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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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jetzt sehen, dass er noch ziemlich jung war, vielleicht achtzehn. Er trug Jeans und ein kariertes Hemd, und seine Haare waren kurz geschnitten. Er sah athletisch aus und gut gebaut, ein Typ, wie man ihn in Highschools findet, mit dem Wappen einer Universität auf dem Sweatshirt.
    »Hier ist er«, sagte er und gab ihr den Dollar.
    »Danke.« Robin steckte das Geld in eine Anoraktasche. »Du hättest dir nicht so viel Mühe machen sollen.«
    »Keine Mühe. Es ist mir immer ein Vergnügen, einen Kerl fertigzumachen, der eine Frau beklaut.«
    »Ich heiße Robin«, sagte sie und streckte die Hand aus.
    »Nate«, sagte er und schüttelte ihre Hand.
    Seine Hand fühlte sich warm und stark an.
    »Wie geht das Geschäft?«, fragte er.
    »Es blüht«, sagte Robin und zeigte auf ihr zahlreiches, nicht vorhandenes Publikum.
    »So ist es für gewöhnlich bei nebligem Wetter. Ich hab früher Schluss gemacht.«
    »Du arbeitest hier?«
    »Klar.« Er zeigte mit dem Daumen hinter sich. »Bist du schon mal in der Arkade gewesen?«
    »Mm-hm.«
    »Wenn du hingehst, bin ich der Typ, der dir Geld wechselt.«
    »Dann bin ich das Mädchen, das so was nicht braucht. Ich habe Vierteldollars bis zum … Ich bekomme eine Menge Vierteldollars.«
    »So wie du singst und spielst, solltest du auf einer Bühne stehen und einen Zwanziger von jedem kassieren.«
    »Vielen Dank.«
    »Ich hab dir von der Arkade aus zugehört. Die Texte konnte ich nicht so genau verstehen, aber wie du Banjo spielst, ist irre. Ich hab so was noch nie gehört.«
    Robin lächelte und zuckte die Achseln.
    »Eigentlich ist es auch nicht richtig, wenn es mir so gut gefällt und ich nichts bezahle.« Er zog eine Brieftasche aus der Jeans.
    »Nein, bitte. Du hast doch schon den Penner für mich erwischt …«
    »Ich bestehe darauf.« Er nahm eine Zwanzig-Dollar-Note heraus.
    »Nein. Mach dich nicht lächerlich.«
    »Ich will es dir nicht aufdrängen.«
    »Dann nimm es zurück, bitte.«
    »Ich mach dir einen Vorschlag. Sing ein Lied für mich, und ich werfe einen Dollar oder so in den Kasten.«
    »Das kommt mir schon fairer vor.«
    Sie trat ein paar Schritte zurück und fing an, für ihr Ein-Mann-Publikum zu spielen. Als sie die schnelle, beschwingte Einleitung spielte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Sein Kopf bewegte sich leicht im Takt, und Robin begann zu singen:
    »Kelly und Katie sind zusammen losgezogen,
    Sie wollten ins Schnurrland, wo die Miezekatzen wohnen.
    Sie packten sich die Taschen mit Schokolade voll,
    Mit Kartoffelchips und Gummibären, so fanden sie es toll.
    Husch, rollen sie die Straße nach Schnurrland entlang,
    So schnell auf ihren Rollschuhen, dass man sie kaum sehen kann.
    Sie machen hinter ’ner Scheune halt,
    Und plötzlich klingt es: ›Miau! Ich freue mich, euch hier zu sehn,
    Ich bin die Katze Klau.‹
    ›Wir sind Kelly und Katie und zusammen losgezogen,
    Wir wollen ins Schnurrland, wo die Miezekatzen wohnen.‹
    ›Wisst ihr was, ich komme hinter euch her,
    Hier hatte ich schon lange kein Futter mehr.
    Seit der Hund Toff meine Ohrn gefressen hat,
    Erwisch ich keine Mäuse mehr und werde nicht mehr satt.‹
    Die beiden geben Klau schnell was von ihrem Proviant,
    Und dann ziehen sie zusammen ins Miezekatzenland.
    Kelly und Katie und die kleine graue Klau
    Ziehn zusammen ins Schnurrland, dort ist das Gras so blau.
    Der Himmel ist grün und die Katzen
    Schwarz-grau-weiß, lieb und verschmust, aber manchmal, wie es heißt,
    Öfter
    Oho!
    Auch dreist.«
    Sie lächelte Nate an, machte ein paar Tanzschritte auf der Stelle und beendete das Lied.
    Er applaudierte. »He, das war toll!«
    »Vielleicht ein bisschen albern …«
    »Hast du es geschrieben?«
    »Ja, ich schreibe eine Menge Lieder. Dieses ist eigentlich für Kinder, falls dir das nicht aufgefallen ist. So was passiert ihnen halt.«
    »Wirklich? Sie treffen diesen Hund Toff?«
    »Aber sicher.«
    »Ich muss jetzt weiter, aber ich würde gern noch mehr davon hören.«
    »Wahrscheinlich bin ich auch morgen noch in der Gegend.«
    »Gut. Lauf nicht weg!« Er bückte sich und legte einen zusammengefalteten Geldschein in den Banjokasten.
    »Danke«, sagte sie.
    »Es war wirklich nett, dich zu treffen, Robin. Wir sehen uns morgen, ja?«
    Sie nickte. »Bis morgen. Und danke für die Hilfe.«
    »Jederzeit.« Er ging langsam weiter. »Bis bald!«
    »Bye.«
    Er hob die Hand zum Gruß, wandte sich dann um und ging in Richtung Haupttor.
    Poppinsack blinzelte zur Uhr hinter der Bar. »Aus heute«,

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