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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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fragen.«
    »Nicht ganz. Der Beamte, der dieses Heim leitet, nennt sich Doc Holiday.«

VIERTER TEIL
    DER O.K.-CORRAL
20
    Teheran, Donnerstag, 11. Mai;
zwanzig Uhr
    »Ich bleibe wohl besser hier«, sagte Kourosh zu Evira und zögerte einen Augenblick. Nachdem sie in den letzten Tagen von dem Jungen so abhängig geworden war, wollte sie jetzt nicht ohne ihn weitergehen.
    Sie zerrte an dem alten Kleid, das sie über der Uniform eines Dienstmädchens im Kaiserlichen Palast trug. »Ich bin bereit.«
    »Nein, bist du nicht«, sagte der Junge trotzig. »Wie kannst du Hassani ohne Waffe töten? Ich habe dir doch gesagt, daß ich versuchen will, dir eine zu besorgen.«
    »Man wird mich durchsuchen, bevor man mich in den Palast läßt. Wenn man dabei eine Waffe findet, ist alles, was wir bislang erreicht haben, vergebens.«
    »Aber du wirst ihn töten.«
    »Ich werde ihn töten.«
    »Wenn du wieder herauskommst, werde ich auf dich warten.« Kourosh gab ihr kurz die Hand und ging davon. Bevor er um die erste Ecke bog, sah er noch einmal zurück. Evira war keineswegs davon überzeugt, ihr Versprechen einhalten zu können. Zum einen waren ihre Verletzungen zwar einigermaßen abgeheilt, schmerzten aber noch immer und würden sie zweifellos in ihren Bewegungen behindern. Darüber hinaus behagte ihr die Art der Mission, die sie in der Festung vor ihr erfüllen wollte, ganz und gar nicht. Diese Aufgabe war eher McCrackens Spezialität als die ihre. Sie verabscheute das Töten. Bei all ihren Unternehmungen hatte sie bislang nur zur Selbstverteidigung getötet. Sie versuchte sich einzureden, daß es heute nicht anders sei, konnte es aber nicht so ganz glauben.
    Evira zog das Kleid aus und trat in der Dienstmädchenmontur aus dem Schatten auf den Platz vor dem Königlichen Palast. Ihr Herz pochte in dem Bewußtsein, daß die nächsten paar Minuten entscheidend waren. Wenn ihr Plan scheiterte, sich Zugang auf dem Gelände zu verschaffen, war alles verloren. Sie glitt zwischen zwei Limousinen hindurch, in denen Gäste eintrafen, und ging am Haupttor vorbei zu der Seitenstraße, die zu dem Dienstboteneingang neben der Schule führte. Sie blieb eng an der Mauer, um nicht entdeckt zu werden und ihre Rolle nicht früher als unbedingt nötig spielen zu müssen.
    So oder so, sie würde sich auf jeden Fall mit Revolutionswächtern befassen müssen, die sie ohne den richtigen Ausweis nicht durchlassen würden, außer, sie benahm sich auch wie jene Person, die zu sein sie vorgab. Und diese Illusion würde sie mit Hilfe der Uniform erzeugen.
    Noch einmal tief durchatmend trat sie aus dem Schatten des Tors auf die Wächter zu, die in Wachhaltung vor der Absperrung der Seitenstraße standen, die den ganzen Nachmittag über von Lieferwagen benutzt worden war.
    »Dieser Wagen, den ihr gerade durchgelassen habt«, rief sie ihnen aus einigen Metern Entfernung zu, beschleunigte ihre Schritte und setzte ein besorgtes Gesicht auf, »war das der Bäcker? Sagt mir, ob ihr den Bäcker gesehen habt!«
    Der Wachhabende drehte sich verblüfft zu ihr um. »Wer bist du, daß dich das interessiert?«
    »Ich bin die Süßspeisenköchin, und es wird ein gewaltiges Theater geben, wenn er nicht bald mit dem Rest seiner Waren auftaucht.«
    »Wo ist dein Ausweis?« fragte er mit einem Blick auf ihren leeren Blusenaufschlag.
    »Den hab ich abgenommen, damit er nicht in den Punsch fällt. Wäre doch zu peinlich, meinst du nicht auch? Was ist nun mit dem Bäcker?«
    »Er war noch nicht hier.«
    »Verdammt! Dafür werden Köpfe rollen, das sag' ich dir!« Sie trat näher an den Posten heran. »Du wirst mich benachrichtigen, sobald er mit seinen Waren kommt. Du rufst in der Küche an und fragst nach Manijeh. Klar?«
    Der Posten richtete sich steif auf. »Ich werde ihn durchschicken, wie ich die anderen durchgeschickt habe. Ich bin kein Botenjunge.«
    »Wie du willst. Aber wenn mich jemand fragt …«
    Sie schob sich an ihm und den aufmerksamen Wachen vorbei, die sie noch immer musterten, wenn auch eher amüsiert über ihre Schimpftirade denn argwöhnisch.
    »Verschwinde!« rief der Wachtposten. »Verschwinde und laß mich meine Arbeit tun!«
    Einen Augenblick später erregte ein weiterer Lieferwagen seine Aufmerksamkeit lange genug, um sie vor weiteren Fragen zu bewahren, während sie an der Wand entlangging. Sie schritt schnurstracks zu einem zweihundert Meter entfernt liegenden Eingang neben einem Gebäude, das sie anhand von Kouroshs Zeichnung als die Schule erkannte. Die

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