Die Gang: Roman (German Edition)
zurückgekehrt war – zum Teil, wie er annahm, um sich vor dem Wissen zu schützen, wonach er wirklich suchte.
Er fand Glorias Schlüssel und ihren Geldbeutel auf dem Esszimmertisch. Die achtzig Dollar darin überzeugten ihn, dass es nicht um Raub ging. Aber dass die Geldbörse hier lag, half ihm nicht weiter. Vielleicht hatte sie sie gestern gar nicht mitgenommen. Joan hatte berichtet, dass sie eine Einkaufstüte dabeigehabt hatte.
Die einzigen Einkaufstüten, die er fand, waren ordentlich zusammengelegt und an einen Haken in der Besenkammer gehängt oder dienten als Mülltüten in den Mülleimern. Keiner der Mülleimer enthielt zusammengeknäulte Tüten. Die drei, die sie mitgehabt hatte, fehlten.
Vielleicht hatte sie ihre »Ersatzstiefel« irgendwo liegen gelassen, bevor sie nach Hause ging. Aber was war mit der anderen? Sie könnte noch im Auto sein.
Ich werde mir das Auto mal genau ansehen.
Ob es wohl verschlossen ist?
Und dann fiel ihm ein, dass er die Autoschlüssel auf dem Esszimmertisch gesehen hatte.
Ihre Schlüssel sind hier. Gloria nicht. Und das Haus war abgeschlossen.
Na gut, vielleicht ist sie ausgegangen und hat einen Ersatzschlüssel mitgenommen.
Hier stimmte einfach zu vieles nicht.
Er nahm den Wagenschlüssel mit und eilte nach draußen. Durch das Seitenfenster spähte er in den Volkswagen hinein. Eine vollgestopfte Einkaufstüte lag auf dem Boden hinter dem Beifahrersitz. Er öffnete die Fahrertür, setzte sich hinein, klappte den Beifahrersitz nach vorn und zog die Tüte auf seinen Schoß.
Sie enthielt nichts als die alte Decke, die Gloria für gewöhnlich im Kofferraum hatte.
Wo war ihr Kassettenrekorder? Sie ging nie ohne das Ding weg.
Er suchte im Handschuhfach. Kein Rekorder.
Vielleicht ist er im Haus, und ich habe ihn nur übersehen.
Aber noch etwas anderes passte nicht.
Dave ergriff das Steuerrad. Er streckte die Beine aus, bis seine Füße die Pedale berührten.
Steuerrad und Pedale waren in richtiger Entfernung für ihn eingestellt. Zu weit weg für Gloria.
Jemand hatte den Sitz verschoben, um mehr Platz für seine Beine zu haben.
Jemand von Daves Größe hatte als Letzter Glorias Auto gefahren.
Er schloss die Augen, sackte auf dem Sitz zusammen und hörte sich aufstöhnen.
30
Das Telefon klingelte, und Robin schreckte aus dem Schlaf hoch. Sie sah die Zimmerdecke über sich, merkte, dass sie in einem Bett lag statt in ihrem Schlafsack, und wusste wieder, wo sie war. Sie wusste auch, wer da anrief. Sie drehte sich auf den Bauch, stützte sich auf den Ellbogen und griff hinüber zum Nachttisch, nach dem Telefonhörer. »Hallo?«
»Sie wollten geweckt werden.«
»Hi, Boss.« Sie schob sich das Kissen unter die Brust und legte sich darauf, zog die Decke hoch, um ihre nackten Schultern zuzudecken. Nate fragte: »Hast du gut geschlafen?«
»Nicht besonders. Und das ist deine Schuld.«
»Meine Schuld?« Er hörte sich erstaunt und amüsiert an. »Wie kann das sein? Habe ich das falsche Hotel ausgesucht? War es zu laut? War das Bett zu hart oder zu weich? Ich habe dich doch früh genug zurückgebracht und bin dann gleich gegangen.«
»Das ist das Problem. Du bist hiergeblieben.«
»Was?«
Robin bewegte sich ein wenig, um das warme Kissen und die Laken zu spüren. »Ich konnte dich nicht loswerden. Du hast mich die halbe Nacht wach gehalten.«
»Wäre ich doch nur da gewesen, um es zu genießen!«
»Das wünschte ich auch.«
Aus dem Hörer kam nur noch entferntes Rauschen.
»Bist du noch da?«, fragte Robin.
»Entschuldige. Ich habe mich nur gerade gezwickt.«
»Oh, tu das nicht!«
»Junge, ich komme mir wie ein Trottel vor.«
»Du bist kein Trottel. Du bist ein Schatz.«
»Ja?«
»Ja.«
»Hätte ich doch nur gewusst, wie dir zumute ist.«
»Du hast es gewusst. Oder nicht?«
»Ja, wahrscheinlich. Aber ich wollte nicht, dass du denkst, ich hätte all das nur arrangiert, damit ich … dableiben könnte. So hätte es doch ausgesehen, oder? Das Zimmer mieten, dich anheuern. Ich wollte nicht, dass es so aussieht, als ob ich billige Tricks einsetze, um dich ins Bett zu kriegen.«
»Wobei wir selbstverständlich genau wissen, dass ebendies der Fall ist.«
Leises Lachen kam aus dem Hörer. Robin konnte beinahe seinen Atem an ihrem Ohr spüren.
»Du bist etwas ganz Besonderes.«
»Du auch.«
»Sind wir immer noch zum Frühstücken verabredet?«
»Klar. Wenn du fertig bist. Wie schnell kannst du hierherkommen?«
»Zehn Minuten, wenn ich mich
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