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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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unwahrscheinlich.
    Nein, es würde wohl um Alkohol, Drogen oder Vandalismus gehen. Da war er ziemlich sicher. Nichts so Gefährliches wie Raub oder Rituale und nichts so Aufregendes wie eine Orgie.
    Von solchen Gedanken abgelenkt, war Jeremy überrascht, sich bereits auf dem Ocean Front Drive zu befinden. Er konnte einen Wermutbruder sehen, der im Gebüsch vor der Mauer ausgestreckt lag, aber weiter entfernt, in der Nähe des Eingangs, war niemand zu sehen.
    Vielleicht bin ich der Erste hier draußen, dachte er. Oder vielleicht haben sie sich auf der Promenade getroffen, wo man sie nicht sehen kann.
    Er fuhr zum Fahrradständer, sprang ab, schob sein Rad zwischen die Stangen und schloss es ab. Er ging in Richtung des Torbogens und dann die Stufen hinauf. Unter dem Clownsgesicht stehend, spähte er in die Dunkelheit ringsumher. Er sah die Kartenbude und die Promenade dahinter, aber niemand war dort.
    Er schaute auf die Armbanduhr. Zwei Minuten nach ein Uhr. Er ging ein Stück weiter, in den dunklen Tunnel des Torbogens, an der Kartenbude vorbei, am Süßigkeitenladen zu seiner Rechten und der Souvenirbude links von ihm. Als er in der Mitte der Promenade stand, blickte er sich nach allen Seiten um. Er konnte Funland von einem Ende zum anderen übersehen – außer dort, wo die Schatten schwarze Flecken herausrissen –, und er sah niemanden. Wo sind sie?
    Nicht hier, das ist sicher. Es sei denn, sie verstecken sich, wollen sich anschleichen und mich erschrecken. Jeremy wartete. Niemand tauchte auf.
    Was, wenn das ein Trick war? Vielleicht hatten sie nie vor, hierherzukommen, und es war nur ein gemeiner Trick, den man dem Feigling spielte.
    Er lehnte sich an die größte Kartenbude. Irgendwo weit weg schrie eine Möwe. Sturzwellen, im Mondlicht hell aussehend, rollten an den Strand. Er fror, und er kam sich klein und verlassen vor.
    Ich hätte wissen sollen, dass es zu schön war, um wahr zu sein, dachte er.
    Vielleicht war es Tanyas Idee, mich so reinzulegen. Tanya.
    Jeremy sank zusammen und zog seine Knie an die Brust. Ein großer Witz. Zum Narren gehalten. Die ganze Zeit haben sie hinter meinem Rücken gelacht.
    Vielleicht doch nicht.
    Vielleicht hatten sie wirklich vor, sich hier zu treffen, aber sie mussten es abblasen und konnten mich nicht erreichen.
    Das war möglich. Cowboy wusste zwar, in welcher Straße er wohnte, aber nicht die genaue Adresse, und das Telefon war noch nicht angeschlossen. Sie hätten ihm eine Änderung ihrer Pläne nicht mitteilen können. Jeremy fühlte sich besser. Ein wenig jedenfalls. Wenn sie ihn ohne böse Absicht hier sitzen ließen, war es nicht so schlimm, als wenn sie ihn verarschen wollten. Immer noch eine Enttäuschung, aber nicht so erniedrigend, nicht niederschmetternd. Cowboy war immer noch sein Freund, und Tanya hatte sich nicht gegen ihn gewandt.
    Vielleicht waren sie auch nur spät dran.
    Mit Sicherheit.
    Er schob den Jackenärmel hoch und drückte einen Knopf an der Armbanduhr, um sie zu beleuchten. Zwölf Minuten nach eins.
    Sie könnten spät dran sein. Ich gebe ihnen Zeit bis halb zwei.
    Plötzlich hörte er leise, schnelle Schritte.
    Sie waren da.
    Sein Trübsinn war wie weggeblasen. Er sprang auf und ging um die Ecke der Kartenbude, lächelte und hob die Hand, um sie zu begrüßen.
    Das Mädchen, ein paar Schritte von ihm entfernt, schnappte erschrocken nach Luft. Sie stolperte und blieb dann stehen.
    Sie trug einen Rucksack und einen Instrumentenkasten, der aussah, als befände sich ein Banjo darin.
    Ihr Gesicht war nur ein verschwommener Fleck in der Dunkelheit. Aber sie war nicht klein und drahtig genug, um Liz zu sein, und nicht groß genug für Tanya.
    »Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe«, sagte Jeremy.
    Sie drehte den Kopf hin und her, sah erst nach beiden Seiten und dann hinter sich.
    »Die anderen sind noch nicht hier.«
    Sie blickte Jeremy an. »Also bist du einer von denen? « Nicht einer von uns?
    Er kam sich wie ein Narr vor. Der Rucksack und das Banjo hätten ihn warnen sollen. Sie kam nicht aus der Stadt. Sie machte hier Camping oder wanderte oder so etwas.
    »Das kommt darauf an, was du damit meinst«, sagte Jeremy und fragte sich, was sie wohl wusste.
    »Die Trolljäger.«
    Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Was sind Trolljäger?«
    Das Mädchen blickte wieder über die Schulter nach hinten. Dann ging sie direkt auf Jeremy zu. »Geh mir aus dem Weg, Kid.« Es war keine furchtsame Bitte, es war ein Befehl. Jeremy trat zur Seite.
    Sie

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