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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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darauf zurück. Erzähl mir mal, wieso Joan diese Art von Sprache verwenden darf und ich nicht? Und du solltest dir eine gute Erklärung einfallen lassen. Ist es, weil sie ›einer von den Jungs‹ ist? Sie ist eindeutig keiner von den Jungs! Ist dir das noch nicht aufgefallen?«
    »Dich sticht tatsächlich der Hafer heute Abend. Oder sind es die Bambussprossen?«
    »Joan hat beim Barbecue letzte Woche wie ein Seemann geflucht. Du hast deswegen nicht einen Ton gesagt.«
    »Ich kritisiere meine Gäste nicht.«
    »Aber es ist in Ordnung, wenn sie so redet?«
    »Ist mir egal.«
    »Aber ich darf nicht ›Arsch‹ sagen?«
    »Wenn du es sagst, hört es sich unglaublich aufgesetzt und kindisch an. Du klingst wie ein Zweitklässler, der seine Eltern schockieren will.«
    Sie lief rot an. Ihr Mund klappte auf.
    »Du Arschloch«, murmelte sie.
    Dave wusste, dass er zu weit gegangen war. Sie hatte Streit gesucht, um ihr hoch entwickeltes soziales Bewusstsein gegen den Zynismus eines Polizisten zu stellen, aber sie hatte nicht erwartet, dass es ihr so naheging und persönlich wurde. Sie hatte nicht damit gerechnet, gedemütigt zu werden.
    »Es tut mir leid«, sagte Dave. Er legte seine Hand auf ihren Arm.
    Sie zog den Arm weg.
    »Du wolltest es ja so«, stellte er fest.
    »Leck mich … Oh, entschuldige. Wie kindisch ich wieder bin, mit dieser aufgesetzten Art zu reden.« Sie stand von der Couch auf und ging zur Haustür.
    »Gloria.«
    Sie öffnete die Tür.
    »Komm doch, lass uns das alles vergessen und zur Wasserratte gehen.«
    Sie drehte sich um und sah ihn an.
    Ihre Augen waren gerötet.
    Gott im Himmel.
    »Hey«, sagte er, »ich habe das nicht so gemeint.«
    »Nein. Natürlich nicht. Genieß dein Essen.« Sie ging und knallte die Tür hinter sich zu.
    Joan zog den Reißverschluss vorne an ihrem weißen Baumwollkleid zu und überprüfte ihr Aussehen im Schlafzimmerspiegel. Ziemlich viel Bein zu sehen. Das war ihr erstes neues Kleid, seit Miniröcke wieder in Mode waren. Wahrscheinlich würde es ein bisschen dauern, bis sie sich wieder daran gewöhnt hatte.
    »Nettes Kleid«, sagte Debbie von der Tür her.
    Joan schaute ihre Schwester an. »Glaubst du, es ist zu kurz?«
    »Sieht toll aus«, sagte Debbie und kam herein. »Leihst du es mir irgendwann mal?«
    »Klar.« Debbie hatte nicht Joans Größe und Figur, aber das Kleid würde ihr wahrscheinlich passen. Kaum zu glauben, wie sie in letzter Zeit gewachsen war. Und ein bisschen traurig.
    »Stimmt was nicht?«
    »Ich will nicht, dass deine Freunde vor lauter Gier darauf sabbern.«
    »Spinn nicht rum.«
    »Sabbern deine Freunde nicht?«
    »Das solltest du doch wissen. Du siehst sie so oft wie ich.«
    »Jemand muss doch auf dich aufpassen.«
    »Jemand sollte auf dich aufpassen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Gehst du wieder mit ihm aus?« Debbies Oberlippe zog sich verächtlich nach oben, während sie sprach.
    »Er wird jeden Augenblick hier sein.«
    »Es ist dein Leben.«
    »Genau, das ist es. Mit Harold ist alles in Ordnung.«
    »Nein. Hm-hm. Er ist vollkommen. Warum heiratest du ihn nicht?«
    »Er hat mich noch nicht darum gebeten«, sagte Joan.
    Debbie riss die Augen auf. »Das würdest du doch nicht tun, oder? Ich meine, wenn er dich fragt, dann sagst du ihm doch, dass er verschwinden soll?«
    »Ich nehme an, ich würde es diplomatischer ausdrücken.«
    »Aber du würdest ihn nicht heiraten?«
    »Ich bezweifle es.«
    »Na, wenigstens bist du nicht völlig bekloppt.«
    »Danke.«
    »Er ist nicht gerade ein Hauptgewinn. Ehrlich, ich weiß nicht, weshalb du dich überhaupt mit ihm abgibst.«
    »Habe ich dich vielleicht gefragt?«
    »Was siehst du in ihm?«
    »Harold ist ein netter Kerl.«
    »Du könntest erheblich bessere finden.«
    »Ja? Seit wann bist du meine Mutter?«
    Das selbstgefällige Grinsen in Debbies Gesicht löste sich auf.
    »Es tut mir leid«, sagte Joan.
    Das Mädchen zuckte die Schultern, aber es war blass geworden, und einen Moment lang hatte es sie ganz verstört angesehen. Schnell wandte sie sich ab. »Und wo geht Mr. Wundervoll mit dir hin?«
    »Ins Kino, zu diesem Sommer-Film-Festival an der Uni.«
    »Wie aufregend.«
    »Vielleicht gehen wir danach noch woandershin. Wenn ich bis Mitternacht nicht zu Hause bin, rufe ich an.«
    »Du brauchst dich wegen mir nicht von ihm loszureißen.«
    Joan tat die Bemerkung über die »Mutter« immer noch leid. Sie fragte: »Willst du nicht mit uns kommen?«
    »O ja, das wäre wirklich umwerfend.«
    »Ich bin sicher, es

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