Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Sorgen.«
    »Warum nicht? Du machst dir welche.«
    Nate blickte nochmals prüfend in den Rückspiegel und bog dann nach links in eine Einfahrt ab. Er schaltete in einen anderen Gang. Der Motor brüllte auf, als der Wagen die steile Einfahrt hinauffuhr. Der schmale, kurvenreiche Weg war von Bäumen gesäumt, die bis auf einzelne Flecken von Sonnenlicht alle Helligkeit fernhielten. Robin konnte kein Haus entdecken.
    »Hast du sie wegen mir fallen lassen?«, fragte sie.
    »Es gab auch andere Gründe, aber … ja, ich glaube, du hattest damit zu tun.«
    »Weiß sie das?«
    »Jetzt weiß sie es, nehme ich an.«
    »Na wunderbar.«
    Sie fuhren über die Hügelkuppe. Direkt vor ihnen, umgeben von Rasen und im Schatten von Bäumen, stand ein Haus aus dunklem Holz, das Robin an Wintersporthotels erinnerte, die sie in den Ferien gesehen hatte. Nicht ganz so groß wie ein Hotel, aber groß genug, mit schrägem Dach, einer Glasveranda und Balkonen.
    »Nett«, sagte sie. »Macht einem direkt Lust zu jodeln.«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    »Ich will dir deine Trommelfelle nicht zerreißen.«
    Die Zufahrt zum Haus führte in einem weiten Bogen am Rasen entlang. Nate fummelte an einer Fernbedienung herum, die an der Sonnenblende befestigt war. Vor ihnen hob sich eines der drei Garagentore, dasjenige, das dem Haus am nächsten lag. Der Motorlärm wurde lauter, als sie in die Garage fuhren. Dann verstummte er. Nate zog den Zündschlüssel heraus und blickte Robin an. »Da sind wir«, sagte er mit leiser Stimme. Es gelang ihm zu lächeln, aber er wirkte schrecklich nervös. Robin merkte, dass sie plötzlich anfing zu zittern. Ihr Herz schlug heftig, und sie fühlte sich unwohl.
    »Wir sollten vielleicht reingehen«, sagte Nate.
    »Wahrscheinlich.« Sie stieg aus. Ihre Knie fühlten sich weich und zittrig an. Sie schloss die Tür und sah ihn über das Autodach hinweg an. Nate lächelte wieder nervös und bückte sich, um ihren Banjokasten und den Rucksack herauszuholen. »Glaubst du, dass es richtig ist?«, fragte sie.
    »Du meinst, hierherzukommen?« Er trat von der Tür zurück und drückte sie mit dem Knie zu, da er die Hände voll hatte. »Ich bin wahrscheinlich ein bisschen kribbelig.«
    »Weil deine Freundin uns gesehen hat?«
    »Exfreundin. Und nein, es hat eigentlich nichts damit zu tun.« Er setzte den Banjokasten ab und drückte einen Knopf an der Wand. Das Garagentor schloss sich rumpelnd, und er öffnete eine Tür ins Haus.
    Robin nahm das Banjo. Sie folgte ihm ins Haus und stellte fest, dass sie sich in einer großen Küche befanden. Er schloss die Tür und stellte ihren Rucksack auf dem rot gefliesten Boden ab, sie stellte das Banjo daneben.
    Sie nahm ihn in die Arme, legte den Kopf zurück und schaute ihm in die Augen.
    »Du zitterst«, sagte sie.
    »Du auch. Und wieso bist du so nervös?«
    »Einfach weil ich mit dir hier bin, nehme ich an.«
    »Angst, dass wir erwischt werden?«
    »Nein. Du bist es.«
    »Ich mache dich nervös?«, fragte Robin.
    »Ja.«
    »Gut. Du machst mich nämlich auch nervös. Das ist eigentlich verrückt, oder? Ich meine, nach dem Motel …«
    »Vielleicht haben wir beide Angst, etwas zu verderben.«
    »Da könntest du recht haben.«
    »Du bist unglaublich wichtig für mich, Robin. Es ist … es steht so viel auf dem Spiel. Wenn ich irgendwie Mist baue und dich verliere …«
    »Ich liebe dich. Und wenn du Mist baust, liebe ich dich immer noch. Es sei denn, du lässt die Steaks anbrennen.«

35
    »Was hältst du davon?«, fragte Joan.
    Debbie saß am Küchentisch. Sie blickte von ihrer halb gegessenen Pizza auf, die Joan zum Abendessen mit nach Hause gebracht hatte, hörte auf zu kauen und riss erschrocken die Augen auf.
    Joan kam näher, blieb stehen, drehte und bewegte sich wie ein Modell, das über einen Laufsteg schritt.
    Sie hatte die letzte halbe Stunde im Schlafzimmer verbracht und sich vorbereitet: schmuddelige Turnschuhe mit Löchern an den Zehen, die sie nur noch für die Gartenarbeit aufgehoben hatte; eine ausgebeulte, verwaschene blaue Trainingshose; ein weites graues Sweatshirt und eine alte grüne Wollmütze, die sie letztes Mal vor einem Jahr getragen hatte, als sie mit einem Charterboot zum Tiefseefischen gefahren war.
    Schon bevor sie sich im Spiegel betrachtet hatte, war ihr klar geworden, dass die Kleidungsstücke nicht heruntergekommen genug aussahen. Der Spiegel hatte das bestätigt. Also hatte sie der Trainingshose mit der Schere direkt über dem linken Knie ein Loch

Weitere Kostenlose Bücher