Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Brüste in seine Hand und liebkoste sie. »Ja«, sagte sie. »Ja, fühl mich. Ich lebe. Ich gehöre dir.« Sie streichelte ihn sanft durch den Stoff seiner Hose. »Wenn wir hier draußen sind, wirst du mich bekommen.«
    Er nickte.
    »Das bloß für den Fall, dass es nicht Anreiz genug ist, deine eigene Haut zu retten«, sagte Cowboy.
    Tanya löste sich von Jeremy. Sie zog ihr Sweatshirt wieder herunter, ging zu der Öffnung in der Wand und hockte sich hin. »Samson?«
    Keine Antwort.
    Jeremy hatte nichts mehr von Samson gehört, seit Shiner die Tür geöffnet hatte und …
    Er sah alles wieder vor sich – den grässlichen Troll, den verstörten, flehenden Ausdruck auf Shiners Gesicht, das vorbeifliegende Hackmesser, die zuschlagende Tür. In einem Raum mit diesem Monster eingeschlossen zu sein … Mein Gott.
    Sie hatte ihm einmal erzählt, ihre größte Angst sei, von Trollen gefangen zu werden. Nun war genau das geschehen. Jeremy hoffte, dass sie wirklich tot war. Hoffte, dass sie schnell gestorben war. Das wäre immer noch besser, als am Leben zu sein, während dieser abscheuliche Troll ihr Dinge antat.
    Es tut mir leid, dachte er. O Gott, Shiner, es tut mir so leid! Es ist meine Schuld. Wenn ich nur heute Abend zu dir gekommen wäre …
    »Samson hat’s wohl erwischt«, sagte Cowboy.
    »Das hier ist die einzige Möglichkeit, rauszukommen«, meinte Tanya.
    »Ich gehe hinunter«, erklärte Jeremy. Er schniefte und wischte sich die Augen. »Ich gehe zuerst.«
    Tanya nickte. »Okay. Guter Junge.«
    »Wir können versuchen, ihn hinunterzulassen«, sagte Liz. »Ihn festhalten.«
    »Gut«, sagte Tanya. »Geh mit dem Kopf zuerst rein, ich halte deine Füße fest und komme nach dir runter. Liz, du nimmst meine Füße.«
    »Ich werde euer Anker sein«, sagte Cowboy.
    Tanya reichte Jeremy ihr Messer und außerdem eine Kerze aus einem der Kerzenhalter an der Wand.
    Jeremy legte sich auf den Boden und rutschte vorwärts. Kerze und Messer in den Händen, schob er sich auf Ellbogen und Knien weiter. Die metallene Rutschbahn vor ihm schimmerte golden im Kerzenlicht. Auf beiden Seiten waren Holzwände und etwa einen Meter über der Bahn eine Holzdecke. Die Dunkelheit verschlang das spärliche Licht der Kerze schon nach kurzer Entfernung. Er blinzelte, aber er konnte nichts sehen.
    »Kannst du ihn sehen?«, fragte Tanya.
    »Nein. Ich sehe überhaupt nicht viel.« Er rutschte weiter, bog sich in der Taille. Zuerst berührten seine Ellbogen und die Brust, dann sein Bauch die kalte, glatte Fläche. Er spürte, wie Tanyas Hände seine Fußgelenke umklammerten. Sie hielten ihn, schoben ihn, und in Sekunden war sein ganzer Körper auf der Rutschbahn ausgestreckt.
    Ein paar Sekunden lang bewegte er sich nicht. Dann schob er sich weiter nach unten. Er stellte sich vor, wie Tanya oberhalb von ihm herabgelassen wurde.
    »Siehst du was?«, fragte Tanya.
    »Noch nicht.«
    »Jetzt komme ich«, rief Liz.
    Jeremy rutschte tiefer und tiefer hinab.
    Im trüben Licht der Kerze konnte er plötzlich Samsons Kopf und Schultern sehen. »Ich sehe ihn. Samson? Samson?« Der Junge antwortete weder, noch bewegte er sich. »Es ist, als wäre er hier stecken geblieben.«
    »Ist er tot?«, fragte Tanya.
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich.«
    »Kannst du sehen, was mit ihm passiert ist?«
    »Nein.«
    Er streckte die Arme aus. Seine Fäuste berührten Samsons Schultern. Er drückte gegen die Leiche. Sie bewegte sich ein wenig hin und her, rutschte aber nicht weiter. »Er steckt wirklich fest«, sagte Jeremy.
    »Kommst du an ihm vorbei?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht lässt du mich besser los.« Er spürte, wie Tanya seine Gelenke freigab. Er hob den Kopf. Samsons Augen und Mund standen weit offen. Die Arme waren angewinkelt, die Finger nach unten gebogen, als hätte er bis zum letzten Moment seine Krallen in die Dunkelheit geschlagen.
    »Tu doch was«, sagte Tanya.
    »Ja. Okay.« Er nahm die Fäuste hoch und rutschte, bis sein Hals gegen Samsons Kopf stieß und seine Ellbogen an den Schultern des Toten lagen.
    Dann hob er die Kerze hoch und konnte den ganzen Körper übersehen. Er sah keine Wunden. Aber Samsons Beine waren gespreizt, und unter ihnen glänzte die Rutschbahn blutig.
    Nicht weit von Samsons Füßen war die Rutschbahn zu Ende. »Ich sehe das Ende«, sagte Jeremy.
    »Was ist mit Samson passiert?«
    »Es müssen Messer oder so was unter ihm sein. Ich glaube, sie sind in der Bahn eingebaut.«
    »Mein Gott«, murmelte Tanya.
    »Okay. Ich klettere

Weitere Kostenlose Bücher