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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Die Zeit scheint stillzustehen, nichts verändert sich. So haben die Bewohner keine Möglichkeit, das Voranschreiten der Zeit zu bemerken. Sie verlieren die Verbindung mit dem, was sie waren, bevor sie hierher kamen, mit ihrem Ich.«
    »Sie leben fügsam und still vor sich hin. Verhaltenskontrolle auf einer ganz neuen Ebene. Gott im Himmel, Indianer, wenn man an all die Geheimnisse in den Köpfen der Menschen denkt, die hier leben …« Blaine fuhr langsam weiter und nahm die Umgebung in sich auf. »Ob die Stadtbibliothek wohl auf dem neuesten Stand ist?« fragte er, als sie daran vorbeikamen.
    »Uns müßte mehr interessieren, Blainey, ob das Büro des Sheriffs dort drüben über Zellen verfügt oder nicht.«
    »Oh.«
    Blaine bog hinter dem Büro des Sheriffs nach links ab und hielt vor einer Bäckerei, aus der der Geruch nach frisch gebackenem Brot und anderen Backwaren drang.
    »Nicht unbequemer als an der Küste Floridas, was, Indianer?« wiederholte Blaine.
    »Eine Lüge, Blainey, die die Realität der Vergangenheit verschleiern soll, damit diese Realität in der Welt vergraben wird, in der sie begangen wurde.«
    »Mit anderen Worten, ein Friedhof für Geheimnisse.«
    »Und eine Ruhestätte für die Seelen von Menschen, die noch nicht bereit sind, sich zu den Geistern zu gesellen.«
    Sie stiegen aus dem Jeep und sahen sich nach einem Unterschlupf um. Plötzlich stürmte ein alter Mann mit strubbligem grauem Haar aus der Tür der Bäckerei, winkte aufgeregt mit den Armen und schrie sie an: »Wie sollen meine Kunden denn hereinkommen können, wenn Ihr verdammter Wagen vor der Tür steht?«
    »Was?«
    Der Mann wischte sich die Hände an seiner schmutzigen Schürze ab. Er kam Blaine irgendwie bekannt vor.
    »Gleich fängt die Hauptgeschäftszeit an! Schaffen Sie Ihren Wagen aus dem Weg. Verziehen Sie sich! Aber sofort! Den verdammten Ordnungshütern waren die Bedürfnisse der anderen Leute schon immer egal. Sie nehmen immer nur, nehmen nur. Großer Gott …«
    Der alte Mann verschwand kopfschüttelnd wieder in der Bäckerei.
    »Wir fahren den Jeep lieber fort, Blainey.«
    Doch Blaine war mit den Gedanken woanders. »Ich kenne diesen Mann«, murmelte er. »Ich weiß genau, daß ich ihn schon einmal gesehen habe … Scheiße, sein Name ist Kirkland. Er war Allen Bulles' Einsatzleiter des alten CIA unter Kennedy und Johnson. Was zum Teufel ist das für ein Ort?«
    »Genau der, den wir erwartet haben.«
    Sie hatten mittlerweile den Jeep erreicht und setzten ihn rückwärts in eine Parklücke vor der Buchhandlung, die heute geschlossen hatte.
    »Sie müssen den alten Leuten Jobs gegeben haben«, vermutete McCracken.
    »Und ihrem Leben damit einen Sinn. Sie sollen die Aufgaben vergessen, die sie vor ihrer Ankunft gehabt haben. Man hat ihnen eine ganz neue Existenz gegeben.«
    »Drogen?«
    »Eine Zeitlang bestimmt. Aber das Dasein dieser alten Menschen ist sinnlos geworden. Da sie nichts mehr haben, zu dem sie zurückkehren können, heißen sie ihr neues Leben wohl willkommen.«
    »Und wir, Indianer?«
    »Ich glaube nicht, daß man für uns schon Betten vorbereitet hat.«
    »Aber denk mal darüber nach. In gewisser Hinsicht hat unser Dasein auch seinen Sinn verloren. Doch anstatt uns zu einem Ort wie diesem zurückzuziehen und Dame und Bridge zu spielen, haben wir unseren Lebenszweck nach unseren Bedingungen neu definiert. Wenn man es so sieht, unterscheiden wir uns gar nicht so sehr von diesen Leuten.«
    Sie waren nur ein paar Schritte weitergegangen, als hinter ihnen eine laute Stimme erklang. »Wird auch Zeit, daß ihr zurückkommt, Jungs. Der Doc war schon ziemlich sauer, das kann ich euch sagen.«
    McCracken, der dem Sprecher näher stand, drehte sich langsam um und erblickte einen tabakkauenden Mann mit eiskalten Augen, der wie ein Pistolenheld aus dem Wilden Westen gekleidet war, wenngleich auch ohne den Sechsschüsser. Blaine zuckte die Achseln und ging gleichmütig auf ihn zu. Der Blick des Mannes fiel auf Wareagle.
    »He, Augenblick mal, ihr seid nicht …«
    Er wollte nach seinem Walkie-talkie greifen, doch Blaine hatte ihn erreicht und hielt ihn fest. Der Mann sah ihn an und spuckte Tabak auf die Straße.
    »Wer zum Teufel seid ihr?« fragte er.
    »Ike Clanton, und das da ist mein kleiner Bruder Billy. Und wenn Sie nicht Wyatt Earp sind, stecken Sie verdammt tief in der Klemme.«
    Der Mann spuckte erneut aus. »Soll das ein Witz sein?«
    »Oh, ja. Der Witz heißt O.K.-Corral, und die Pointe läuft darauf

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