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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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beiden müsst ja eine ziemlich wilde Party gefeiert haben«, sagte Gloria.
    »Wir hatten einen harten Tag. Beide.«
    »Hat es Spaß gemacht, sich gegenseitig zu trösten?«
    Er lehnte sich über den Tisch, füllte sein Glas mit Champagner und nahm es mit zum Schaukelstuhl.
    »Oh, wie reizend. Halte ruhig Abstand.«
    »Du hast ziemlich miese Laune.«
    »Oh! Sollte ich lieber entzückt sein, hierherzukommen und Joan halb besoffen vorzufinden?«
    Ein paar Dementis gingen ihm durch den Kopf. Es ist nicht, was du denkst; nichts ist passiert; es gibt keinen Grund, eifersüchtig zu sein.
    Lügen.
    »Was hätte ich tun sollen?«, fragte er. »Sie wegschicken?«
    »Und dich um das Vergnügen ihrer Gegenwart bringen? Das glaube ich kaum.«
    »Sie kommt wenigstens nicht hierher und versucht, mir das Leben schwer zu machen.«
    »Oh, ich nehme an, dass sie dir schon ein paar Probleme bereitet hat. Ich habe dieses niedliche Kleid bemerkt, das sie anhatte. Und die Schuldgefühle in ihrem Blick … und in deinem. Was habt ihr gemacht, bevor ich hier so unpassenderweise aufgetaucht bin? Sicherlich nicht nur getrunken.«
    »Treib es nicht zu weit, Gloria.«
    »Oh, hab ich einen wunden Punkt getroffen?«
    »Ich bin heute mit einem Messer verletzt worden. Ich bin wirklich nicht mehr in der Verfassung für eine deiner Szenen.«
    »Hat sie dich nicht geküsst, damit der Schmerz nachlässt?«
    »Was ist bloß mit dir los?«
    »Mit mir?« Ihre Augenbrauen hoben sich abrupt.
    »Du bist ein richtiges Biest geworden. Ganz plötzlich, seit ein paar Wochen, benimmst du dich, als wäre dein wichtigstes Ziel im Leben, mich zu quälen. Wenn es nicht meine Essgewohnheiten sind, dann meine politische Meinung. Wenn es nicht das ist, nervst du mich wegen Joan. Ich habe es satt.«
    »Und ich habe sie satt. Hast du diese Möglichkeit schon einmal in Erwägung gezogen? Es reicht nicht, dass du acht Stunden am Tag mit deinem goldenen Mädchen verbringst, du bestehst darauf, sie mir ständig aufzudrängen. Joan hat dies getan, Joan hat jenes gesagt. Wir haben sie sogar zu einem verdammten Barbecue eingeladen, damit du sie an deinem freien Tag nicht missen musst.«
    »Beruhige dich.«
    »Weißt du, wie oft wir gebumst haben, seit sie hier aufgetaucht ist?«
    Dave antwortete nicht. Er nahm einen Schluck Champagner.
    »Nicht einmal. Nicht ein einziges Mal!«
    »Nun ja …«
    »Du hast es die ganze Zeit mit ihr gemacht, nicht wahr? Nicht wahr?«
    »Ich denke, du solltest jetzt gehen.«
    »Du und diese Nutte, ihr habt …«
    »Sei still!« Er sprang auf die Füße und zeigte zur Tür. »Mach, dass du rauskommst. Ich habe genug davon.«
    Gloria sprang ebenfalls auf und starrte ihn wütend an. »Oh, das ist entzückend. Ganz reizend.« Mit steifen Bewegungen stolzierte sie zur Tür. »Mach’s gut, Gloria«, sagte sie und blickte nicht zurück. Ihre Stimme war ein sanfter, lispelnder Singsang. »Tschüss. Ich hatte meinen Spaß mit dir, und jetzt ist es Zeit, dich wegzuwerfen. Du kannst es nicht mit dem goldenen Amazonenmiststück aufnehmen. Also sei ein nettes Mädchen und verpiss dich.«
    »Warte«, sagte Dave.
    Er wollte überhaupt nicht, dass sie wartete. Er wollte, dass sie ging, aber nicht so. Es sollte nicht damit zu Ende gehen, dass Gloria wie eine Verrückte darüber plapperte, weggeworfen zu werden.
    Sie öffnete die Tür.
    »Gloria.« Sie hielt inne, drehte sich herum und zog die Augenbrauen hoch. »Hat das Bullenschwein was gesagt? Tut es ihm leid? Fühlt es sich schuldig? Und was hat uns das Bullenschwein zu sagen?«
    Vergiss es, dachte er. Und er sagte nur: »Oink.«
    Gloria wurde blass. Sie wirbelte herum und rannte weg, ließ die Tür hinter sich weit offen.
    So viel über Trennungen in aller Freundschaft. Sie hat mich Bullenschwein genannt. Ein letzter Schlag. Die leidenschaftliche radikale Reformerin lässt ihre letzte Beschimpfung los, ihr gemeinstes Schimpfwort, einen müden Überrest der Sechzigerjahre, als sie noch ein Kind war und die Hippies Frieden predigten und die Flagge verbrannten und auf Polizisten spuckten.
    Lieber Gott, dachte Dave, ich muss sie wirklich verletzt haben.
    Aber was erwartet sie von einem Bullenschwein?
    Er trank den Rest seines Champagners.
    Zur Hölle mit ihr.
    Er fühlte sich krank, ungefähr so, als wenn er gerade einen Hund überfahren hätte.
    Er hörte, wie eine Autotür zugeworfen wurde. Ein Motor startete. Bald wurde das Motorengeräusch leiser.
    Er ging zurück ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Dann

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