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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Cowboy blieb nicht stehen, um sich die Köpfe näher anzusehen, sondern ging weiter.
    Jeremy folgte ihm. Bevor er um die Ecke bog, blickte er zurück zur Spinne. Sie befand sich immer noch auf dem Podest. Selbstverständlich, sagte er sich. Was hast du erwartet? Er bog um die Ecke und blieb abrupt stehen. Er hatte angenommen, dass die Punks schon den halben Korridor hinuntergegangen wären, aber sie standen immer noch vor dem ersten Ausstellungsstück.
    Diese Kuriosität war in einem Käfig. Eigentlich war es eher eine Art Schaukasten. Jeremy konnte sie gut durch die Glas- oder Plastikseitenwand sehen. Die Kuriosität schien tot zu sein.
    Wie die Mumie wurde sie von Lederbändern aufrecht gehalten.
    »Das ist aber kein haarloser Orang-Utan aus Borneo«, sagte der Tätowierte.
    »Wieso, hast du schon mal einen gesehen?«, fragte Jingles.
    »Ich habe Orang-Utans im Zoo gesehen, und das da ist keiner.«
    Auch für Jeremy sah es nicht wie ein Orang-Utan aus. Eher wie das Ungeheuer der Schwarzen Lagune mit Klauen statt Schwimmflossen und weißem weichem Fleisch statt Echsenhaut. Obwohl es über einen Meter achtzig groß war und sehr muskulös, war etwas an der Beschaffenheit des Fleisches, was es weich und schneckenähnlich wirken ließ.
    Es trug nichts als einen T-Slip. Die Ausbuchtung des Stoffes war gewaltig.
    »Was ist dieses Ding wirklich?«, fragte der Tätowierte und drehte sich zu Jasper um, der in der Nähe stand.
    »Ich wurde gebeten, Ihnen ›von der Pelle zu bleiben‹«, antwortete Jasper.
    »Es ist nur ein Gummianzug«, sagte Woody. »Der weitgereiste Entdecker hat ihn in einem Ramschladen in Hollywood entdeckt.«
    »Ja«, sagte seine Freundin. »Ich hab’s in ’nem Film gesehen.«
    »Ich versichere Ihnen«, sagte Jasper, »dass die Kreatur vor Ihnen so authentisch ist wie all meine Kuriositäten. Sie hat gewütet, Morde begangen und vergewaltigt.«
    »Also wirklich«, murmelte Woody.
    »Ich denke, der da muss dein Vater gewesen sein, Chingachgook.«
    Eine eiskalte Hand legte sich um Jeremys Magen.
    Woody wirbelte herum. Die Augen traten ihm beinahe aus dem Kopf. Sein Mund stand offen. Er atmete heftig. Von den schnellen Atemzügen abgesehen, rührte er sich zunächst nicht.
    Dann wanderte seine Hand zu dem Messer am Gürtel. Es war ein Schnappmesser. Er zog es und ließ die Klinge aufspringen.
    »Ah-ha«, sagte Cowboy. Er grinste, tippte an seinen Hut und rannte dann los, um die Ecke.
    Jeremy rannte ihm nach.
    »Schnappen wir sie!«, hörte er Woody rufen.
    Cowboy riss die Tür auf. Sonnenlicht blendete Jeremy. Er blinzelte und sah, wie Cowboy über das Holzgeländer sprang und auf der Promenade landete. Er tat das Gleiche, landete auf dem Holz, und seine Beine knickten unter ihm ein. Er fiel mit den Knien auf die Planken. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er, sich aufzurichten.
    Jemand landete auf seinem Rücken und warf ihn um.
    »Dich mach ich fertig, du Arschgesicht.« Woodys Stimme. Er spürte, wie jemand an seinen Haaren zerrte. Sein Kopf wurde nach oben gerissen, die Kopfhaut brennend vor Schmerz, und er wusste , dass Woody ihm jetzt die Kehle durchschneiden würde. Aber stattdessen riss der Typ Jeremys Haare wieder nach unten und knallte seinen Kopf auf die Promenade.
    »He, du Vollidiot«, hörte Jeremy, »er hat nichts getan.« Cowboys Stimme.
    Woody kletterte von seinem Rücken, nicht ohne vorher noch einmal seine Knie in Jeremys Fleisch zu stoßen. »Na, dann komm schon, Jungchen«, sagte Woody.
    Jeremy war auf Händen und Knien. Er hob den Kopf und sah alle vier Punks vor sich. Sie hatten Cowboy umzingelt. Cowboy versuchte nicht einmal, wegzulaufen. Er stand einfach nur da und grinste sie an.
    Woody und der Tätowierte hatten beide ihre Messer gezogen. Sie grinsten zurück.
    Zuschauer hatten einen Halbkreis um die Gruppe gebildet. Sie sahen gespannt aus, neugierig darauf, was als Nächstes passieren würde. Hielten sie das für eine Art Show?
    »Scheiße wie euch hab ich zum letzten Mal gesehen«, sagte Cowboy und blickte von Jingles zu Woody, »bevor ich heute Morgen die Spülung gezogen hab.«
    Du Idiot, dachte Jeremy.
    Der Tätowierte sprang seitlich auf Cowboy zu. Cowboy wich ihm aus, aber das Messer erwischte seinen Unterarm.
    »He, du Rattengesicht …«
    Woody griff ihn von hinten an.
    Jeremy warf sich nach unten. Er bekam Woodys Fußgelenke zu fassen. Als der Kerl umfiel, huschte Jingles hinüber und trat auf Jeremys Unterarm. Er schrie auf. Sie hob den Fuß, um nochmals zu

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