Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
dort bleiben.«
    »Nur den ganzen Sommer lang, zu meinem Glück.«
    »Wenn du Funland so vermisst, dann geh doch an meinen freien Tagen. Oder abends, solange du nicht allein hingehst.«
    »Jedenfalls sollte ich jetzt besser verschwinden, sonst komme ich noch zu spät«, sagte Debbie. »Mach’s gut. Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.«
    »Ha, ha.«
    Debbie hob grüßend die Hand und verließ dann das Zimmer. Joan blieb auf dem Boden sitzen und machte ein paar Dehnübungen, bis sie das Auto abfahren hörte. Dann ging sie in ihr Schlafzimmer. In ihrem Magen flatterten Schmetterlinge, als sie sich auf die Bettkante setzte und das Telefon auf den Schoß nahm.
    Blöd, so kribbelig zu sein, weil ich Dave anrufe, dachte sie.
    Sie starrte das Telefon an.
    Zum Teufel, ich bin doch kein verdammter Teenager. Sie atmete tief durch, hob den Hörer hoch und wählte. Sie ließ es achtmal klingeln, dann legte sie wieder auf.
    Okay. Er ist also nicht zu Hause. Ist ja toll. Aber das bedeutet nicht, dass er sich immer noch bei Gloria aufhält. Und selbst wenn, was soll’s? Angst, dass sie sich wieder versöhnen?
    Unwahrscheinlich.
    Warum bist du da so sicher? Verdammt, sie sind vor ein paar Tagen noch fest miteinander gegangen. Und er hängt offensichtlich noch immer an ihr, sonst wäre er nicht so ärgerlich geworden, als ich ihm von der Verkleidungsaktion des Miststücks erzählt habe.
    Er war aus dem gleichen Grund verärgert wie ich – weil er sich verantwortlich fühlt.
    Joan wünschte, sie hätten das Mittagessen ausfallen lassen und wären gleich losgegangen, um Gloria zu finden. Aber das hatte Dave nicht gewollt. »Ich will verdammt sein, wenn ich mir die Mittagspause damit verderbe, hinter ihr herzujagen. Wenn sie ein derartiges Theater veranstalten will, dann ist das ihre Sache.« Aber die Mittagspause war ohnehin verdorben. Joan war zu ärgerlich gewesen wegen Gloria, um das Gyros genießen zu können, und wahrscheinlich war auch Daves Appetit einigermaßen verdorben. Von Sorge und Ärger wird Essen leicht fade.
    Als sie mit dem Essen fertig waren, gingen sie zum Eingang von Funland. Joan wartete an der Kartenbude, und Dave stieg die Treppe hinunter. Aber schon nach einer Minute kam er zurück und erklärte, dass Gloria nicht mehr da war. Sie nahmen ihren Rundgang wieder auf und erwarteten, Gloria irgendwo auf der Promenade zu begegnen. Während des Nachmittags sahen sie acht oder zehn heruntergekommene Typen. Aber nicht Gloria.
    Am Ende ihrer Schicht hatte Dave erklärt, dass er noch in Glorias Wohnung vorbeischauen und ihr ordentlich die Meinung sagen wollte. Er schien alles andere als versessen darauf zu sein, aber beide wussten, dass es getan werden musste.
    Sie hatte den Laufpass bekommen und es überhaupt nicht gut aufgenommen.
    Und es war Joans und Daves Schuld.
    Sie würden dafür verantwortlich sein, wenn Gloria bei ihrer »Undercover-Arbeit« verprügelt oder vergewaltigt würde oder noch Schlimmeres.
    Jemand musste ihr den Kopf geraderücken, und so traf es eben Dave.
    Joan starrte das Telefon an und fragte sich, ob sie es wohl noch einmal versuchen sollte. Vielleicht war Dave unter der Dusche gewesen.
    Vielleicht sollte ich mich duschen und es dann noch einmal versuchen.
    Wäre sie doch nur mit ihm gegangen! Aber Dave hatte sie nicht darum gebeten, und sie hatte es nicht angeboten. Je weniger Gloria von ihr zu sehen bekam, desto besser. Das war offensichtlich.
    Sie stellte das Telefon auf den Nachttisch, stand auf und ging ins Bad. Sie schloss die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel um.
    Die starke harte Polizistin schließt sich ein, dachte sie.
    Sie schloss sich immer ein, wenn sie duschte oder ein Bad nahm. Immer wenn sie allein zu Haus war.
    Es war ihr unheimlich. Es hatte damit zu tun, vom Rest des Hauses abgeschlossen zu sein und wegen des Wassergeräuschs nicht hören zu können, was da vorging. Es hatte mit einem Film namens Psycho zu tun.
    Die Luft war noch feucht von Debbies Bad. Sie zog Schuhe und Strümpfe aus, hängte den Trainingsanzug an den Türknauf und ging zur Wanne. Auf der Badematte waren immer noch Debbies Fußabdrücke zu sehen, und die Matte war noch feucht, wo sie gestanden hatte.
    Joan beugte sich nach vorn, griff nach dem Heißwasserhahn und zuckte zusammen, als es an der Haustür klingelte. Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus.
    Es klingelte wieder.
    Sie zog eine Grimasse und erhob sich.
    Tolles Timing, dachte sie. Gerade jetzt, wo ich mich ausgezogen

Weitere Kostenlose Bücher