Die Gang: Roman (German Edition)
schiefgehen wird. Zum Teufel, ein Flugzeug könnte in diesem Augenblick auf unser Haus abstürzen und uns beide zerquetschen. Man kann nicht alles beeinflussen. Man kann nur so vorsichtig wie möglich sein, aber man muss tun, was notwendig ist. Ich muss heute Abend rausgehen.«
»Warum?«
»Es ist meine Schuld, dass Gloria Weston verschwunden ist. Sie war Daves Freundin. Sie hat sich verkleidet und ist fertiggemacht worden, weil sie aufgeregt war und nicht klar denken konnte.«
Debbie schniefte und blinzelte. »Weil Dave sie fallen gelassen hat?«
»Genau. Also sind wir ihr was schuldig. Verstehst du das?«
»Nein. Wenn sie was Dummes angestellt hat, dann ist das ihr Problem.«
»Es ist auch unser Problem. Und jetzt nehme ich besser ein Bad und mache mich fertig, oder ich werde zu spät zu Dave kommen.«
»Wie würde es dir gefallen, wenn ich mitten in der Nacht in Funland herumliefe?«
»Überhaupt nicht, Schatz. Selbstverständlich nicht. Und ich erwarte auch nicht, dass du damit einverstanden bist, wenn ich gehe. Aber ich will keine Geheimnisse vor dir haben. Das würdest du doch auch nicht wollen, oder?«
»Nein, wahrscheinlich nicht.«
»Du musst einfach tapfer sein. Mein Job ist manchmal gefährlich, aber ich bin auch ein ganz schön gefährliches Mädchen.« Sie lächelte und zauste Debbies Haar. »Iss besser deine Pizza auf, bevor sie kalt wird.« Sie stand auf, nahm die Mütze und die Decke vom Stuhl und ging in ihr Schlafzimmer.
Vom Wohnzimmerfenster aus konnte Dave sehen, wie Joan ihren Wagen am Randstein parkte. Er eilte zur Haustür und öffnete sie. Joan kam mit einer Einkaufstüte in der Hand die Einfahrt herauf. Bei ihrem letzten Besuch hatte sie ebenfalls eine Einkaufstüte dabeigehabt. Mit Champagner darin. Aber er nahm an, dass in dieser Tüte ihr Trollkostüm war.
Warum konnte es nicht anders sein?
Die vollgestopfte Tüte erinnerte ihn unangenehm daran, was vor ihnen lag.
Es liegt immer etwas Unangenehmes vor einem, dachte er. Werden wir uns jemals treffen können, ohne dass ein Damoklesschwert über unseren Köpfen hängt?
Wir haben noch Stunden Zeit, bis wir gehen müssen. Versuch einfach, nicht daran zu denken. Die Aussicht auf später muss nicht alles verderben.
Sie sah ihn in der Tür stehen und lächelte.
Was, wenn das alles war? Was, wenn dies die letzten Stunden sind, die wir miteinander verbringen?
Der Gedanke war wie ein Schock für ihn. Er sagte sich, dass es lächerlich war, aber er merkte, dass er in seinen Gedanken eine Momentaufnahme von ihr machte. Um diesen Augenblick in seiner Erinnerung zu verankern.
Sie sah wunderbar aus. Ihr Haar glänzte golden in der Abendsonne und wehte ein wenig im Wind. Sie trug ihr kurzes weißes Kleid – dasselbe, das sie am Donnerstag getragen hatte, als sie ihm die »Medizin« gebracht hatte, um ihn aufzumuntern.
Die Ärmel des Kleides waren hochgerollt bis zu den Ellbogen. Ihre nackten Beine waren braun und schlank und wohlgeformt.
»Wie geht’s meinem Jungen?«, fragte sie und stieg die Stufen zur Haustür hinauf.
»Ganz gut, denke ich.«
»Du klingst nicht besonders überzeugend.«
Sie kam herein und zog die Tür hinter sich zu. Dann stellte sie die Tasche ab, legte die Arme um ihn und küsste ihn.
Dave hielt sie ganz fest. Er spürte ihre Wärme und ihre Kraft. Der Druck schmerzte an seiner Stichwunde, aber er ließ sie nicht los.
Ich werde sie nicht verlieren, sagte er. Auf keinen Fall.
Sie gab ihm einen Klaps auf den Po, entzog ihm ihren Mund, und er konnte ihre glatte Wange an seiner fühlen. Ihr Haar roch sauber und frisch. »Bist du in Ordnung?«, fragte sie.
»Ja.« Er lockerte seine Umarmung und hielt sie sanfter. »Ich bin nur nicht besonders glücklich über unser Vorhaben.«
»Das wird nicht so lange dauern.«
»Das sage ich mir ja auch schon andauernd.«
»Fünf Stunden. Fünf ganze Stunden.«
»Und vielleicht werden wir zu unserem Chef da oben gerufen werden.«
»Du bist wirklich in schlechter Verfassung.« Sie schaute ihm in die Augen. »Hast du die Westen?«
»Ja.«
»Dann sind wir geschützt. Es sei denn, der Fluch des grauslichen Todes erfüllt sich.«
»Sehr lustig.«
»Sehr hungrig.«
»Sollte das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein?«
»Ich musste Debbie beim Pizzaessen zusehen. Hast du vielleicht Pizza da? Na? Hast du, hast du?«
»Wie wär’s mit Kebab?«
»Noch besser.«
»Und Bier«, sagte er.
»Ich mag Bier.«
»Macht das einen richtigen Kerl aus dir?«
»Wenn es einen Kerl aus
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