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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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erzählt?«
    Robin nickte.
    »Steig ein. Wir nehmen dich ein Stück mit.«
    »Danke.« Obwohl ihr Herz heftig klopfte, öffnete sie die hintere Tür, warf ihren Rucksack auf den Sitz und stieg ein. Sie nahm den Banjokasten auf den Schoß und schloss die Tür.
    Die beiden machten einen netten Eindruck, aber was wusste man schon? Im Auto war sie ihnen ausgeliefert. Aber man fing keinen Streit mit Bullen an, man tat, was sie sagten. Diese Lektion hatte sie früh gelernt und immer befolgt.
    Immerhin brachten sie sie von diesem gespenstischen Typen weg.
    Der Wagen bog um die Ecke.
    »Ich bin Ihnen wirklich dankbar«, sagte sie. »All diese Penner haben mich ganz schön nervös gemacht.«
    »Die meisten von denen sind zu weggetreten, um jemandem wirklich Ärger zu machen«, sagte der Fahrer.
    Der andere Bulle drehte sich herum und sah sie an. »Du solltest dir mehr Gedanken wegen der Kids machen«, sagte er.
    »Penner haben mich schon ein paarmal angegriffen«, erzählte sie ihm.
    »Bist du schon lange unterwegs?«
    »Ein paar Jahre.«
    »Keine Art zu leben« meinte er.
    »Mir gefällt’s. Ich denke, ich habe noch ein ganzes Leben vor mir, um sesshaft zu werden.«
    »Wenn nicht irgendein Bastard dem ein Ende bereitet.«
    »Bist du abgehauen?«, fragte der Fahrer.
    »Ich bin über achtzehn, da spielt das wohl keine Rolle, oder?«
    »Wissen deine Leute, wo du bist?«
    »Mein Vater ist tot. Und Mom ist zu beschäftigt, um sich dafür zu interessieren.«
    »Eine Schande«, sagte der andere Polizist.
    Robin zuckte die Schultern.
    »Und was machst du jetzt? Straßenmusik?«
    »Ich bin eine Promenaden-Banjospielerin. Für diese Woche jedenfalls.«
    »Du hast vor, eine Woche lang hierzubleiben?«, fragte der Fahrer.
    »Es ist schön am Strand. Ich weiß es noch nicht. Hängt von vielem ab.«
    Vielleicht ziehe ich morgen wieder weiter, dachte sie. Setze ein bisschen Abstand zwischen mich und diese verdammte Pennerarmee.
    »Du solltest aufpassen wegen der Trolljäger«, sagte derjenige, der sie ansah.
    »Wenn ich ihnen begegne, spiele ich ihnen ein Liedchen vor und erweiche damit ihre Herzen.«
    »Diese kleinen Arschlöcher haben keine Herzen«, sagte der Fahrer. Dann fügte er hinzu: »Entschuldige den Ausdruck. Nicht, dass wir besondere Freunde dieser Streuner wären, aber …«
    »Sie geben gute Türpuffer ab«, meinte der andere.
    »Sie haben das Recht, in Ruhe gelassen zu werden.«
    »Ja, es gibt keine Entschuldigung …« Er drehte sich plötzlich nach vorn um. Es war eine Meldung über Funk gekommen. Das Gerät hatte geknistert und nasale, blecherne Geräusche von sich gegeben, während die Männer redeten. »Vierzehn«, sagte der Bulle auf dem Beifahrersitz. »Wir kommen.«
    Das Auto fuhr an den Randstein.
    »Tut mir leid, du musst hier aussteigen.«
    Robin öffnete die Tür. »Danke für die Fahrt«, sagte sie, schnappte sich ihren Rucksack und stieg aus.
    »Sei vorsichtig.«
    Sie warf die Tür zu. Die Lichter auf dem Dach blitzten auf, und der Wagen brauste davon.
    An der nächsten Ecke lag Traveler’s Haven , ein Motel, mit einem blauen »Zimmer frei«-Zeichen. Ein paar Autos parkten vor den nummerierten Türen. Auf der anderen Seite der Straße war ein Minimarkt, der nicht nur geöffnet hatte, sondern in dem es sogar ziemlich lebhaft zuging. Ein Auto fuhr vom Parkplatz. Ein Mann betrat den Laden. Ein halbes Dutzend Teenager hatten sich um einen Lieferwagen am Rand des Parkplatzes versammelt, hockten auf der Stoßstange und dem Kühler, rauchten und lachten und tranken aus Pappbechern. Musik dröhnte aus dem Autoradio.
    Warum waren sie um diese Zeit noch draußen?
    Waren das die Trolljäger?
    Aber sie hatte keine Angst mehr.
    Der Teil der Stadt, den sie hinter sich gelassen hatte, war leer und still gewesen. Ein Friedhof, auf dem die verlorenen Seelen parkten. Hier waren die Straßen hell und laut. Die Geschäfte hatten geöffnet. Es gab richtige Leute. Autos fuhren vorbei.
    Sie bog um die Ecke. Vor ihr, nur zwei Blocks entfernt, war der Haupteingang von Funland, trüb beleuchtet. Das Mondlicht schien auf das Gesicht des Clowns.
    Sie ging darauf zu, kam an weiteren Motels vorbei, die beide Seiten der Straße säumten, an durchgehend geöffneten Schnellrestaurants, Bars, Spirituosenläden, wo Leute ein- und ausgingen.
    Als sie den bärtigen Penner auf dem Bürgersteig sitzen sah, an die Wand eines geschlossenen Souvenirladens gelehnt, empfand sie keine Furcht. Er senkte seine Flasche, die in einer Einkaufstüte steckte,

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