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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihre geöffneten Lippen. Er spürte, wie weich und feucht sie waren, spürte ihren Atem.
    Dann läutete es an der Haustür, und Joan wich zurück und sah Dave mit großen fragenden Augen an.
    Er schüttelte den Kopf.
    Joan wischte mit dem Unterarm über ihren feuchten Mund.
    Die Türglocke erklang nochmals.
    »Gloria?«, flüsterte sie.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du eine Hintertür?«
    »Vergiss es. Setz dich und trink was.«
    »Aber Dave …«
    »Ich will nicht, dass du dich hier rausschleichen musst.«
    »Ich sollte gar nicht hier sein.«
    »Doch, das solltest du. Setz dich hin und entspann dich.«
    Sie zog ein Gesicht, beugte sich über den Tisch, nahm ihr Glas und ging damit zu dem Schaukelstuhl. Sie zuckte zusammen, als die Türglocke noch einmal erklang. Schnell fischte sie die beiden Korken zwischen den Kissen hervor, zog ihr Kleid glatt und setzte sich.
    Dave ging zur Tür und öffnete sie.
    Er zwang sich zu einem Lächeln.
    »Wie geht es dir?«, fragte Gloria und sah erst auf seine Brust, dann in seine Augen.
    »Nicht schlecht.«
    Sie kam herein, lehnte sich gegen ihn, legte die Arme um seinen Hals und hob das Gesicht zu einem Kuss.
    Dave wollte sie nicht küssen. Er mochte die Art nicht, wie sie sich an ihn klammerte. Sie fühlte sich klein und knochig und angespannt an, und sie hielt ihn zu fest. Er fragte sich, ob Joan zusah.
    Wahrscheinlich nicht, dachte er. Sie saß vermutlich im Schaukelstuhl, schaute in die andere Richtung und wünschte sich, woanders zu sein.
    Er küsste Gloria auf den Mund. Ihre Lippen waren kalt und fest, aber sie teilten sich, und sie schob ihre Zunge mit einem nervösen Drängen in seinen Mund, das ihn erstarren ließ.
    Er wich zurück. Sie sah erstaunt und verärgert aus. »Was ist denn in dich gefahren?«
    »Joan ist hier«, sagte er und sah, wie Gloria die Lippen zusammenpresste. »Komm rein.«
    »Oh. Oh?« Sie lächelte gezwungen und ging an ihm vorbei. Joan stand aus dem Schaukelstuhl auf. »Ich bin nur eben mal vorbeigekommen, um unserem Helden ein bisschen Medizin zu bringen.« Mit einem Lächeln – einem Lächeln voller Schuldgefühle, dachte Dave – hob sie ihr beinahe leeres Glas, um Gloria zu zeigen, dass es sich bei der Medizin um Champagner handelte.
    »Das war sehr aufmerksam von dir«, sagte Gloria.
    Dave sah, dass Joan den Reißverschluss ihres Kleides ein paar Zentimeter höher gezogen hatte. Die feuchten Flecken auf ihrem Kleid waren noch nicht ganz verschwunden, aber sie waren blasser geworden.
    »Ich hole noch ein Glas«, sagte Dave.
    »Bist du sicher, dass ich nicht störe?«, fragte Gloria.
    Joan schüttelte den Kopf.
    Dave hastete in die Küche. Er griff in den Schrank, diesmal mit der linken Hand, und es gelang ihm, das Sektglas herauszuholen, ohne dass der Schmerz wieder erwachte.
    Als er ins Wohnzimmer zurückkam, saß Gloria auf der Couch. Wo vorher Joan gesessen hatte.
    Konnte sie noch Joans Körperwärme auf dem Kissen fühlen? Und wenn schon, sagte er sich.
    Sie saß steif da, die Hände im Schoß, ihr Blick schoss von Joan zu Dave.
    Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken, wie sie sich wohl fühlte.
    Er trug das Glas zum Tisch und hob die Champagnerflasche hoch. »Nur einen Schluck«, sagte Gloria. »Außerdem sehe ich ja, dass nicht viel übrig ist.«
    »Wir haben es uns ziemlich schnell hinter die Binde gegossen«, sagte Dave und hoffte, die Situation ein wenig zu entschärfen. Gloria zog eine Augenbraue hoch. Er füllte ihr Glas halb, bevor sie ihn stoppte. Dann drehte er sich mit der Flasche in der Hand zu Joan um. Sie schüttelte den Kopf. »Nichts mehr für mich, danke. Ich sollte jetzt wirklich nach Hause gehen.«
    »Du musst nicht wegen mir gehen«, sagte Gloria.
    »Debbie und ich essen normalerweise um diese Zeit.« Sie stand auf. »Wirst du dir morgen freinehmen, Dave?«
    »Nein, ich werde da sein.«
    »Nichts kann einen guten Mann wirklich umwerfen«, meinte Gloria.
    Dave setzte die Flasche ab und brachte Joan zur Tür. »Danke, dass du gekommen bist«, sagte er. »Die Medizin hat geholfen.« Er ging mit ihr auf die Veranda, ließ aber wegen Gloria die Tür offen.
    »Tut mir leid, wenn ich dir Ärger gemacht habe«, flüsterte Joan.
    »Das hast du nicht.«
    »Darauf würde ich nicht wetten.«
    Wenn er sie jetzt nur in den Arm nehmen könnte! Er ließ die Arme hängen. »Nimm’s leicht, ja?«
    »Du auch.«
    Er sah zu, wie sie zum Wagen ging. Dann trat er mit einem Seufzer zurück ins Haus und schloss die Tür hinter sich.
    »Ihr

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