Die Gang: Roman (German Edition)
hatte sich im Eingang einer Fernsehreparaturwerkstatt zusammengerollt.
Robin wechselte den Banjokasten in die linke Hand und bekam so die rechte frei, um zum Messer greifen zu können, falls sie Schwierigkeiten machen sollten.
Keiner der Penner sprach oder bewegte sich, als sie an ihnen vorbeieilte.
Bevor sie die Kreuzung erreichte, hörte sie ein blechernes Rasseln und wusste, dass es von einem Einkaufswagen kam. Es hörte sich noch relativ weit entfernt an. Sie ging schneller. Als sie an der Ecke eines geschlossenen Spirituosenladens vorbeikam, warf sie einen Blick nach rechts und entdeckte eine alte Frau, die den Karren auf sie zuschob. Der Drahtkorb war vollgeladen mit Plunder. Robin sah schnell weg.
»Komm her, Prinzessin.«
Sie eilte auf die Straße hinaus.
»Komm her. Ich hab da was für dich. Geh nicht weg.«
Robin blickte nicht zurück.
»Dann hol dich der Teufel.«
Sie betrat den Bürgersteig auf der anderen Seite der Straße. Als sie über die Schulter blickte, sah sie die Frau mit dem Einkaufswagen neben einem Müllcontainer anhalten und hineinsehen.
Sie atmete schnell, und ihr Herz klopfte heftig.
Sie waren so gespenstisch .
Ein paar von ihnen, wie diese alte Frau, wirkten kaum noch wie Menschen. Mehr wie … Wesen von einem anderen Planeten oder so. Sie lauerten im Dunkeln, brabbelten wirres Zeug vor sich hin und packten dich, wenn du nicht vorsichtig warst.
Ich sollte mich von denen nicht so erschrecken lassen, sagte sie sich. Es sind einfach Leute.
Sie sah einen anderen. Obwohl er auf der anderen Straßenseite war, spürte sie, wie Kälte ihren Rücken hinaufkroch. Er stand aufrecht, an ein matt erleuchtetes Schaufenster gelehnt, die Arme herabhängend, und bewegte sich nicht. Er trug einen dunklen Mantel, der bis zu seinen Knien reichte. Die Beine unter dem Mantel waren nackt und blass. Ebenso sein kahler Kopf. Er schien Robin anzustarren .
Das ist doch lächerlich, sagte sie sich. Ich kann nicht mal seine Augen erkennen.
Nur dunkle Höhlen.
Aber sie konnte seinen glühenden Blick spüren, und das ließ sie schaudern. Sie stellte sich vor, wie er plötzlich über die Straße rannte, sie packte und zu einem geheimen, widerwärtigen Ort trug.
Mann, dachte sie. Heute Nacht bin ich wirklich neben der Spur.
Sie ging ein Stückchen weiter und drehte sich um, damit sie ihn nicht aus den Augen verlor.
Es waren so verdammt viele.
Diese Stadt schien von ihnen nur so zu wimmeln. Als würden sie von der Stadt angezogen wie die Fliegen von einem Müllplatz.
Kein Wunder, dass die Kids Ärger machten. Sie hatten Angst. Also gründeten sie eine Bande, um ein paar dieser Gespenster zu jagen. Man konnte es ihnen nicht verübeln. Wenn es hier schon vor Pennern nur so wimmelte, wie würde es dann am Strand sein?
Vielleicht sollte sie Daves Rat annehmen und in ein Motel gehen.
Aber vielleicht war ja alles in Ordnung. Wenn die Kids auf der Promenade und am Strand jagten, hatten sich die Penner von dort vielleicht verzogen. Vermutlich waren deshalb so viele hier – von ihren Plätzen vertrieben, Flüchtlinge aus der Gefahrenzone.
Robin wartete an der Ecke, während ein einsames Auto sich langsam näherte. Es hatte Lichter auf dem Dach. Ein Polizeiauto. Es wurde noch langsamer.
Sie schaute zurück. Der Penner war noch da, einen halben Block weit entfernt. Er stand dort, ohne sich zu rühren, und starrte sie an.
Aber nicht mehr vor dem Laden.
Er war näher gekommen.
Der Wagen hielt an.
»Ich möchte mit dir reden«, rief eine Männerstimme aus dem Fenster der Fahrertür.
Sie ging zur Mitte der Straße, bückte sich ein wenig und blickte ins Auto. Es saßen zwei uniformierte Polizisten darin. Sie waren offensichtlich nicht viel älter als Robin. Beide trugen Schnurrbärte. Der auf dem Beifahrersitz hatte einen Pappbecher in der Hand. Er trank einen Schluck.
Richtige Leute.
Aber Bullen. Bullen konnten Ärger bedeuten.
Dave war allerdings nett gewesen.
»Ja, bitte?«, sagte Robin.
»Ziemlich spät, um auf der Straße rumzulaufen«, sagte der Fahrer.
»Ich komme gerade aus dem Kino.«
»Hast du den Bond-Film gesehen?«, fragte der andere Bulle.
»Toller Film, was?«
»Der Typ ist aber kein Sean Connery«, meinte Robin.
»Ja, aber wer ist das schon?«
»Wohin willst du?«, fragte der Fahrer.
»Zum Strand.«
»Keine gute Idee.«
»Ich weiß. Man hat mich vor Schwierigkeiten gewarnt. Kennen Sie einen Polizisten namens Dave?«
»Carson? Klar doch. Er hat dir von den Trolljägern
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