Die Gang: Roman (German Edition)
hinten an seiner Cordhose und rieb über seinen Po.
Shiner zog sie weg.
»Wir gehen«, sagte sie. »Komm jetzt, Jeremy.«
»Nein.« Seine Stimme klang fest. Jetzt waren seine Freunde hier. So viele Freunde. Sie hielten zu ihm. »Ich gehe nicht. Wenn dir das nicht gefällt, dann verschwinde doch.«
Sie zerrte an der Schulter seiner Jacke.
Plötzlich hakte jemand den Arm um Shiners Hals und zog sie nach hinten. Ihr Arm flog nach oben. Sie griff nach dem Kopf des Angreifers, drehte und duckte sich. Hinter ihr flog ein Körper in die Höhe, mit strampelnden Beinen, und krachte auf die Planken vor Shiners Füße. Sie zog sich ein paar Schritte zurück und hob die Hände, um sich zu verteidigen.
Niemand sonst griff sie an.
Karen lag ausgestreckt auf der Promenade, wohin Shiner sie geworfen hatte, und japste nach Luft.
»Bleibt alle stehen, wo ihr seid, und hört mir zu«, sagte Shiner. »Nate hatte recht. Wir sind zu weit gegangen. Aber ich will euch nicht aufhalten. Ich hasse sie ebenso wie ihr. Sie haben meine Mutter mitgenommen.«
»Schwester«, korrigierte sie Cowboy.
»Nein, meine Mutter. Ich habe keine Mutter mehr, wegen der Trolle. Aber ich habe eine Schwester, und einige von euch kennen sie. Mein richtiger Name ist Deborah Delaney, meine Schwester ist Joan Delaney, die Polizistin, die seit ein paar Wochen in Funland Streife geht.«
Cowboy hob eine Hand an die bandagierte Seite seines Kopfes.
»Ja«, sagte Shiner. »Diejenige, die dein Ohr für dich gerettet hat.«
»Ich will verdammt sein!«
»Deine Schwester ist ein Bulle? «, platzte Tanya heraus.
»Ich wusste, dass ihr mich nicht mitgenommen hättet, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte. Aber jetzt gehe ich nicht mehr auf Trolljagd. Ich bin hier, um euch zu warnen. Joan wird heute Nacht herkommen, als Pennerin verkleidet. Sie und ihr Partner. Sie wollen euch erwischen. Ich habe die Luft aus ihren Reifen gelassen, aber das wird sie nicht lange aufhalten. Sie können jeden Augenblick hier sein. Ihr seid meine Freunde. Besonders du, Jeremy, aber auch ihr anderen. Ich will nicht, dass Joan einen von euch festnimmt. Und ich will nicht, dass sie dabei verletzt wird. Also blast die Sache bitte ab. Wenigstens heute Nacht. Hört auf und haut hier ab, bevor es zu spät ist.«
Sie stand da, atmete schwer und sah alle nacheinander an.
Tanya ging auf sie zu.
Shiner versteifte sich. Sie hob erneut die Hände.
Karen, auf den Knien hockend, murmelte: »Mach sie fertig.«
»Sei still«, sagte Tanya. Sie hielt Shiner die Hand hin. »Danke für die Warnung, Debbie. Du hast recht. Auch wenn deine Schwester ein Bulle ist.«
Shiner nahm die angebotene Hand. Tanya zog das Mädchen näher an sich heran, ließ die Hand los und umarmte sie. Shiner erwiderte die Umarmung.
Jeremy traute seinen Augen nicht.
Er erwartete halb, dass Tanya ihr das Knie in den Bauch stoßen würde.
Sie lösten sich voneinander, und Tanya drehte sich zu Jeremy um. »Geh mit ihr, wenn du willst. Niemand wird etwas gegen dich haben – gegen keinen von euch.«
»Ich kann nicht«, sagte er.
Nicht nach dem, was wir getan haben. Nicht, wenn mein Gesicht so aussieht.
Es war zu spät.
»Ich werde bei dir bleiben«, sagte er zu Tanya.
»Guter Junge. Also, Trolljäger! Ihr habt gehört, was Debbie gesagt hat. Bullen sind auf dem Weg hierher. Wir müssen uns beeilen. Randy, du stehst Wache. Wenn du jemanden kommen siehst, pfeifst du wie verrückt und haust ab. Los.«
Sie drückte Shiners Arm und eilte dann zu dem gefesselten Mädchen. Die anderen gingen ebenfalls dorthin.
Shiner wandte sich Jeremy zu.
»Es tut mir leid«, sagte er.
»Mir auch. Was soll’s, ich wäre wahrscheinlich auch hinter Tanya her, wenn ich ein Kerl wäre. Sind wir noch Freunde?«
»Klar. Wenn du mich als Freund willst«, fügte er mit zitternder Stimme hinzu.
»Das will ich.«
»Großartig. Und danke für … die Warnung.«
»Wozu sind Freunde sonst gut?«
Er wollte sie umarmen, aber er behielt die Arme unten. Er wusste, dass er sie nie wieder in die Arme nehmen konnte.
Er hatte sich selbst von der Welt entfernt, in der Teenager sich verabredeten, sich umarmten und küssten und auf unschuldige Weise miteinander umgingen. In dieser Welt hätte er sich mit Shiner bewegen können. Aber sie war nun für immer für ihn verloren.
»Los, schnappt sie euch!«
Die anderen jubelten.
Jeremy sah sich um und erblickte Samson, der das gefesselte Mädchen vom Boden hob. Er hielt sie vorne am Hemd und zwischen den Beinen
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