Die Gang: Roman (German Edition)
vorbeikommt.«
»Was, wenn deine Eltern das mit dir und mir herausfinden?«
»Was meinst du mit ›wenn‹?«
»Was meinst du? «
»Sie werden es am Mittwoch erfahren«, sagte er. »Ich werde dich vorstellen.«
»Großartig. Sie werden begeistert sein, dass du was mit einer Straßenmusikerin angefangen hast.«
»Ich werde ihnen sagen, du seist eine Debütantin.«
»Genau.«
»Du wirst sie umhauen, Robin.«
»Ja, da bin ich sicher. Herzattacke. Ihr Sohn und eine Pennerin!«
»Du bist keine Pennerin! Du bist eine Angestellte. Und du bist auch keine Pennerin gewesen, bevor du Angestellte wurdest. Du bist Künstlerin, Dichterin, Musikerin. Sie werden dich lieben.«
»Da hab ich meine Zweifel.«
Nate fuhr rechts ran und hielt an. Die Straße lag verlassen im Schatten der Bäume. Weiter links waren ein Briefkasten und eine Einfahrt mit Tor, aber man konnte keine Häuser sehen.
Er machte den Motor aus, zog die Handbremse an und drehte sich zu Robin um. Er streckte eine Hand aus und legte sie auf ihren Nacken, schaute ihr in die Augen und kraulte sie sanft. »Meine Familie ist zwar reich«, sagte er, »aber deswegen sind wir nicht schlecht.«
»Das weiß ich, aber …«
»Niemand wird auf dich herabsehen. Vor allem nicht meine Eltern. Alles, was sie interessiert, ist, ob du ein anständiger Mensch bist, und das bist du. Sie werden dich lieben. Genauso wie ich. Na ja, vielleicht nicht ganz genau wie ich.«
»Das will ich hoffen.«
»Wir werden ihnen nicht erzählen, dass du hier übernachtet hast. Das wäre übertrieben. Ich meine, sie sind großartig, aber sie sind meine Eltern. Sie würden an die Decke gehen, wenn sie das rausfänden. Aber selbst dann würde ich den Ärger kriegen, und sie würden dich für mein unschuldiges Opfer halten.«
»Sprichst du da aus Erfahrung?«
»Oh, sie haben mich schon bei einigem erwischt, was ich nicht tun sollte.«
»Haben sie dich mit Mädchen im Haus erwischt?«
»Ein- oder zweimal. Nicht, dass jemals eine dort übernachtet hätte. Du bist die Erste. Du bist in vielerlei Hinsicht die Erste.«
»Wieso denn?«
»Meine erste Banjospielerin.«
»Mistkerl!«
»Du bist die Erste, in die ich mich jemals verliebt habe.«
Robin spürte einen Kloß im Hals. »Wirklich?«
»Wirklich.« Er zog sie an sich heran. Sie wandte sich ihm zu und rutschte näher zu ihm hin. Sie küssten sich, und er streichelte ihr Haar. Seine andere Hand schloss sich sanft um ihre Brust. Sie stöhnte.
»Ich liebe dich so sehr«, flüsterte sie.
»Würdest du mich mehr lieben, wenn ich kein Geld hätte?«
»Wahrscheinlich.«
»Na, wer ist hier der Mistkerl?«
»Ich wünschte, wir hätten uns schon vor langer Zeit getroffen«, sagte sie und wand sich, als er ihre Brust streichelte.
»Ich auch. Gott, das wünsche ich wirklich! Es wäre alles … ganz anders gekommen.«
»Aber ich habe fast das Gefühl, als hätte ich dich schon immer gekannt. Klingt das sinnvoll?«
»Nein.«
Sie lachte an seinem Mund und küsste ihn wieder. »Doch, tut es«, sagte sie.
»Wenn du meinst. Du bist die Frühstücksexpertin.«
»Was hat Frühstück damit zu tun?«
»Das ergibt einen Sinn für mich.«
»Machst du dich etwa über mich lustig?«
»Ja.« Er küsste ihre Nasenspitze, streichelte ihr Haar und ließ seine Hand von ihrer Brust gleiten. »Sollen wir weiterfahren?«
»Also gut.«
Er ließ das Auto an und fuhr weiter. Kurz hinter einer Kurve gabelte sich die Straße. An der Abzweigung, die vom Hügel herunterführte, stand ein Stoppschild. Dort hielt ein weißer Triumph. Das Mädchen auf dem Fahrersitz war eine Blondine. Sie trug eine Sonnenbrille. Nate blickte zu dem Auto hin und zuckte zusammen, als hätte ihn etwas gestochen. Er jagte den Motor hoch, kurbelte am Lenkrad, und dann schossen sie nach rechts die Straße entlang.
»Oho«, sagte Robin.
Nate zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. Er schaute in den Rückspiegel.
»Wer war das, deine Freundin?«
»Ehemalige.«
»Weiß sie das?«
»Ja. Wir haben uns getrennt. Es ist vorbei.« Er blickte wieder in den Rückspiegel.
Robin drehte sich herum und sah durchs Rückfenster. Die Straße hinter ihnen war leer. »Es ist vorbei, aber noch nicht so ganz, oder?«
»Wie meinst du das?«
»Weil du Angst hast, dass sie uns hinterherfahren könnte …«
»Bei ihr weiß man nie. Sie macht manchmal verrückte Sachen.«
»Eine sitzen gelassene Frau, die zum Durchdrehen neigt. Toll. Ich hätte mich verstecken sollen.«
»Mach dir keine
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