Die Gang: Roman (German Edition)
als Mann und Frau. Ich will, dass es etwas Besonderes wird.«
»Wir werden uns den Arsch abfrieren.«
»Wir nehmen eine Decke mit. Okay? Bitte!« Ihre Hand wanderte tiefer und zupfte sanft an ihm herum. »Du wirst es nicht bereuen, Großer.«
»Ja?«
»Ja«, sagte Kim. »Also, was ist?«
»Wir müssen den Verstand verloren haben.«
Die Matratze schaukelte unter Baxter, als Kim von ihm wegrollte und aus dem Bett aufstand. Licht blendete ihn und biss wie Seifenwasser in die Augen. Er kniff sie zu. Und spürte, wie die Decken weggezogen wurden. Er blieb nackt und frierend liegen.
»Uuuh! Brrr.«
»Los, los, los«, zwitscherte Kim, griff nach seinen Fußknöcheln und zog seine Beine zur Seite des Bettes hin.
Er blinzelte in ihre Richtung. Sie war vornübergebeugt und sah ihn unter ihren Ponyfransen her an. Sie hatte einen rosa Knutschfleck auf der Schulter. Schließlich ließ sie seine Beine los, und er setzte sich hin.
»Wer zuletzt angezogen ist, ist ein Faultier«, rief sie.
»Betrachte mich hiermit als Faultier.« Er saß da und beobachtete, wie Kim zu ihrem aufgeklappten Koffer stolzierte. Ihr Po wackelte ein wenig. Er hatte dieselbe goldene Bronzefarbe wie ihr Rücken und die Beine, mit Ausnahme des weißen Dreiecks in der Mitte.
Es würde kalt sein da draußen. Aber schön. Sie hatte recht. Etwas, woran man sich erinnern konnte.
Kim stieg in die grauen, ausgebeulten Trainingshosen. Sie beugte sich ein wenig nach vorn, um die Taillenschnur zu knoten. Dann holte sie ein passendes Oberteil aus dem Koffer und drehte sich um. »Willst du da sitzen bleiben?«
»Ich genieße die Aussicht.«
Er sah, wie sich ihre Brüste hoben, als sie die Arme nach oben streckte, um das Sweatshirt anzuziehen. Sie schaukelten ein wenig, als sie nach den Ärmeln suchte. Dann tauchten ihre Hände auf und zogen das Sweatshirt herunter. »Aussicht verschwunden«, sagte sie.
»Schade.«
Sie nahm die Haarbürste vom Toilettentisch und ging ins Bad. Baxter zog seinen Trainingsanzug an. Er war ähnlich wie der von Kim, nur nicht so alt. Er hatte ihn als Ersatz gekauft, nachdem Kim in seine Wohnung gezogen war und angefangen hatte, seinen zu tragen, wenn es morgens kühl war. Als sie aus dem Bad kam, zog er gerade seine Schuhe an.
Er ging ins Bad und putzte sich die Zähne. Auf dem Schränkchen neben dem Waschbecken stand die Flasche mit Sonnenöl. Nachdem er den Mund ausgespült hatte, nahm er die Flasche und steckte sie in die Tasche seines Sweatshirts.
Kim faltete gerade die Bettdecke zusammen, als er aus dem Bad kam. Er sah, dass sie bereits ihre Schuhe trug. Er nahm den Schlüssel mit dem großen Plastikschild, auf dem Name und Adresse des Motels aufgedruckt waren, vom Toilettentisch und steckte ihn in die Tasche mit dem Sonnenöl.
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Was hast du da drin?«
Er holte die Flasche heraus und zeigte sie ihr.
»Aha. Ich sehe, du hast so einiges begriffen.«
»Wenn ich schon aus dem Bett muss, werde ich das Beste daraus machen.«
Er öffnete die Zimmertür, und sie traten auf den Balkon hinaus. Die Straße vor dem Motel war hell beleuchtet, aber es waren weder Autos noch Fußgänger unterwegs. Auch der Parkplatz vor dem durchgehend geöffneten Laden war leer.
»Schön, oder?«, fragte Kim. Sie legte einen Arm um ihn und kuschelte sich an. »Es ist, als wären wir die einzigen Menschen auf der Welt.«
»Die andern liegen alle schön im warmen Bett.«
»Wir werden’s am Strand warm haben.«
Sie gingen über den Balkon und die Treppe hinunter, dann überquerten sie den Hotelparkplatz. Obwohl Baxter ihre Wärme dort spürte, wo sie ihren Körper an seinen drückte, schien der Wind ungehindert durch seinen Trainingsanzug hindurchzufegen. Er fing an zu frieren und biss die Zähne zusammen, damit sie nicht klapperten.
»Armer Junge«, sagte Kim. Sie blieb stehen und schüttelte die Decke auseinander. Sie drapierten sie über ihre Schultern und zogen sie vorn zusammen. Das war schon viel besser. Kim ließ ihre Hand hinten in seine Hose gleiten, und das war noch besser.
Sie kamen an einem Penner vorbei, der an die Wand eines Ladens gedrückt schlief. Kims Hand hörte auf, herumzuwandern.
»Wir sind also nicht die einzigen Menschen auf der Welt«, sagte Baxter.
»Armer Kerl.«
»Ja, er hat dich nicht.«
»Wir haben so viel Glück. Es macht einem klar, wie gut es uns doch geht, nicht wahr? Ich meine, wäre es nicht schrecklich, so zu leben? Ohne jemanden, der dich liebt, und ohne einen Platz für
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