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Die Gartenparty

Die Gartenparty

Titel: Die Gartenparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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großartige Frau, und beide sind ein ganz reizendes Paar. Aber wenn sie anfangen, sich gegenseitig anzugiften, dann schafft das eine etwas gespannte Atmosphäre.«
    Nancy mußte zugeben, daß das stimmte, doch sie gab es nur heimlich zu, ganz für sich. Sie fand, Jack Richmond hätte so etwas über Lila und Larry Connor nicht sagen dürfen, auch wenn es der Wahrheit entsprach. Gewiß, man spürte, daß die beiden in gewisser Weise verbittert waren, und diese Bitterkeit kam oft urplötzlich zum Ausbruch, wenn sie etwas getrunken hatten. Nancy nahm an, das kam davon, daß Lila nicht gerade vorsichtig war in der Wahl der Männer, für die sie ihren recht beachtlichen Sex-Appeal in Aktion treten ließ. Immerhin, Larry war seinerseits in gewissen Situationen auch nicht gerade mit Hemmungen belastet, was Nancy aufgrund persönlicher Erfahrungen bescheinigen konnte. Doch wie dem auch sei, sie glaubte nicht, daß Lila eine echte Nymphomanin war. Im Gegenteil, sie hegte sogar den Verdacht, daß Lila unter ihrer fast fiebrig wirkenden Oberfläche eher eiskalt war; jedenfalls machte Lila manchmal auf sie den Eindruck einer grausam-falschen Schlange. Zum Beispiel, wie sie den armen, alten Stanley Walters bearbeitete. Stanley war in keiner Weise ein Idealbild von Mann, ganz gewiß nicht, und es war ekelhaft, wie Lila ihn manchmal vorsätzlich dermaßen in Erregung versetzte, daß er das bißchen Verstand, das er besaß, dann auch noch verlor. Nancy hatte das Gefühl, daß sie das nur tat, um Stanleys Frau zu ärgern; vermutlich kam es Lila gar nicht zu Bewußtsein, wie grausam ihr Verhalten Stanley gegenüber war, der von Lila immer wieder enttäuscht und dem von Mae ständig die Hölle heißgemacht wurde, und der so in zweifacher Hinsicht das Opfer war. Nancy zuckte die Achseln. Sie mochte Lila trotz allem, und sie beabsichtigte nicht, das Thema, das Jack Richmond angeschnitten hatte, weiterzuverfolgen.
    Glücklicherweise kam in diesem Augenblick Vera Richmond mit einer Riesenschüssel Tomaten-, Gurken- und Zwiebelsalat aus dem Haus. Sie stellte die Schüssel auf ein Tischchen, und Nancy begrüßte sie und fragte, ob sie ihr helfen könne. Ja, sagte Vera, das könne sie.
    »Mein Gott, Nancy!« sagte Vera. »Was hast du für herrlich braune Beine! Es ist richtig gemein von dir, Shorts zu tragen und uns andere hier alle in den Schatten zu stellen.«
    Vera trug selber Shorts, und sie bewunderte Nancys Beine lediglich deshalb in so großzügiger Weise, weil sie, was ihre eigenen betraf, auch nichts zu fürchten hatte. Veras Gesicht wurde beherrscht von einer zu großen Nase und zu viel Zähnen, doch ihre Beine waren lang und schön, und wenn sie nicht ganz so gut waren wie Nancys, dann nur höchstens soviel, daß man gewiß keine Staatsaktion daraus zu machen brauchte.
    Nancy machte auch eine dahingehende Bemerkung, und Vera lachte und zeigte dabei ihre langen Schneidezähne. Sie nahm Nancy mit in die Küche, wo weitere Platten, Schüsseln und Teller mit allerlei Leckerbissen bereitstanden. Auf eines durfte man sich bei Vera Richmond verlassen: Auf ihren Partys gab es stets nur das Beste vom Besten. Selbst bei einer so kleinen Sache wie dieser, wo nur ein paar Nachbarn zum Bulettenessen kamen. Kein Gedanke an Hackfleisch, das zu fünfzig Prozent aus Fett bestand! Vera kaufte immer das teuerste Rindfleisch und reichte die köstlichsten Beigaben dazu. Sie war Krankenschwester an dem Krankenhaus gewesen, an dem Jack Richmond hospitiert hatte und kam aus einer sehr armen Familie, deren zahlreiche Kinder niemals genug zu essen bekommen hatten.
    Noch zweimal gingen sie hin und her, dann war alles draußen auf der Terrasse. Inzwischen waren auch Lila und Larry Connor herübergekommen und ebenfalls Mae und Stanley Walters von jenseits des Gäßchens. Lila unterhielt sich mit David, Larry sprach mit Mae, und Stanley stand am Grill bei Jack, der aus einem tragbaren Eiskasten die saftigen, dunkelroten Fleischklopse nahm und sie nebeneinander auf den Rost legte.
    »Also«, sagte Nancy, »wieso kriegen eigentlich ausgerechnet die, die alle Arbeit tun, kein Bier?«
    Sofort ging Stanley Walters ans Faß, zapfte zwei Glas Bier und reichte sie Vera und Nancy mit einer Bewegung, die er für galant-schwungvoll hielt. Stanley war unbeholfen und fett, und alles, was er tat, wirkte wie unbeabsichtigte, doch eher absurde als komische Clownerie. Er war als Manager der Filiale eines Schuhladenunternehmens in die Stadt gekommen, hatte aber bald seinen Job

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