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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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jetzt über ihn.«
    Jeremy nahm Tanyas Messer zwischen die Zähne, um eine Hand freizubekommen, und fing an, sich vorwärts zu bewegen, wand sich und schob sich auf die Leiche.
    Samsons Kopf drehte sich unter seiner Brust zur Seite. Er spürte, wie Samsons Haar ihn kitzelte, das Kratzen seiner Bartstoppeln. Plötzlich hatte er Angst vor den Klauenhänden, und so schob er Samsons Arme weg, bevor er weiterkroch. Der Körper bewegte sich unter ihm. Er rutschte ein paar Zentimeter, und es hörte sich an, als würde etwas zerreißen. Dann blieb die Leiche wieder fest liegen, und Jeremy untersuchte die blutige Rutschbahn genau, um sicher zu sein, dass dort keine Messer mehr auf ihn warteten. Schließlich rutschte er über den Rest von Samson, wollte nur noch schnell von ihm weg, ganz gleich, was dort unten in der Dunkelheit auf ihn wartete. Er spürte den Kopf in seiner Leistengegend, das kühle, feuchte Material von Samsons Jeans an seiner Brust und dann das glatte Metall der Rutschbahn. Er hielt sich am Bein der Leiche fest, als sei es eine Art Geländer, und zog sich daran entlang, damit er langsam hinabrutschen konnte und die Kerze nicht ausging.
    Sich an Samsons Schuh festhaltend, glitt er fast bis zum Ende der Bahn. Er lauschte, konnte aber nichts hören, außer seinem klopfenden Herzen, seinem keuchenden Atem und den Geräuschen auf der Rutschbahn hinter ihm. Wenn hier Trolle auf ihn warteten, dann waren sie sehr still.
    Die Kerze vor sich hin haltend, zog er sich weiter zum Bahnende. Der Boden war etwa einen Meter unter seinem Gesicht. Er hob den Kopf und drehte ihn nach links und rechts. Im Licht der Kerze sah er ein Stück von einem Flur.
    Trolle konnte er nicht entdecken.
    Also rutschte er von der Bahn und stand auf. Er untersuchte im Licht der Kerze die nächste Umgebung. Dann drehte er sich zur Rutschbahn. »Ich bin unten«, rief er. Seine Stimme hörte sich kratzig und zittrig an. »Hier ist niemand zu sehen. Es scheint in Ordnung zu sein.«
    »Ich komme runter«, sagte Tanya.
    »Beeil dich.«
    »Dort«, sagte das Mädchen. Sie zeigte ins Dunkel. Dave leuchtete mit der Taschenlampe an einem Stützpfahl vorbei und strahlte die Betonwand eines Gebäudes an. Die Wand war mit Graffiti bekritzelt. »Weiter nach rechts«, sagte das Mädchen. Er bewegte die Lampe. Der Lichtkegel traf auf ein paar zusammengenagelte Bretter. »Das ist eine Tür. Sie geht auf. Sie sind da reingegangen. Es ist das alte Gruselkabinett, Jaspers Funhouse. Wir haben einen Kerl hierher verfolgt.«
    Dave schob sich an Joan vorbei und ging zu der Wand hinüber. Er klemmte die Taschenlampe unter den Arm und zog an der Kante der Bretter. Sie schwangen nach außen. Er bückte sich und spähte in die Öffnung. Ein kleiner Raum. Kerzen an den Wänden. Eine Treppe, die nach oben führte. Er blinzelte ins Halbdunkel, konnte aber niemanden dort oben entdecken. »Sie sind die Treppe hinaufgegangen?«, fragte er.
    »Ja«, sagte das Mädchen. »Wir sind alle hochgegangen. Aber ich habe Angst bekommen und bin weggelaufen. All diese Trolle.«
    »In Ordnung«, sagte Joan. »Ihr beiden verschwindet hier. Geht nach Hause.«
    »Werden Sie mich nicht verhaften?«, fragte der Junge.
    »Nein. Geh nach Hause.«
    »Meine Güte! Vielen Dank.«
    »Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe, Junge. Geh jetzt.«
    Sekunden später konnte Dave sehen, wie Joan sich näherte. Sie trat ins matte Licht der Kerzen, griff unter ihr Sweatshirt und zog den Revolver. Ihr mit Schmutz vom Reifen des Wagens beschmiertes Gesicht sollte sie wie einen Troll aussehen lassen, aber stattdessen wirkte sie wie ein Mitglied einer Elitetruppe, das für ein nächtliches Stoßtruppunternehmen getarnt war. Dave sah die Angst in ihrem Blick. Und den Zorn.
    »Wir werden sie rausholen«, sagte er.
    »Darauf kannst du deinen Arsch verwetten«, meinte Joan und ging an ihm vorbei.
    »Stopp!«, rief er.
    Sie blieb stehen und drehte sich um.
    »Ich gehe zuerst. Du bleibst hinter mir. Bleib verdammt noch mal dicht bei mir.«
    Joan nickte.
    Die Taschenlampe in der einen Hand, die Pistole in der anderen, sprang Dave die Treppe hinauf, immer drei Stufen auf einmal nehmend. Am ersten Absatz deckte er Joan, während sie versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen. Sie rannten die Treppe zum nächsten Stockwerk hinauf.
    Vor Dave befand sich ein dunkler Flur. Er ließ den Lichtkegel der Taschenlampe darübergleiten. Niemand vor ihnen. Aber sein Blut gefror beinahe, als er vergitterte, fensterähnliche

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