Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
ihren Bauch und ihren Hängebusen. »Nett«, sagte sie. »Hol dir auch ’n paar neue Klamotten, Charlie.«
    »Mir gefällt das Zeug, was ich hab«, sagte er.
    »Verdammter Narr.« Sie öffnete die Perlenkette und ließ sie in den Koffer fallen. Dann warf sie auch die Ringe hinein. Sie zog die Ohrringe von ihren blutigen Ohrläppchen. Charlie sah, dass es Ohrringe für durchstochene Ohrläppchen waren, und ihre hatten keine Löcher gehabt. Jetzt hatten sie welche.
    Sie holte weiße Socken und Tennisschuhe aus dem Koffer, zog sie an, ging dann zu dem Schrank und nahm sich den Nylonanorak der Frau. Aus dem Bad holte sie ihre alten Kleider und steckte sie in den Koffer. Danach sammelte sie den Rest der Sachen der Frau ein. »Hast du die Schlüssel?«, fragte sie.
    Charlie hielt das Schlüsseletui hoch. Sie pflückte es aus seiner Hand.
    Sie schlossen die Koffer ab, und Mag ging zur Tür. Charlie folgte ihr mit beiden Koffern nach draußen.
    Im Osten war der Himmel blass, aber die Sonne würde noch längst nicht rauskommen. Vom Balkon aus hatte er einen guten Ausblick. Er konnte keine Menschenseele sehen. Die Straße vor dem Motel war leer. Auf dem Parkplatz standen ungefähr zehn Autos.
    Mag eilte voraus, und er stolperte mit den schweren Koffern hinterher. Bis er die Treppe hinuntergestiegen war, hatte Mag bereits das passende Auto zu den Schlüsseln gefunden, einen blauen BMW. Sie öffnete den Kofferraum, während Charlie über den Parkplatz hastete.
    Er lud die Koffer ein.
    Mag lehnte sich vom Fahrersitz hinüber und entriegelte die Beifahrertür für ihn. Er stieg ein. Das Auto roch neu.
    Mag ließ den Motor an, wendete und fuhr dann auf die Straße hinaus.
    »Wie wär’s mit ’ner Spazierfahrt?«, fragte sie.
    »Ich will zurück«, sagte Charlie.
    »Bist eh zu spät dran für’n Spaß.«
    Vielleicht nicht, dachte er. »Is’ mir egal.«
    Sie murmelte etwas, was Charlie nicht verstehen konnte. Aber sie fuhr ihn nach Funland. Der Wagen geriet ein wenig ins Schleudern, als sie mitten auf der Straße beschleunigte und bei Rot über die Ampel fuhr. Sie bremste mit einem Ruck, der ihn gegen das Armaturenbrett schleuderte.
    »Du nimmst das Zeug«, sagte sie.
    Sie reichte ihm die Schlüssel. Er öffnete den Kofferraum und holte die Koffer heraus. Dann ging er zum Fenster und gab ihr die Schlüssel zurück.
    »Was hast ’n vor?«, fragte er.
    Mag grinste. »Bisschen rumfahrn. Keine Sorge, Blödmann, ich lass das Ding weit von hier stehn.«
    Das Auto fuhr mit quietschenden Reifen in Richtung Norden davon und hinterließ eine Spur Reifengummi auf der Straße.
    Charlie nahm die Koffer. Er schleppte sie die Treppe zur Promenade hoch. Er fragte sich, wie lange sie wohl weg gewesen waren. Zu lange. Wahrscheinlich. Bestimmt war der ganze Spaß schon vorbei.
    Aber man wusste nie.
    Manchmal dauerte es ziemlich lange.
    Er beschleunigte seinen Schritt.

12
    Robin kroch aus ihrem Schlafsack. Der Morgen war grau und neblig. Frierend hockte sie sich auf den Schlafsack und wühlte in ihrem Gepäck herum, holte frische Unterwäsche und Socken heraus, ihre Jeans und das ärmellose Hemd. Sie ließ den Blick über die Dünen wandern. Es war niemand zu sehen, und der Sand war hoch genug aufgetürmt, um sie vor den Blicken der Leute zu schützen, die in der Nähe sein konnten.
    Schnell nahm sie das zusammengefaltete Geld vorn aus ihrem Slip. Sie steckte die Banknoten in die Vordertasche der Jeans. Dann zog sie das T-Shirt und den Slip aus, in denen sie geschlafen hatte, und schlüpfte in die Kleider aus ihrem Rucksack.
    Sie hob ihren zusammengerollten Anorak auf, den sie als Kissen benutzt hatte. Darunter, auf der Decke, lag das Messer. Mit Anorak fror sie nicht mehr so sehr. Sie steckte das Messer in eine Seitentasche des Rucksacks. Dann zog sie ihre Wanderstiefel an. Die Kälte in den Schuhen drang durch ihre Socken, aber ihre eigene Körpertemperatur wärmte sie bald auf.
    Sie stand auf und erkletterte einen sandigen Hang. Von oben hatte sie eine gute Aussicht auf die wogenden, grasbewachsenen Dünen und den flachen Strand bis zum Ozean hin. Möwen schossen über den grauen Himmel. Ein Mann lief am Strand entlang, neben ihm ein schwarzer Labrador. Weiter entfernt, in der Nähe von Funland, war ein Schatzsucher mit einem Metalldetektor unterwegs. Noch weiter entfernt standen Surfer in ihren Spezialanzügen herum, und andere waren schon draußen auf dem Wasser; einige ritten auf den Wellen, aber die meisten paddelten flach auf dem Bauch

Weitere Kostenlose Bücher