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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihr Hemd aus. Sie trug ein graues Sweatshirt. Sie hob es hoch, und Charlie erhaschte einen Blick auf graue Haut, fleckig von Schorf und wunden Stellen. Er drehte sich schnell um.
    Mag kicherte. »Oh, Charlie ist schüchtern.«
    »Bin ich nich«, sagte er. Aber er sah nicht wieder hin. Er kroch auf das Bett und ließ sich fallen. Das Laken fühlte sich an seinem Gesicht glatt und angenehm an. Es roch auch gut. Wahrscheinlich nach der Frau, die sie erwischt hatten. Oh, sie war bestimmt nicht übel, und er würde den ganzen Spaß verpassen.
    Er hörte Wasser spritzen und einen Duschvorhang, der zugezogen wurde.
    Er schloss die Augen.
    »He! Guck mal!«
    Er wachte auf, drehte sich um und sah Mag. Sie hatte sich vor dem Toilettentisch aufgebaut und starrte ihn an. Sie trug ein tief ausgeschnittenes Nachthemd. Er konnte durch den feinen Stoff hindurchsehen und wünschte sofort, er könnte es nicht. Eine Perlenkette hing an ihrem knochigen, von Flecken übersäten Hals. An den Fingern trug sie Ringe, Armbänder um die Handgelenke und Perlenohrringe an den Ohren. Aus ihren Ohrläppchen tropfte Blut auf ihre Schultern. Ihre Lippen waren rot und glänzend. Sie grinste Charlie mit ihren braunen Stummelzähnen an, während sie eine Haarbürste durch ihr langes schwarzes Haar zog.
    »Bin ich nich hübsch?«, fragte sie.
    »Wie ’ne Hure, die seit drei Tagen tot is’«, sagte er.
    Sie riss die Augen auf. Sie schleuderte die Haarbürste nach Charlie und traf ihn über dem linken Auge. Dann warf sie sich aufs Bett und packte ihn kreischend. Er rollte sich weg, zog sich zusammen und legte die Arme schützend um den Kopf. Die Matratze schaukelte, als sie darauf herumsprang.
    »Du Null! Du schwanzloser Jammerlappen!«, rief sie.
    Charlie jammerte und winselte, als sie auf der Matratze herumtrampelte. Sie trat und schlug auf ihn ein und setzte sich dann auf ihn, zerrte an seinem Haar und drosch mit spitzen Knöcheln auf seinen Kopf ein. Endlich ließ sie ihn in Ruhe. Aber er rührte sich nicht. Erst als er sie weinen hörte, setzte er sich auf.
    Mag lag auf dem Teppich und hatte das Gesicht in den Händen vergraben.
    Er stand auf und ging zu ihr hin.
    Er trat sie in die Rippen.
    »Quitt«, murmelte er.
    Sie blieb liegen und schluchzte, während Charlie die Kleider des Mannes und seine Toilettensachen sammelte und sie in den Koffer packte.
    In einer Hosentasche fand er eine Brieftasche mit fast dreihundert Dollar. Er wagte nicht, einen der Zwanziger zu nehmen. Das würde ihm mit Sicherheit Ärger einhandeln. Vor ein paar Monaten war Edgar mit Aufräumen dran gewesen und am Tag darauf dabei erwischt worden, wie er mit einem Zehn-Dollar-Schein bezahlt hatte. Wenn man aufräumte, war es in Ordnung, die Klamotten zu behalten. Aber sonst nichts.
    Edgar hatte behauptet, den Zehner am Strand gefunden zu haben. Keiner hatte ihm die Geschichte abgekauft, und so musste er »das Haus besichtigen«.
    Charlie fingerte wieder an dem Geld herum. Neben den Zwanzigern und Zehnern in der Brieftasche des Mannes waren auch noch acht Ein-Dollar-Scheine. Vielleicht sollte er sich einige davon nehmen. Wer könnte schon sagen, ob er die nicht von einem großzügigen Passanten bekommen hatte?
    Er blickte über die Schulter zu Mag hin. Sie hatte sich auf die Seite gerollt, und ihr Gesicht war von ihm abgewandt.
    Keiner würde es je erfahren.
    Aber plötzlich sah er Edgar vor sich, wie er am Ende ausgesehen hatte. Und Charlie schauderte. Seine Beine wurden weich und zittrig, sein Schwanz zog sich zusammen, er bekam Gänsehaut auf dem Rücken.
    Mit zitternden Händen schloss er die Brieftasche und steckte sie wieder in eine der Hosentaschen des Mannes. In einer anderen Tasche fand er ein Schlüsseletui. Er behielt es und legte die Hosen in den Koffer.
    Als er den Koffer schloss, raffte sich Mag neben ihm auf. Er wich zurück und hob die Arme, um sich zu schützen, aber sie schlug nicht zu.
    »Lass mich vorbei«, sagte sie. Charlie trat zur Seite. Sie ging in die Ecke, wo der Koffer der Frau stand, und öffnete ihn. Sie zog das Nachthemd aus. Charlie kniff die Augen zu. »Verdammter Narr«, murmelte sie. Als er die Augen wieder öffnete, trug sie einen rosafarbenen glänzenden Slip und zog gerade ein paar grüne Hosen an. Sie zog die Hosen hoch und machte sie zu. Dann grinste sie Charlie an, fischte einen rosafarbenen BH aus dem Koffer und hängte ihn über seinen Kopf. Sie nahm einen grünen Pullover heraus und streifte ihn über. Seufzend rieb sie ihn gegen

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