Die Gang: Roman (German Edition)
wenn du willst. Aber in deiner Verfassung solltest du nirgendwohin gehen.«
»Ich muss. Ich treffe mich mit jemandem. Wenn ich mit dem Rad fahre, komme ich zu spät.«
»Also gut. Geh schon mal ins Auto. Ich bin in einer Minute da.«
»Danke«, sagte er.
Er wartete im Wagen. Als er sich auf den Beifahrersitz setzte, fing die Spannung wieder an. Kleine Pickel hatten sich auf seinem Gesicht ausgebreitet. Ich bin nur nervös, sagte er sich. Ich kann nicht schon wieder müssen. Es wird aufhören, wenn ich erst dort bin. Mom kam und setzte sich hinter das Steuer. Sie fuhren los. »Bist du auch bestimmt okay?«, fragte sie.
»Ja.« Ob sie wohl die Pickel bemerkt hatte?
»Vielleicht hast du gar nichts Falsches gegessen«, sagte sie. »Es könnte sein, dass es dich aufregt, wieder dorthin zu gehen, nach dem, was gestern passiert ist.«
Er wusste, dass sie sich auf den Kampf mit den vier Punks bezog, auf nichts anderes.
»Vielleicht bin ich deshalb wirklich ein bisschen nervös«, gab er zu.
»Du musst vorsichtiger sein, Schatz. Offenbar halten sich eine ganze Menge übler Gestalten in dieser Gegend auf. Wie du ja selbst gesehen hast.«
»Ja.«
»Und ich bin nicht so sicher, ob dieser Cowboy einen guten Einfluss auf dich hat.«
»Du kennst ihn doch gar nicht.«
»Glaubst du, es wäre auch zu dem Kampf gekommen, wenn du allein gewesen wärst?«
»Wahrscheinlich«, log er. »Ich werde Cowboy heute sowieso nicht sehen. Er ist wohl immer noch im Krankenhaus.«
»Mit wem triffst du dich denn?«
»Mit einem Mädchen.«
Mom drehte sich zu ihm um. Sie lächelte und zog die Augenbrauen hoch, sah ebenso erfreut wie überrascht aus. »Ich wusste nicht, dass du dich mit Mädchen triffst.«
»Sie ist eine Bekannte von Cowboy. Sie ist wirklich nett«, fügte er schnell hinzu. Er war sich nicht sicher, ob er mit der Erwähnung von Cowboy nicht einen Fehler gemacht hatte. »Sie wird dir gefallen.«
»Wie heißt sie?«
»Shiner.«
»Hat sie keinen richtigen Namen?«
»Ich habe sie erst gestern getroffen.« Er merkte, dass die Krämpfe aufgehört hatten. Mom diese Dinge zu erklären schien ihn genügend abzulenken.
»Ist sie so alt wie du?«
»Ja, vermutlich.«
Sie erreichten die Hauptstraße am Fuß des Hügels, und Mom hielt an einer roten Ampel. »Ist sie hübsch?«
Er hätte beinahe gesagt, dass er sie nur im Dunkeln gesehen hatte, hielt sich aber noch rechtzeitig zurück. »Ja, irgendwie schon.«
»Also, das finde ich toll. Es wurde Zeit, dass du ein nettes Mädchen kennenlernst. Ich würde sie gern irgendwann treffen. Vielleicht solltest du sie an einem der nächsten Tage zum Abendessen einladen.«
»Mom, ich kenne sie ja kaum!«
Die Ampel wurde grün. Sie fuhr weiter und bog links ab, in Richtung Funland.
»Irgendwas verschweigst du mir, Jeremy.«
Das ist die Untertreibung des Jahres, dachte er.
»Gibt es irgendetwas an Shiner, was nicht … stimmt?«
»Nein.«
»Sie ist keine Rumtreiberin oder Kriminelle?«
»Ich habe dir doch gesagt, du würdest sie mögen.«
»Warum willst du sie dann nicht einladen?«
»Ich will ja. Aber ich habe dir schon gesagt, dass wir uns gerade erst kennengelernt haben. Ich kann sie doch nicht gleich einladen! Das würde einen komischen Eindruck machen.«
»Wenn du Angst hast, dass sie mir nicht gefällt …«
»Das ist es nicht. Gott im Himmel! «
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Wenn du dich wegen diesem Mädchen so schämst, dass du nicht zulässt, dass deine eigene Mutter sie kennenlernt, dann stimmt da etwas ganz und gar nicht, und du solltest besser noch mal nachdenken, bevor du dich mit ihr einlässt. Wir sind erst ein paar Tage in dieser Stadt, und schon bist du in Schwierigkeiten geraten. Ich bin wirklich nicht sicher, ob deine neuen Freunde der richtige Umgang für dich sind.«
»Es sind ganz normale Kids.«
»Mit merkwürdigen Spitznamen. Du bist nicht an eine Bande geraten?«
»Nein. Das ist doch lächerlich.«
»Ich möchte diese Shiner kennenlernen.«
»Okay, okay. Ich werde sehen, ob sie irgendwann mal vorbeikommen will.«
»Ich will sie heute treffen.« Sie fuhr langsamer, als sie sich dem Parkplatz näherten.
»Du kannst mich einfach da vorne rauslassen«, sagte Jeremy.
»Ich denke, ich werde dich begleiten und mir dieses Mädchen ansehen.«
»Du meinst jetzt? «
Sie nickte, fuhr auf den Parkplatz und ließ sich von dem Mann neben der Bude einen Parkschein geben.
»Mom, nein! O Gott! Du wirst alles verderben!«
»Du bist erst sechzehn.
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