenn man die Wendeltreppe hinabstieg.
    Zum Glück hatte General Hassani jedoch, wenn sie sich nicht irrte, seinen Auftritt noch vor sich. Natürlich. Man würde das Abendessen erst spät servieren, damit er den bestmöglichen Eindruck machen konnte und seine mächtigen Gäste Gelegenheit hatten, sich miteinander bekanntzumachen. Schließlich würde sich nach seinem Auftritt ja alle Aufmerksamkeit auf ihn richten.
    Eviras Verstand begann zu arbeiten.
    Sie stellte das Tablett mit den warmen Hors dœuvres auf einen Tisch und nahm eins mit leeren Sektgläsern auf. Der Iran mochte zornig alle Verbindungen mit dem Westen abgebrochen haben, doch bedient wurde hier genau wie im Abendland. Ein Rückfall in die Tage des Schahs und ein deutliches Anzeichen für Hassanis Bemühungen, die Unterstützung der Reichen und Mächtigen zu gewinnen.
    Evira kehrte in die Küche zurück und bekam dort ein neues Tablett mit vollen Gläsern. Sie balancierte das Tablett vorsichtig mit einer Hand, wie die anderen Dienstboten es auch taten, damit sie mit der anderen Hand servieren konnte. Dies fiel ihr anfangs nicht ganz leicht, und sie mußte sich unentwegt vorstellen, wie ihr Tablett auf den Teppich fiel und damit die Aufmerksamkeit jedes Anwesenden auf sie zog, was sie noch nervöser machte. Doch der Sekt war gefragt, und ihr Tablett war schnell leer, womit sie sich wieder eine Atempause verschafft hatte. Ihre Gedanken widmeten sich wieder der nächsten Phase ihres Plans.
    Da Hassani seinen großen Auftritt noch vor sich hatte, mußte er noch oben sein; wahrscheinlich entspannte er sich oder kleidete sich gerade an. Er würde natürlich Wachen um sich haben, doch die rechneten in diesem Augenblick wohl kaum mit einem Zwischenfall. Jetzt bot sich ihr also die beste Gelegenheit.
    Falls sie ihn finden konnte.
    Und falls sie eine Waffe finden konnte. Ich hätte auf Kourosh hören sollen. Nun hat man mich doch nicht durchsucht …
    Ihr Blick fiel auf die Frauen. Sie waren allesamt elegant nach westlicher Mode gekleidet. Evira beobachtete sie aufmerksam, noch nicht sicher, wonach sie überhaupt suchte.
    Die Antwort kam ihr in den Sinn, als sie auf einem Tisch, der anscheinend eine endlose Vielfalt bot, die Schalen mit Früchten neu arrangierte. Zahlreiche Frauen verschwanden in einem Alkoven an der der Küche gegenüberliegenden Wand und kehrten kurz darauf wieder in den Ballsaal zurück. Evira nahm an, daß sie dort die Damentoilette finden würde, und mit dieser Beobachtung nahm endlich der Plan erste Züge an, wie sie an Hassani herankommen würde.
    Mit ihrem fast leeren Tablett näherte sie sich unauffällig dem Alkoven und tat so, als wolle sie den aus der Toilette kommenden Damen Sekt anbieten. Als der Strom der Frauen kurz abriß, huschte Evira in den Alkoven. Wie erwartet lag vor ihr die schwere Holztür der Damentoilette, die,

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