Die Gang: Roman (German Edition)
Öffnungen in den Wänden sah.
Trolle in den Wänden.
Aber es waren keine Trolle zu sehen.
Er zuckte zusammen, als ihn etwas berührte. Nur Joan. Sie drückte sich an seinen Rücken.
»Bleib nicht stehen«, flüsterte sie.
Er ging weiter und leuchtete mit der Taschenlampe die Wände ab. Gesichter tauchten hinter den Fenstern auf. Die schmutzigen, gierig blickenden Gesichter von Männern und Frauen. Joan gab ein leises, wimmerndes Geräusch von sich.
Den ganzen Flur entlang griffen Arme durch die Öffnungen, schaukelten und winkten wie die Tentakel eines Tieres, das in den Wänden lebte.
Dave hastete weiter, Joan hielt sich dicht hinter ihm. Die Trolle in den Wänden lachten und johlten, bettelten um Geld, brabbelten Obszönitäten und Drohungen.
Fingerspitzen wischten über Daves Arme, zogen an seinen Ärmeln. Jemand schrie schrill auf, aber es war ein Schmerzensschrei, und Dave nahm an, dass Joan eine der ausgestreckten Hände erwischt hatte.
Immerhin schießt sie nicht auf die Dreckschweine, dachte er.
Er war selbst in Versuchung, aber er nahm seinen Finger vom Abzug.
Er schlug mit der Taschenlampe eine Hand weg.
Dann fiel der Lichtstrahl der Taschenlampe auf eine Tür vor ihnen.
Robin kniete auf dem Sitz der Gondel und hielt sich an der Rückenlehne fest. Sie blickte durch das Gewirr von Drähten, unbeleuchteten Glühbirnen, Verbindungsstreben und Speichen auf die Trolle, die langsam auf das Riesenrad kletterten.
»Schön, schön«, rief der ihr Nächste von ihnen. Er war etwa sechs Meter entfernt und kletterte auf einer Speiche, die ihn zur höchsten Gondel führen würde. Einmal dort angelangt, würde er außen über den Rahmen des Rades zu ihr klettern können, weil er an dieser Stelle nur ein wenig abfiel bis zu Robins Gondel.
Er war mager und von grauer Gesichtsfarbe, und er war kahl bis auf ein paar Fransen um seine Ohren. Er trug eine dunkle Anzugjacke und Hosen, die aussahen, als wären sie für einen viel größeren Mann gemacht. Der Wind zerrte an seinen Kleidern, und er war nahe genug, dass Robin sie flattern hören konnte. »Ich krieg dich!«, quäkte er.
»Genau. Geh nicht weg, Hübsche.« Er lachte krächzend, als hielte er das für einen großartigen Witz.
»Ich krieg sie zuerst, du Stück Scheiße«, rief der Mann unter ihm. Der mit der Augenklappe.
Der dritte Troll war weiter unten und kletterte offenbar vorsichtiger. Er stellte nur eine entfernte Bedrohung dar.
Diese Widerlinge werden mich lange vor ihm erreichen, dachte Robin.
Der mit dem übergroßen Anzug griff nach dem Rand der höchsten Gondel. Er wandte ihr sein Gesicht zu und grinste. »Oooh, alles meins …«
Er schrie auf, als der Einäugige an seiner Hose zog und ihn nach unten zerrte. Einen Augenblick wand er sich und trat um sich, dann verlor er den Halt und fiel. Robin hielt den Atem an, als sie ihn fallen sah. Er drehte sich im Mondlicht und prallte dann mit dem Kopf zuerst auf der Rampe auf; das Riesenrad bebte von der Erschütterung.
Der einäugige Troll zog sich an der Armlehne der obersten Gondel hoch. Statt hineinzuklettern, schob er sich auf den schmalen Stahlbogen des äußeren Rahmens. Er hockte sich rittlings darauf, und dann begann er, sich zu Robin hinunterzuarbeiten.
Auf dem Boden am Fuß der Rutschbahn fand Jeremy eine zweite Kerze. Wahrscheinlich hatte Samson sie fallen lassen. Er zündete sie mit seiner Kerze an. Das Licht um ihn wurde heller. Er fand das Hackmesser. Es musste vom Ende der Rutschbahn gefallen sein, denn es lag in der Mitte des Flures.
Er nahm beide Kerzen in die linke Hand, bückte sich kurz, hob das Messer auf und hastete zurück zur Rutschbahn.
Tanya kletterte herunter. Sie zog sich von der Rutschbahn, mit den Händen auf dem Boden. Ihre Trainingshose war bis zu den Knien heruntergerutscht. Ihr nackter Po und die Rückseite ihrer Beine sahen im sanften Kerzenlicht wundervoll aus.
Sie ließ sich auf den Boden fallen, rollte auf den Rücken und blieb, nach Luft schnappend, liegen.
Jeremy fühlte sich, als bliebe ihm selbst auch die Luft weg.
»Schau dir das an«, flüsterte jemand.
»Leckerleckerlecker.«
»Auf sie, junger Mann!«, riet die kratzige Stimme einer Frau.
Jeremys Magen krampfte sich zusammen. Tanya keuchte, zerrte die Hose hoch und sprang auf.
»Ooooh!«
»Habt ihr schon viel Spaß gehabt, Kiddies?«
Jeremy hob seine Kerze hoch und sah nach oben.
Gitter an der Decke. Gesichter drückten sich ans Metall.
»Scheißtrolle!«, schrie Tanya.
Ein
Weitere Kostenlose Bücher