Die Gang: Roman (German Edition)
Beifahrersitz; es war besser, sie mitzunehmen, falls es wieder neblig werden sollte. Er fuhr los und fühlte sich wunderbar. Bald würde er wieder mit Joan zusammen sein.
Vielleicht könnten sie sich heute Abend treffen und würden nicht gestört werden. Vielleicht könnten sie sich in seiner Wohnung treffen.
Und morgen war ihr freier Tag.
Ich muss mir etwas ausdenken …
Er bog an der Kreuzung nach links ab, fuhr zu Glorias Haus, und ein Schatten legte sich auf seine gute Laune. Hoffentlich war sie zu Hause.
Bitte. Ich will es hinter mich bringen.
Hinter der nächsten Kurve konnte er Glorias Volkswagen in der Einfahrt vor ihrem Haus stehen sehen.
»Blöde Kuh«, murmelte er.
Und dachte: Gott sei Dank.
Hin- und hergerissen zwischen Erleichterung, dass sie wieder zu Hause war, und Wut wegen der Schwierigkeiten, die sie mit ihrer Aktion verursacht hatte, parkte er hinter ihrem Wagen. Er stieg aus, eilte zur Haustür und drückte den Klingelknopf. Er hörte, wie es drinnen klingelte, und wartete.
Komm schon, verdammt! Beweg dich!
Er wartete darauf, ihre Schritte zu hören. Und erinnerte sich an andere Zeiten, wo er ebenfalls hier gestanden hatte und darauf wartete, dass Gloria zur Tür kam. Das war noch nicht so lange her.
Wie hatte sich alles so schnell ändern können?
Eine heiße Welle von Schuldgefühlen brandete in ihm auf. Sie hat sich das alles selbst zuzuschreiben, weil sie so …
Quatsch! Ich bin schuld. Joan kreuzte auf, und ich merkte, was mir fehlte. Gloria hatte nie eine Chance. Ich werde freundlich zu ihr sein, dachte er. Ich werde nicht brüllen. Ich werde ihr nur so freundlich wie möglich erklären, dass es dumm und gefährlich ist, als Troll verkleidet …
Wo bleibt sie?
Dave hämmerte an die Tür, dass der Rahmen wackelte. »Gloria«, rief er. »Komm, mach auf. Wir müssen miteinander reden.«
Sie öffnete nicht.
Ihr Hausschlüssel war in Daves Tasche, noch immer an seinem Schlüsselbund. Er holte ihn heraus, schloss die Tür auf und öffnete sie einen Spalt weit. Er streckte den Kopf hinein. Das Wohnzimmer sah verlassen aus. Es war absolut still im Haus.
Sie ist nicht da, dachte er.
Aber trotzdem rief er: »Gloria? Ich komme rein.«
Er öffnete die Tür weit und betrat das Haus.
»Gloria!«, rief er nochmals.
Sie hatte einen sehr tiefen Schlaf und machte immer die Schlafzimmertür zu, bevor sie ins Bett ging, also nahm Dave an, dass sie vielleicht immer noch schlief.
Er ging durch den Flur. Die Badezimmertür stand offen. Sie war nicht drin. Er ging weiter zum Schlafzimmer. Die Tür war nicht geschlossen. Das Bett war nicht gemacht.
Offenbar hatte Gloria die Nacht hier verbracht. Er zögerte, das Zimmer zu betreten. So viele Stunden hatte er in diesem Schlafzimmer verbracht. Es war ihm beinahe so vertraut wie sein eigenes. Er kannte jeden Zentimeter. Er wusste, wie sich das Bett anfühlte, welche der Dielen knarrten, wenn er drauftrat. Er kannte die Muster von Licht und Schatten an der Decke, wenn es Nacht war. Aber jetzt schien der Raum ihn zurückzuweisen, als wäre das Haus möbliert an einen Fremden vermietet worden und er ein unwillkommener Eindringling.
Er ging vier Schritte ins Schlafzimmer hinein. Obwohl er es am liebsten gleich wieder verlassen hätte, sah er sich das Zimmer genau an.
Auf dem Stuhl neben dem Schrank lag ein unordentlicher Kleiderhaufen.
Obendrauf lag ein schmutziges graues Sweatshirt. Dave konnte die Risse und Löcher darin sehen. Ein Stück lila Stoff hing vom Stuhl herunter. Die Beine roter Strumpfhosen baumelten bis auf den Boden. Die Strumpfhosen hatten ebenso wie das Sweatshirt Risse und Löcher.
Das waren die Kleider, die Joan ihm beschrieben hatte, gestern beim Mittagessen. Sie muss die halbe Nacht aufgeblieben sein und Löcher reingeschnitten haben. Dave ging zu dem Stuhl hin. Wie oft hatte er seine eigenen Kleider hier abgelegt? Gloria selbst benutzte den Stuhl nur selten dafür. Sie musste wirklich fertig gewesen sein, als sie letzte Nacht nach Hause kam, zu müde, um die Kleider noch wegzulegen oder sie in den Wäschekorb zu werfen.
Vielleicht hatte sie sie absichtlich so liegen gelassen, um sie noch mehr zu zerknittern.
Dave hob das Sweatshirt hoch. Er fragte sich, wie sie es wohl so schmutzig gemacht hatte. Vielleicht hatte sie es in Gartenerde gewälzt. Er warf es aufs Bett, dann nahm er das nächste Kleidungsstück vom Stuhl. Ein schmieriges weißes T-Shirt. Das hatte sie nicht zerschnitten.
Er rümpfte die Nase über den Geruch
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