Die Gang: Roman (German Edition)
der Brust gekreuzt. Die Seeluft ließ ihr Haar flattern. Sie weiß nicht, was ich getan habe, versuchte Jeremy sich zu beruhigen. Aber ihre Gegenwart war wie ein blendendes Licht, und in diesem Licht sahen seine Handlungen schmutzig und schrecklich aus.
Was habe ich nur getan?!
Mein Gott, was habe ich getan?
»Sind die anderen schon hier?«, fragte Tanya.
Shiner schüttelte den Kopf.
»Wir haben uns einen Troll für das Fest heute Nacht gefangen«, sagte Tanya.
»Das sehe ich. Jeremy, lass sie los und komm mit mir.«
»Was soll der Scheiß?«, zischte Tanya.
»Halt dich da raus«, sagte Shiner. Sie ging auf Jeremy zu. »Du wirst wirklichen Ärger bekommen, wenn du hierbleibst.«
»Wenn es dir nicht gefällt«, sagte Tanya, »dann hau doch ab.«
»Sei still. Jeremy!« Sie legte eine Hand auf seine Schulter. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
»Wir hatten ein paar Probleme mit der hier«, murmelte er.
»Meine Güte!«
Er ließ die Beine des Mädchens los. Sie fing an, um sich zu schlagen. Tanya rang sie nieder, warf sie mit dem Gesicht nach unten auf die Planken der Promenade und stellte einen Fuß auf sie, um sie ruhig zu halten.
»Tut es weh?«, fragte Shiner.
»Ja. Sehr.«
»Das tut mir leid. Aber das wäre nicht passiert, wenn du heute Abend zu mir gekommen wärst. Ich weiß, ich bin nicht so … aufregend wie Tanya. Ich weiß, dass du scharf auf sie bist, zum Teufel, du bist eben ein Kerl. Wer wollte sie nicht? Es ist nur, dass sie dich zerstören wird. Schau doch, was mit dir passiert ist.«
»Sag ihr, dass sie verdammt noch mal verschwinden soll«, sagte Tanya.
»Sie hat recht«, sagte Jeremy. »Geh weg.«
»Ich gehe nirgendwohin. Nicht, solange du nicht mit mir kommst.«
»Ich gehe nicht«, sagte er.
»Yo!«, rief Cowboy. »Alle bereit, um ’nem Troll in den Arsch zu treten?«
»Wir haben hier einen«, sagte Tanya.
Cowboy und Liz gingen zu ihr. »He, verflucht!«
»Eine Trollin«, sagte Liz.
»Und wir haben einen Verräter.«
»Ja?«
»Shiner.«
»Na! Was gibt’s denn, Shiner-Baby? Du willst uns doch nicht verlassen, oder?«
»Hast du Schiss?«, fragte Liz.
Cowboy trat näher zu Shiner hin. Sie ließ Jeremys Schulter los und sah Cowboy an.
Mein Kumpel, dachte Jeremy. Er spürte, wie Erleichterung und Dankbarkeit ihn wunderbar durchströmten. Es war wie neulich, als Cowboy den bettelnden Troll davongejagt hatte.
»Sag mir, dass das nicht stimmt«, sagte Cowboy und hörte sich besorgt an.
»Ich bin fertig mit dem Trolljagen«, meinte sie.
»Willst du mich verarschen? Das hier ist der Abschaum, der deine Schwester erwischt hat.«
»Hallo, ihr da!«, sagte Randy. »He, habt ihr schon einen erwischt?«
»Shiner will aussteigen«, sagte Liz angeekelt.
»Tatsächlich?«
»Was ist mit dem großen Auto da vorn?« Samson war angekommen.
»Duke und ich haben darin den Troll hergebracht«, sagte Tanya.
»Du hast den Motor nicht abgestellt.«
»Das macht nichts.«
»Sieh mal an, wen haben wir denn hier? Ein Mädchen? Tatsächlich!«
»Wir werden uns gleich um sie kümmern. Duke muss noch die Verräterin wegschicken. «
»Sie ist keine Verräterin«, sagte Cowboy. »Sie ist nur sauer.« Zu Shiner gewandt sagte er: »Worum geht’s? Bist du fertig wegen dem Kerl, den’s erwischt hat?«
»Das ist ein Grund. Es ist alles außer Kontrolle geraten, Cowboy. Schau, was die da mit Jeremy gemacht hat!«
Cowboy schielte zu ihm hinüber. »Verfluchte Scheiße! Das hat das Miststück hier getan?«
»Sie hat mich gebissen«, sagte Jeremy mit zitternder Stimme. »Und gekratzt.«
»Na, sie wird sich bald wünschen, dass sie es nicht getan hätte.«
Liz und Randy kamen herüber, um ihn anzusehen. Samson nicht. Er kniete neben dem Mädchen und drehte sie herum. Randy schob seine Brille höher, schaute Jeremy ins Gesicht und murmelte: »Lieber Himmel.«
Liz sagte: »Dafür wird sie sterben.«
Ihre Sympathie wegen seiner Verletzungen schnürte Jeremy die Kehle zu. Das sind meine Freunde, dachte er.
Ich habe dem Mädchen nichts getan, was sie nicht auch tun würden.
Sie stehen auf meiner Seite, selbst wenn Shiner das nicht tut.
Zur Hölle mit Shiner. Wer braucht sie schon?
Plötzlich war Heather da und schob Randy zur Seite. Ihr bleiches, aufgeschwemmtes Gesicht kam näher, und Jeremy konnte ihren Zwiebelatem riechen. »Armer Duke!«, sagte sie und legte ihre Arme um ihn. Ihre Brüste und ihr Bauch fühlten sich wie schwabbelige Beutel an. Sie schob ihre Hände in die Taschen
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