Die Gang: Roman (German Edition)
nach altem Schweiß und warf das Hemd zur Seite.
Sie hatte sich wirklich perfekt verkleidet, bis hin zu dem Detail, kein Deo zu verwenden.
Er hob den Rock hoch. Joan hatte recht gehabt. Gloria hatte kein so schäbiges Ding besessen, wahrscheinlich hatte sie es im Laden der Heilsarmee aufgelesen oder woanders, wo alte Kleider verkauft wurden.
Es war die Art Rock, die an der Seite mit einem Knopf und einem Reißverschluss geschlossen wird.
Der Knopf war weg.
Und nicht nur der Knopf, sondern auch ein kleines Stück Stoff, wo er angenäht gewesen war.
Als hätte Gloria den Rock aufgerissen.
Gloria oder jemand anders.
Dave runzelte die Stirn. Plötzlich wurde er nervös.
Vielleicht war der Rock schon so, als sie ihn gekauft hat. Vielleicht hat sie eine Sicherheitsnadel oder so was benutzt, um ihn zusammenzuhalten.
Er untersuchte den Stoff genau und hielt nach den winzigen Löchern, die eine Nadel hinterlassen hätte, Ausschau. Er fand keine. Nachdem er den Rock ebenfalls aufs Bett geworfen hatte, hockte er sich hin und suchte auf dem Teppich. Er fand keinen Knopf.
Das heißt nicht, dass er nicht irgendwo hier ist. Er suchte auf Glorias Nachttisch und oben auf der Kommode nach dem Knopf.
Verrückt. Ich rege mich wegen eines dummen Knopfes auf. Der könnte überall sein.
Vielleicht auf der Promenade. Oder am Strand. Wo jemand ihren Rock aufgerissen hat.
Daves Hände zitterten, als er die rote Strumpfhose aufhob. Sie war schmutzig und zerrissen, aber Gloria hatte sie zweifellos absichtlich in diesen Zustand versetzt.
Auf dem Stuhl blieben noch ein paar schwarze Höschen zurück. Er nahm sie in die Hand. Sie hatte oft solche oder ähnliche getragen. Sie bestanden nur aus einem Taillengummi und einem dünnen Stoff, ein paar Zentimeter breit an der Taille, der sich zu fast nichts verengte, wo er zwischen den Beinen durchlief.
Dave blickte finster auf die Höschen hinab.
Aus irgendeinem Grund fand er sie ebenso störend wie den verlorenen Knopf.
Warum eigentlich? Sie waren nicht zerrissen.
Es war die Art, wie Gloria sie für gewöhnlich trug, auch unter ihrer Bürokleidung. Sie sagte, damit fühle sie sich immer sexy.
Nicht die Unterwäsche, die man bei einem Troll erwartet, aber sie würde die Verkleidung wahrscheinlich nicht so weit getrieben haben.
Gekleidet wie eine Pennerin, und dann diese sexy Höschen.
Niemand außer Gloria hätte es gewusst. So was würde ihr gefallen.
Also was stimmte hier nicht? Dave überlegte.
Er ließ die Höschen auf den Stuhl fallen, starrte sie an, und dann wusste er es.
Was zum Teufel machten sie unten im Kleiderhaufen? Unter den Strumpfhosen, die sie zuerst ausgezogen haben musste? Sie hätten über den Strumpfhosen liegen müssen, vielleicht sogar oben auf dem Rock.
Eigentlich hätte man sie oben auf dem Kleiderhaufen erwartet. Sie zog fast immer die Höschen zuletzt aus. Oft ließ sie sie auch an, und nichts anderes, während sie in der Wohnung herumstolzierte und noch Verschiedenes erledigte, bis sie ins Bett kam. Sie hängte ihre Kleider in den Schrank, putzte die Zähne, machte das Licht aus.
Warum lagen ihre Höschen unter dem Kleiderhaufen?
Dave konnte sich nur eine einzige Erklärung denken. Ihre Kleider waren anderswo ausgezogen und dann auf den Stuhl gelegt worden.
Warte mal, sagte er sich. Warte mal einen Moment. Dreh nicht durch. Gloria hat sie wahrscheinlich im Bad ausgezogen, sich geduscht und sie dann hier hereingebracht.
Er eilte ins Bad und suchte nach dem Knopf. Er fand ihn nicht.
Das bedeutete nicht, dass die Vermutung falsch war. Er öffnete den Arzneischrank. Glorias Zahnbürste stand in einem Becher. Er rieb über die Borsten. Sie waren trocken. Sie hatte heute früh ihre Zähne nicht geputzt. Dann ging er zur Badewanne hinüber. Der Boden der Wanne war trocken. Glorias Waschlappen, der über der Stange des Duschvorhangs hing, war kein bisschen feucht. Aber er hätte noch feucht sein müssen, wenn sie ihn letzte Nacht benutzt hätte.
Hier passte zu vieles nicht zusammen.
Sie muss letzte Nacht zurückgekommen sein! Ihr Auto steht in der Einfahrt.
Dave verließ das Badezimmer. Sein Herz klopfte heftig. Ihm war übel.
Er durchsuchte das gesamte Haus nach Gloria.
Nach ihrer Leiche? Nein, komm, du spekulierst zu viel. Aber er sah in jedes Zimmer, in jeden Schrank, hinter und unter Möbel, wenn dort genug Platz war, um einen Menschen zu verstecken.
Dabei suchte er auch nach Beweisen dafür, dass Gloria letzte Nacht lebend und gesund
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