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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Speichelfaden tropfte auf ihre Stirn hinab. Sie wischte ihn mit einem blutigen Ärmel weg, packte Jeremy am Arm und zog ihn in eine Ecke, damit sie nicht mehr unter den Gittern standen.
    »Ich möchte sie alle umbringen«, flüsterte er.
    Diese Bemerkung brachte ihm Gelächter und Johlen von der Decke ein.
    Sie warteten, und er gab Tanya ihr Messer zurück und eine der Kerzen.
    Liz krabbelte aus der Öffnung, stand auf und kam zu ihnen.
    »Noch ’n Mädchen!«
    »Je mehr, desto besser.«
    »Beeil dich, Cowboy«, rief Liz.
    »Cowboy?« Ein Troll kicherte. »Sie ham auch ’n Cowboy!«
    »Zieht euch aus, Mädchen! Lasst mich doch mal sehn! Los, seid nett!«
    »Friss Scheiße«, rief Liz.
    »Ich fress lieber dich.«
    Schließlich kam Cowboy heraus. Aber nicht mit dem Kopf zuerst wie die anderen. Erst tauchten die Stiefel auf. Er kroch rückwärts und zog Samson hinter sich her. Der große Körper fiel von der Rutschbahn und riss Cowboy dabei zu Boden.
    Die Rückseite von Samsons Jeans war zerfetzt und blutig. Aus seinem Oberschenkel hing ein Brocken Fleisch heraus. Eine Klinge hatte das angerichtet. Eine weitere hatte genau zwischen die Beine geschnitten. Jeremy wurde eiskalt in der Leistengegend, als er das sah.
    Cowboy kroch unter Samson hervor, und Tanya hockte sich neben ihn.
    »Zwei große Klingen ragen direkt aus der Rutschbahn«, sagte Cowboy. Er sprach laut, um das Gelächter, die Entzückensschreie und Bemerkungen der Trolle über der Decke zu übertönen. »Zum Kotzen. Ich konnte nicht mehr tun, als ihn von den Dingern loszureißen. Eines hat ihn direkt in die Eier geschnitten.«
    »Eine Klinge muss die Arterie im Oberschenkel erwischt haben«, sagte Tanya. »Deshalb ist er so schnell gestorben. Es dauert keine Minute, wenn man daran verblutet.«
    »Muss eine verdammt miese Minute gewesen sein«, sagte Cowboy.
    Tanya tätschelte Samsons Rücken. Dann stand sie auf. »Okay, lasst uns gehen.«
    »Ich werde ihn nicht hierlassen«, sagte Cowboy.
    »Das ist Wahnsinn«, meinte Liz.
    »Er ist zu groß. Wir können ihn nicht tragen«, sagte Tanya. »Wir können froh sein, wenn wir aus diesem Höllenloch hier rauskommen, und dabei können wir bestimmt nicht noch einen Toten mit uns schleppen.«
    »Ich lasse Samson auf keinen Fall hier. Er war mein Freund. Was glaubst du, was diese Scheißtrolle mit ihm machen, wenn wir weg sind?«
    »Er ist tot«, sagte Liz. »Es wird ihm nichts mehr ausmachen.«
    »Es wird mir was ausmachen.«
    Er rollte die Leiche herum, nahm eine Hand in seine und zog sie in eine sitzende Position. Jeremy bückte sich zu Samsons Rücken hinunter und hob ihn an. Dann machte auch Tanya mit.
    Sie hoben Samson vom Boden auf. Cowboy duckte sich und packte ihn in einem Rettungsgriff.
    Genau so, wie Samson den dicken alten Troll zum Riesenrad getragen hatte. Aber Cowboy war ein ganzes Stück kleiner als Samson.
    »Hast du ihn richtig?«, fragte Tanya.
    »Ja.«
    Liz blieb neben Cowboy, und Jeremy ging mit Tanya. Er hatte das Hackmesser in der rechten Hand, hielt die Kerze vor sich hin und blinzelte, um etwas sehen zu können, während sie den Flur entlanggingen. Die Trolle hinter ihnen wurden still. Es schien in diesem Bereich des Flurs keine Öffnungen im Boden, den Wänden oder der Decke zu geben. Das war eine Erleichterung, aber Jeremy erwartete trotzdem jeden Augenblick einen Angriff, und der konnte von überall her kommen.
    Jetzt ist es meine Sache, dachte er.
    Da Samson tot war und Cowboy gebeugt unter der Last der schweren Leiche ging, hatte Jeremy das Gefühl, der Hauptbeschützer der Gruppe zu sein.
    Ich werde auf sie aufpassen, sagte er sich. Ich. Duke. Ich bin jetzt der wichtigste Mann.
    Er spürte, wie Stolz in ihm aufstieg.
    Direkt vor ihm sah der Flur plötzlich rund aus.
    »Ich sehe nach«, flüsterte er und schob sich schnell an Tanya vorbei.
    Er blieb an der Kante eines Dinges stehen, das wie ein gewaltiges, auf der Seite liegendes Fass aussah. Ein hölzernes Fass. Und an den Innenwänden waren lange Stahlstachel, die im Licht seiner Kerze glitzerten. Er stieß mit dem Fuß an den Rand.
    Die Berührung bewirkte, dass sich das Fass langsam zu drehen begann.
    Tanya trat neben ihn. »Wirklich reizend«, murmelte sie.
    »Hier kommen wir nicht weiter«, sagte Jeremy.
    Liz tauchte ebenfalls neben ihm auf und starrte in den sich drehenden Zylinder. »Scheiße. Sie haben hier bestimmt alles präpariert. Wie sollen wir da durchkommen? Es wird uns in Stücke reißen.«
    »Wir kommen da durch«,

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